Berlin - Fenster austauschen, ein neuer Boden im Bad oder eine neue Dämmung: Wer eine Sanierung im Haus plant oder sogar selbst ausführen will, sollte sich gut mit den bauphysikalischen Zusammenhängen auskennen.
Zwar können solche Massnahmen beitragen, den energetischen Zustand des Hauses zu verbessern – und so Energiekosten einzusparen. Doch werden die Arbeiten nicht sauber und fachgerecht ausgeführt, kann im Haus plötzlich Schimmel auftauchen.
Das passiert beispielsweise, wenn Feuchtigkeit ins Gebäude eindringt. Denn Schimmel braucht Feuchtigkeit zum Wachsen. Das Problem: "Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen können, über die Luft eingeatmet, allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen", schreibt das Umweltbundesamt.
Ursachen erkennen
Durch Baufehler, aber auch durch Wasserschäden, können Bedingungen entstehen, in denen Schimmel besonders gut gedeiht. "Dann ist es wichtig, die wirkliche Ursache ausfindig zu machen und dauerhaft zu beseitigen, um den Schaden nicht nur oberflächlich zu verdecken", rät Corinna Merzyn, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Privater Bauherren (VPB).
Fatal sind bei einer Sanierung manchmal auch schon kleine Beschädigungen der sogenannten luftdichten Ebene – wenn hier permanent ein kalter Luftstrom eindringt, könne das zu einem sich ausbreitenden Schimmelbefall im Verborgenen führen, der oft viel zu spät entdeckt werde, so Merzyn.
Typische Fehler, die nach einer Sanierung auftreten können, im Überblick – sowie Tipps, was Sie vorbeugend machen können und was hilft, wenn das Problem schon da ist.
1. Fenstertausch
Werden alte Fenster gegen moderne, energieeffiziente Varianten getauscht, ist die Gebäudehülle anschliessend häufig nahezu luftdicht. "Das hat den Vorteil, dass im Winter die warme Raumluft in der Wohnung bleibt, und so unerwünschte Energieverluste vermieden werden", so Frank Hettler, Leiter des Informationsprogramms "Zukunft Altbau", das das Umweltministerium Baden-Württemberg fördert.
Allerdings kann es auch zu Problemen führen: "Während früher durch undichte Stellen an Fenstern und Mauerwerksanschlüssen ein kontinuierlicher Luftaustausch stattfand, ist dieser nun stark reduziert", erklärt Erik Stange, Pressesprecher des Bauherren-Schutzbundes.
Wird im Winter dann nur unzureichend gelüftet, kann es passieren, dass warme, feuchte Innenluft an kalten Wänden kondensiert. Und dies kann das Risiko erhöhen, dass sich Schimmel bildet, erklärt Stange. Ein regelmässiger Luftaustausch ist daher unerlässlich – entweder indem man die Fenster öffnet oder durch eine Lüftungsanlage.
Um ein Auskühlen der Aussenwände im Winter zu verhindern und so das ganze Schimmelproblem zu vermeiden, lautet der Tipp einstimmig: Den Fenstertausch mit einer Fassadendämmung kombinieren.
2. Fassadendämmung
Auch bei der Fassadendämmung können Fehler passieren, etwa Wärmebrücken. "Eine Wärmebrücke ist ein Bereich im Haus, durch den die Wärme schneller nach aussen transportiert wird als durch die angrenzenden Bauteile", erklärt Hettler.
Mit fatalen Folgen: An den betroffenen Stellen herrschen niedrigere Temperaturen als sonst an der Wandoberfläche – neben Wärmeverlusten und einem höheren Energieverbrauch besteht Hettler zufolge auch die Gefahr von zu viel Feuchtigkeit sowie Schimmel.
Solche Wärmebrücken entstehen typischerweise, wenn die Dämmung nicht durchgehend angebracht werden kann, etwa bei Häusern mit Vordach. Oder in älteren Gebäuden, wenn es durchgehende Balkonplatten gibt.
Hettler rät, vor allem in der Etage unterhalb des Balkons die innere Deckenwandkante zu dämmen. "Auch im Raum, an dem sich der Balkon befindet, sollte man prüfen, ob hier eine Innendämmung erforderlich ist." Oder der Balkon wird ober- und unterseitig gedämmt – dafür muss aber die Höhe zwischen Balkonplatte und Fussbodenbelag ausreichend sein. Denn sonst kann eine Stufe zum Balkon entstehen.
Ein Vordach etwa aus Metall kann laut Hettler "abgebaut und mit einer thermischen Trennung im Zuge der Fassadensanierung wieder montiert werden" - wenn es nicht ohnehin erneuert wird. Alternativ könne auch hier eine Innendämmung die Schimmelgefahr reduzieren.
Wichtig bei der Fassadendämmung ist zudem, im Bereich des Sockels eine Abdichtung anzubringen. Tipp: Bevor die Fassaden-Dämmplatten angebracht werden, sollten Fachleute das Mauerwerk mit Hilfe eines Anstrichs abdichten, rät Hettler. Und so den Sockelbereich vor eindringendem Wasser schützen.
3. Duschbodenerneuerung
Will man im Bad eine alte Duschwanne durch einen bodengleich gefliesten Duschbereich ersetzen, sei eine sorgfältige Abdichtung des Untergrunds unerlässlich, so Stange.
Denn: "Anders als eine Duschwanne sind Fliesen nicht wasserdicht. Ohne eine fachgerechte Abdichtung kann Wasser in die Deckenkonstruktion eindringen und schnell zur Schimmelbildung sowie zu Wasserschäden führen", erklärt Stange.
Daher müssen sowohl der Unterbau der Fliesen als auch die angrenzenden Wandbereiche absolut dicht ausgeführt werden, um einen wasserdichten Duschbereich zu gewährleisten.
4. Dachdämmung
Die oberste Geschossdecke dämmen - diese Massnahme übernehmen viele Eigenheimbesitzer selbst. Doch auch dabei können Fehler passieren - etwa, wenn man die sogenannte Dampfbremse vergisst. "Diese spezielle Folie verhindert, dass feuchtwarme Luft aus den unteren Räumen in die Dämmung auf dem Dachboden eindringt", erklärt Stange.
Wird also die oberste Geschossdecke gedämmt, ist entscheidend, dass man zwischen der Rohdecke und der Dämmung eine sogenannte Dampfbremse einbaut. Andernfalls könne die Feuchtigkeit dort kondensieren, die Dämmung durchfeuchten und ebenfalls zur Schimmelbildung führen, so Stange.
Wichtig: Die Dampfbremse muss sorgfältig und absolut luftdicht an allen Rändern der Geschossdecke verklebt werden. Erst danach werden Stange zufolge die Dämmplatten verlegt, um einen effektiven Schutz vor aufsteigender Feuchtigkeit sicherzustellen. © Deutsche Presse-Agentur
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