In der EU sind teure Kostenfallen bei der Handynutzung inzwischen kein Thema mehr, denken Sie? Ein paar Fallstricke gibt es immer noch – und dann wären da noch die Länder ausserhalb der EU. Fünf Tipps, damit der Mobilfunk im Urlaub nicht teurer wird als gedacht.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wie schnell es gehen kann, dass man in einem teuren ausländischen Mobilfunknetz landet, habe ich neulich erst am Bodensee gesehen. Auf der deutschen Seite, wohlgemerkt. Beim Tretbootfahren landen zwei SMS auf meinem Handy, die ich ignoriere, ich bin ja im Urlaub.

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Erst viel später sehe ich nach, wer mir geschrieben hat: Mein Mobilfunkanbieter begrüsst mich mit einem fröhlichen "Willkommen in der Schweiz!" Ich befinde mich weiterhin auf der deutschen Seite des Sees, und trotzdem informiert er mich, dass für Telefonieren und Surfen jetzt satte Gebühren fällig werden.

Zum Glück hatte ich das Handy zwischendurch nicht benutzt und es hatten sich auch keine Apps im Hintergrund aktualisiert und dabei Daten gefressen. Also schnell in die Einstellungen und Datenroaming ausschalten (eine Anleitung dazu gibt es hier), ausserdem die Funktion "automatische Netzwahl" deaktivieren – dann bleibt das Handy im deutschen Netz, auch wenn die Schweizer Antennen stärkere Signale senden.

Wie viele von uns habe ich die hohen Kosten für den Mobilfunk im Ausland inzwischen kaum noch auf dem Schirm, weil das Thema innerhalb der EU komfortabel gelöst ist: Hier hat man die gleichen Konditionen wie im Heimatland – Kostenfalle, ade.

Doch ein paar kritische Punkte gibt es noch. Fähren, Schiffe und Flugzeuge sind notorisch teuer, selbst wenn sie in der EU unterwegs sind, Grenzgebiete wie der Bodensee können ein Problem sein, und dann sind da noch die Länder ausserhalb der EU. "Finanztest" hat die Problemzonen zusammengestellt.

Die fünf wichtigsten Kostenfallen und wie Sie sie umgehen:

1. Grenzregionen zu Nicht-EU-Ländern

Ausser der Schweiz, die nicht in der EU ist, gibt es noch ein paar Regionen, in denen Reisende vorher die Bedingungen ihres Anbieters checken sollten. Im Fall der Schweiz telefonieren nur Telekom-Kundinnen und -Kunden zu den günstigen deutschen Konditionen. Sonderregeln gibt es auch für Monaco, San Marino, Andorra, die Isle of Man, die Kanalinseln, Gibraltar und Vatikanstadt.

Für sie alle gilt die EU-Roamingverordnung nicht. Einige Anbieter gewähren Vertragskunden freiwillig die EU-Tarife, andere nicht. Im Zweifelsfall gilt: In diesen Regionen und in Grenznähe besser das mobile Datenroaming ausschalten.

2. Fähren, Kreuzfahrtschiffe und Flugzeuge

Schiffe und Flugzeuge unterliegen ebenfalls nicht der EU-Roamingverordnung, selbst wenn sie in der EU unterwegs sind. Deshalb auch hier: Roaming vorsichtshalber ausschalten.

3. Funktion für WLAN-Telefonate ausschalten

Eine Falle, auf die ich nicht so schnell gekommen wäre: In einigen EU-Ländern zählen Telefonate übers WLAN – die man im Handy über ein Häkchen in den Einstellungen aktiviert – als teure Auslandsgespräche.

Für Menschen, die in ihrer Wohnung oder im Büro schlechten Mobilfunkempfang haben, ist das Telefonieren über WLAN ein wahrer Segen. Und im Ausland gibt es zum Glück die Möglichkeit, die Einstellung zu deaktivieren und ausschliesslich übers Mobilfunknetz zu telefonieren. Man muss nur dran denken.

4. Abfrage der Mobilbox

Ja, es gibt sie noch, die Menschen, die auf die Mobilbox sprechen und erwarten, dass man die Nachricht abhört. Ausserhalb der EU kann das Abfragen der Nachrichten teuer werden. Während das Handy auf Reisen geht, bleibt die Mailbox in Deutschland. Nutzerinnen und Nutzer zahlen bei Abfragen dreifach. Kostenpflichtig sind die Weiterleitung ins Auslandsnetz, die Umleitung zurück zur deutschen Mailbox und das Abhören. Pro Abfrage werden mehrere Euro fällig.

Die einfachste Lösung: Die Mobilbox während des Urlaubs abschalten. Bei den meisten Netzanbietern funktioniert das über die Tastenkombination ##002#.

5. Ausserhalb der EU günstig surfen und telefonieren

Um in Nicht-EU-Ländern wie den USA oder Thailand nicht aufs Handy verzichten zu müssen, gibt es zwei Möglichkeiten: eine lokale Sim-Karte nutzen oder eine elektronische Sim-Karte, die lediglich mobile Daten bietet.

Eine lokale Sim-Karte hat den Vorteil, dass man innerhalb des Urlaubslandes günstig telefonieren kann. Auslandsgespräche können trotzdem teuer werden. Ausserdem ist man dann nicht über die eigene Telefonnummer erreichbar – es sei denn, das Smartphone unterstützt zwei Sim-Karten.

Immer mehr Smartphones bieten die Möglichkeit, neben der herkömmlichen Plastik-Sim-Karte eine eSim hinzuzufügen. Der grosse Vorteil: kein Rumfummeln am Sim-Karten-Einschub, kein Risiko, dass Karte oder Handy beschädigt werden. Für viele Nicht-EU-Länder kann man eSim-Karten kaufen, die mobiles Surfen erlauben – entweder bereits zu Hause oder im Urlaubsland nach der Ankunft. Die Preise variieren je nach Anbieter. Für die USA beispielsweise gibt es sieben Tage unbegrenzte Daten für rund 25 Euro, ein 30 Tage gültiges 5-GB-Paket kostet um die 15 Euro.

Für meine Bodensee-Ausflüge habe ich gelernt, dass ich vorher einen Blick auf meine Roaming-Einstellungen werfe. Das tue ich auch, falls ich jemals in die Nähe von Andorra kommen sollte. Der vernetzte Urlaub kann kommen!

Verwendete Quellen

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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