- Eine Leitzinserhöhung der EZB wird für Donnerstag erwartet.
- Für Verbraucher hat die erwartete Zinserhöhung vielfältige Auswirkungen.
- Welche genau, erfahren Sie hier.
Seit gut sechs Jahren liegt der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bei null Prozent - beim nächsten Treffen des EZB-Rats am kommenden Donnerstag soll sich dies jedoch ändern. Nachdem weltweit Zentralbanken die Leitzinsen bereits deutlich erhöht haben, steht damit auch die Zinswende in der Eurozone kurz bevor. Für Verbraucher hat die erwartete Zinserhöhung vielfältige Auswirkungen.
Bankkonten
Die Zinswende bedeutet: Niedrigstzinsen auf Tagesgeld- und Festgeldkonten oder gar Negativzinsen auf Konten, die einen bestimmten Freibetrag überschreiten, könnten der Vergangenheit angehören. Aufgrund der Negativzinsen entstehen den Banken aktuell Kosten, die sie oftmals in Form von Verwahrentgelten oder Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben.
Damit sollte nun Schluss sein - laut dem Vergleichsportal Verivox haben bereits 49 Banken in Deutschland die Negativzinsen ganz oder teilweise abgeschafft. Seit Ende April strichen demnach 34 Banken ihre Negativzinsen komplett, weitere 15 Banken hoben die Freibeträge deutlich an, so dass ein Grossteil der Kundinnen und Kunden keine Negativzinsen mehr zahlen muss. Trotzdem verlangen demnach noch immer 426 Banken Negativzinsen.
Zinsen
Für Sparer ist die Zinswende ebenfalls eine gute Nachricht - die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten dürften steigen, bereits jetzt zeigen sich erste entsprechende Tendenzen. Allerdings bedeutet die aktuell hohe Inflationsrate von 7,6 Prozent im Juni, dass der Realzins auch weiterhin im negativen Bereich bleiben wird.
Im Schnitt zahlen die Banken in Deutschland laut dem Vergleichsportal Verivox aktuell bis zu 1,3 Prozent Zinsen für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit - noch zu Beginn des zweiten Quartals betrugen die besten Angebote lediglich 0,41 Prozent. Bei ausländischen Banken lag der Zinssatz teilweise mit 1,6 Prozent noch höher.
Bei Tagesgeldkonten werden hingegen noch deutlich niedrigere Zinsen von durchschnittlich 0,05 Prozent gezahlt. Sparerinnen und Sparer sollten deshalb möglichst wenig Geld auf dem Tagesgeld- oder Girokonto parken. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die Bundesbank mit einer Inflationsrate von 7,1 Prozent - 10.000 Euro auf einem unverzinsten Girokonto würden somit in einem Jahr 663 Euro an Wert verlieren.
Kredite
Für Kreditnehmer bedeutet die Zinswende vor allen Dingen steigende Kosten. So sind die Bauzinsen zwischen Januar und Juni 2022 laut dem Internetportal Finanztip auf den höchsten Stand seit zehn Jahren angestiegen. Für einen Kredit mit fünf Jahren Laufzeit wurden Anfang Juli im Schnitt circa 3,2 Prozent Zinsen fällig, bei einer Laufzeit von zehn Jahren waren es 3,3 Prozent. Wer den Kredit über einen deutlich längeren Zeitraum von 20 Jahren abbezahlt, muss mit einem Zinssatz von circa 3,8 Prozent rechnen.
Die Zinssätze liegen aktuell somit wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor zehn Jahren. Damit sind sie trotz allem noch vergleichsweise billig: In den 70er und frühen 80er Jahren wurden für Kredite teilweise Zinsen von zehn bis elf Prozent pro Jahr fällig.
Verbraucherpreise
Mit sinkenden Preisen und Lebenshaltungskosten können Verbraucherinnen und Verbraucher auch nach der voraussichtlichen Zinserhöhung der EZB am Donnerstag nicht rechnen. Die Inflation wird aktuell insbesondere von den hohen Energiepreisen getrieben: In diesem Bereich betrug die Teuerungsrate im Juni im Vormonatsvergleich stolze 38 Prozent, die Kosten von Haushaltsenergie stiegen um über 40 Prozent. Hintergrund sind die derzeit hohen Preise an den internationalen Rohstoffmärkten - auf diese hat die EZB aber keinen Einfluss.
Dämpfend könnte sich eine deutliche Entscheidung der EZB hingegen auf die Inflationserwartungen auswirken. Verhindert werden soll so eine Verstetigung der hohen Inflation durch eine Lohn-Preis-Spirale. Die EZB hat angekündigt, die Leitzinsen zunächst um 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen, einige Analysten halten auch eine deutlichere Erhöhung von 0,5 Punkten für denkbar. © AFP
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