Wiesbaden (dpa) - Die kurzzeitige Entspannung bei den Verbraucherpreisen ist verpufft: Getrieben von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen sprang die jährliche Teuerungsrate im August wieder auf 7,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag (13. September) anhand detaillierter Berechnungen bestätigte. Volkswirte rechnen mit zweistelligen Inflationsraten in den nächsten Monaten.

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Nach 7,9 Prozent im Mai hatte sich der Preisauftrieb abgeschwächt. Im Juni betrug die Inflationsrate 7,6 Prozent, im Juli 7,5 Prozent. Für etwas Entlastung sorgten der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Tankrabatt sowie das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr. Beide Massnahmen liefen Ende August aus.

Ökonomen rechnen allein deshalb in den nächsten Monaten mit weiter steigenden Verbraucherpreisen. Gaskunden drohen zudem weiter anziehende Preise wegen der Gasumlage, die es Gasversorgern ermöglicht, Mehrkosten an ihre Kunden weiterzugeben.

Bis zu 10 Prozent Inflation möglich

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel geht davon aus, dass die Inflation im Dezember mit mehr als 10 Prozent ihren Höhepunkt erreichen könnte. Allerdings erwartet die Bundesbank auch für 2023 mit voraussichtlich mehr als 6 Prozent Jahresteuerung eine deutlich erhöhte Inflation in Europas grösster Volkswirtschaft.

Die Europäische Zentralbank (EZB), die sich nach langem Zögern mit höheren Zinsen gegen die rekordhohe Inflation stemmt, strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent Inflation an. Im August betrug der für die Geldpolitik massgebliche Index HVPI für Deutschland 8,8 Prozent.

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man in der Zeitreihe bis in den Winter 1973/1974 während der Ölkrise zurückgehen, um ähnlich hohe Werte zu finden.

Ersparnisse schmelzen

Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger leisten können. "Die hohen Inflationsraten lassen die realen Einkommen der privaten Haushalte sowie deren Ersparnisse dahinschmelzen und reduzieren ihre Kaufkraft", hatte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser am Montag erklärt. Das neue Entlastungspaket der Bundesregierung werde dies "bei weitem nicht ausgleichen".

Seit Monaten sind Energie und Lebensmittel die grössten Preistreiber. Der russische Angriff auf die Ukraine sowie Lieferengpässe haben die bereits angespannte Lage verschärft. Im August 2022 lagen die Energiepreise in Deutschland nach Berechnungen der Wiesbadener Statistiker um 35,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie vor Jahresfrist (plus 111,5 Prozent), die Erdgaspreise zogen um 83,8 Prozent an.

Für Strom mussten Verbraucher 16,6 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe waren um 16,5 Prozent teurer. "Die Preiserhöhung für Energieprodukte lag somit trotz der Entlastungsmassnahmen über der Gesamtteuerung", bilanzierte das Bundesamt. Hauptursache sei der starke Anstieg der internationalen Einkaufspreise.

Nahrungsmittel werden teurer

Bei Nahrungsmitteln verstärkte sich der Preisauftrieb im sechsten Monat in Folge, die Preise zogen im August mit 16,6 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich an. Erheblich mehr zahlen mussten Konsumenten zum Beispiel für Speisefette und -öle (plus 44,5 Prozent) sowie für Molkereiprodukte und Eier (plus 26,8 Prozent).

Insgesamt legten die Verbraucherpreise in Deutschland von Juli auf August des laufenden Jahres um 0,3 Prozent zu. Auch hierbei bestätigte das Bundesamt seine vor zwei Wochen veröffentlichten vorläufigen Zahlen.

Einer aktuellen Umfrage zufolge erwarten inzwischen fast vier vonzehn Menschen in Deutschland (38 Prozent), dass sich ihre finanzielleSituation verschlechtern wird. Das seien nochmal zehn Prozentpunktemehr als im Vorquartal, teilte Union Investment als Auftraggeber mit.Die Zahl der Pessimisten unter den gut 1000 Befragten war den Angabenzufolge mehr als drei Mal so hoch wie die Zahl derjenigen, dieoptimistisch nach vorne blicken (12 Prozent).

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