Sommer, Sonne, sorgloses Reisen – so erträumen es sich viele. Doch mit einem Mietwagen im Urlaub kann es böse Überraschungen geben. Ungeplante Zusatzkosten, unverschämte Nachforderungen für angeblich neue Kratzer im Lack. Viele dieser Probleme lassen sich verhindern.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wenn es um Urlaub geht, ist jeder anders gestrickt: Die einen schwören auf das Gemeinschaftserlebnis bei Gruppenwanderungen, andere suchen Komplettentspannung beim Pauschalurlaub im Rundum-Sorglos-Hotel. Andere wiederum reizt es, selbst organisiert auf eigene Faust fremde Länder zu durchstreifen. An dieser Stelle kommt der Mietwagen ins Spiel.

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Andere Länder, andere Sitten – das gilt auch bei Mietwagen. Leider! Möchte ich anfügen. Wer hat schon Lust, sich mit dem System der Haftpflichtversicherung in Bulgarien oder den Feinheiten des Vollkaskoschutzes in Brasilien zu beschäftigen? Ich jedenfalls nicht. Ganz abgesehen davon, dass Unterbodenversicherung nicht im Reisewörterbuch steht, wie ich vor einigen Jahren schmerzlich erfahren musste, als ich kurz vor einem Traumstrand in der Nähe von Rio de Janeiro unsanft Bekanntschaft mit einer Bodenwelle machte.

Das Internet hat die Sache glücklicherweise deutlich vereinfacht. Für jedes nennenswerte Reiseland können Urlauber einen Mietwagen bequem von zu Hause buchen – und das finanzielle Risiko stark verringern, wenn sie auf ein paar wichtige Punkte achten. Finanztest hat sie alle zusammengestellt. Hier die wichtigsten vier:

Tipp 1: Die richtigen Einstellungen bei Mietwagenportalen wählen

Eine Beule, eine zerbrochene Scheibe, Kratzer – das ist schnell passiert, gerade abseits der grossen Strassen und mit einem geliehenen Auto in einem fremden Land. Um sich im Getümmel eines Urlaubsorts nicht auch noch um den Lack des Gefährts sorgen zu müssen, ist eine Vollkaskoversicherung empfehlenswert, am besten plus Glas-, Reifen- und Unterbodenschutz. Beides kann man bei Portalen einfach anklicken. Bei Check24 etwa gibt es den Filter "Stiftung Warentest Kriterien": Wählt man ihn aus, erhalten Interessierte nur Angebote, die eine Vollkaskoversicherung enthalten. Gleich darunter kann man noch Reifen-, Glas- und Unterbodenschutz anklicken, und schon geht die Buchung weiter.

Noch ein Tipp: Im Test der Stiftung Warentest von 2022 sehen Sie, welche Mietwagenportale empfehlenswert sind.

Tipp 2: Ausreichende Deckungssumme bei der Haftpflicht buchen

In einigen Urlaubsländern ist die gesetzliche Mindestdeckung der Haftpflichtversicherung zu niedrig oder es ist gar keine vorgeschrieben. Dass man in Brasilien und Chile Autos ganz ohne Haftpflichtschutz mieten kann, interessiert nur eine kleine Minderheit. Aber auch auf Zypern gibt es Angebote mit einer Haftungssumme von nur 100.000 Euro – das ist viel zu niedrig. Wer ein paar Euro mehr ausgibt, findet Anbieter, die eine deutlich höhere Haftungssumme bieten. Und noch eine Möglichkeit gibt es: Wer in Deutschland ein Auto besitzt, ist in der EU teilweise über seine heimische Kfz-Haftpflicht abgesichert: Die sogenannte Mallorca-Police deckt auch Mietwagenunfälle innerhalb Europas, manchmal auch in der Türkei ab.

Tipp 3: Zusatzkosten für Navi, Kindersitze oder Zweitfahrer beachten

Mietwagenfirmen sind wie Eissalons: Sie verdienen am besten an den Extras. Was beim Eis die Schokostreusel, sind beim Mietwagen Kindersitze, Navigationsgerät und Zweitfahrer. Sie meinen, das kann man nicht vergleichen? Ich lasse eine zehnköpfige Kindergruppe ja auch nicht nach Belieben Eis-Toppings ordern. Am sichersten sind klare Ansagen. Bei Mietwagenportalen heisst das: Extras am besten gleich bei der Buchung mitbestellen, um nicht von hohen Zusatzkosten überrascht zu werden.

Tipp 4: Abholzeit grosszügig kalkulieren

Eine besonders fiese Mietwagenfalle lauert nach der Buchung: beim Abholen des Vehikels. Verspäten sich Kunden, ohne die Mietwagenfirma vor Ort zu benachrichtigen, kann es sein, dass ihr Auto weg ist – und sie auch noch einen Teil der Mietkosten zahlen müssen. Deshalb ist es wichtig, die Abholzeit grosszügig genug zu kalkulieren und – beispielsweise bei der Einreise in die USA – genug Zeit für die Einreisekontrollen einzurechnen.

Die besten Tipps helfen nichts, wenn man – wie ich gelegentlich – beim Packen mit den Gedanken woanders ist. Legendär die Verhandlungen mit dem Menschen am Abholschalter in San Francisco, weil ich zwar die Kreditkarte dabeihatte, auf die das Auto reserviert war, nicht aber meinen internationalen Führerschein. Mein Mann wiederum hatte seinen Führerschein, aber keine Kreditkarte. Die Schlange hinter uns wurde immer länger, und am Ende liess sich alles lösen. Seitdem kontrolliere ich dreimal, ob ich alle Dokumente eingepackt habe – denn Stress zum Urlaubsstart ist das Letzte, was ich brauche.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von Finanztest und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
  • Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

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