Sie ist die aktuelle Nummer 1 der Shopping-Apps: Temu. Aber was genau hat es mit der App aus China auf sich? Wir haben uns die Plattform einmal genauer angeschaut und welche Erfahrungen mit Temu gemacht wurden.

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Vorbei sind die Zeiten, in denen WhatsApp, TikTok oder ChatGPT die Charts der Top-Gratis Apps in den App- und Play-Stores von iOS und Android anführten. Denn Deutschlands neue Nummer 1 heisst aktuell Temu – mehr als 50 Millionen Mal wurde das digitale Shopping-Portal bereits heruntergeladen. Was hat es mit der Shopping-App aus China auf sich, woher kommt der Hype und ist der Online-Marktplatz eigentlich seriös? Ein Überblick.

"Shoppe wie die Milliardäre" – getreu diesem Motto wirbt Temu, die Shopping-App aus China und lockt nicht nur mit Gratis-Versand, sondern zudem mit Schnäppchen "bis zu 90 Prozent Rabatt". Dabei muss man gar nicht zwingend reich, geschweige denn ein Milliardär sein, um bei Temu (ausgesprochen "Tii-Muh") den digitalen Warenkorb zu füllen.

Denn von einer Smartwatch für unter 15 Euro über ein Paar Socken für 64 Cent bis hin zu Sommersandalen für gerade einmal acht Euro bietet der Shop nicht nur schier unendlich viele Produkte aus verschiedensten Kategorien an, sondern zeichnet diese mit so günstigen Preisen aus, dass man nicht umhinkommt, sich zu fragen, ob der Store überhaupt echt ist. So viel sei an dieser Stelle gesagt: Temu ist echt. Und echt günstig allemal. Wer also auf der Suche nach Schnäppchen ist, wird bei Temu fündig – den einen oder anderen Haken an der Sache gibt es dennoch.

Die Temu-Philosophie: "Teams up – Price down"

Aber von vorne: Bei Temu handelt es sich um eine Tochterfirma des erfolgreichen chinesischen Shopping-Riesen Pinduoduo, die in den USA bereits seit Ende 2022 aktiv ist. Nun gilt es, sich auch in Europa zu etablieren – offensive Werbemassnahmen inklusive. Denn vor allem in den sozialen Netzwerken setzt die App auf häufige Werbeeinblendungen. Das Besondere an Temu: Es gibt keinen Zwischenhändler. Anders als etwa bei Konkurrent Amazon gibt es keine Warenlager.

Das bedeutet, die Produkte werden direkt von der Fabrik verkauft – auf diesem Prinzip beruhen etwa auch die Shoppingplattformen Wish oder AliExpress. Möglich macht dies das grosse Netzwerk an chinesischen Firmen, das der Mutterkonzern Pinduoduo sich aufgebaut hat. Das Online-Nachrichtenportal für Technologie- und Internet-Unternehmen "Techcrunch" geht jedoch davon aus, die Dumpingpreise könnten hochgradig subventioniert sein.

Apropos Dumpingpreise: Ein weiterer Grund für die teils absurd günstigen Preise ist die Philosophie, die Temu verfolgt. Denn diese lautet "Teams up – Price down". Bedeutet im Klartext: Nur gemeinsam ist es möglich, ein Produkt so günstig wie möglich an den Markt zu bringen. Oder anders formuliert: Je mehr Freunde und Freundinnen zur App hinzugefügt werden, fleissig Gutschein-Codes eingereicht und weitergegeben werden und je mehr Käuferinnen und Käufer ein Produkt hat, umso günstiger wird der Preis.

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Erfahrungen der Kunden: Lange Wartezeiten und zusätzliche Kosten

Wer sich die Temu-App auf sein Smartphone holt, wird schnell feststellen: Die Nutzerinnen und Nutzer navigieren sich nicht durch eine blosse Shopping-Plattform, sondern befinden sich mitten in der Welt der Rabatt-Codes, Coupons und "Spinning Wheels", um weitere Gutscheine für den Einkauf zu generieren. Diese gibt es jedoch erst dann, wenn man sich bei der App registriert hat – ein Vorgang, der ohnehin getätigt werden muss, um in den Bezahlvorgang zu gelangen.

Kommt es zu einem Kaufabschluss, ist in den meisten Fällen Geduld bei den Käuferinnen und Käufern gefragt. Denn da der Versand aus dem Ausland erfolgt, muss teils mit sehr langen Lieferzeiten gerechnet werden. Zwar werden die Produkte von Temu eigenen Angaben zufolge versandkostenfrei über Dienstleister wie DHL und Hermes verschickt, nichtsdestotrotz können zusätzlich zum Kaufpreis weitere Zoll- und Service-Gebühren anfallen, was den Effekt der vermeintlich eingesparten Lieferkosten aufhebt.

Negative Bewertungen von Temu bei "Trustpilot"

Von teils sehr langen Wartezeiten sowie zusätzlichen Kosten ist auch im Rahmen verschiedener Nutzerwertungen zu lesen. Das Portal "Trustpilot" bewertet Temu aktuell mit 3,3 von 5 Sternen (Stand: 28.6.). Somit erhält die Shopping-App die Bewertung "Akzeptabel". Auffällig ist hier, dass die 5-Sterne-Rezensionen häufig mit Gutscheincodes versehen sind – insofern ist es fraglich, inwiefern es sich hierbei nicht eher um Werbemassnahmen statt um authentische Nutzerbewertungen handelt.

Was kritisieren Temu-Käuferinnen und -Käufer neben verlängerten Wartezeiten und im Vorfeld nicht kommunizierten Mehrkosten noch? Wie die negativen Bewertungen bei "Trustpilot" zeigen, beklagen einige Kundinnen und Kunden beschädigte, stark vom Produktbild abweichende oder falsch gelieferte Artikel. Zudem seien einige Bestellungen niemals zugestellt worden. Neben undurchsichtigen Möglichkeiten zu einer Retoure kritisieren einige Verbraucher und Verbraucherinnen zudem einen sehr umständlichen bis teils wegen der Sprachbarriere unmöglichen Kontakt mit dem Kundenservice.

Wie steht es um den Datenschutz bei Temu?

Die Temu-App gilt als sehr neugierig. Im Zusammenhang mit Gutschein-Codes oder Gewinnspielen werden Nutzerinnen und Nutzer mit zahlreichen Pop-ups konfrontiert. Zudem erfordert Temu diverse Berechtigungen wie etwa den Zugang zum eigenen Fotoalbum, Videos oder dem Adressbuch. Sogar WLAN-Informationen fordert die App ein. Insofern sehen Expertinnen und Experten die Nutzung von Temu aus Datenschutzsicht kritisch, wie etwa eine Einschätzung des Tech-Magazins "Komando" zeigt.

Darin heisst es: "Je mehr Berechtigungen eine App verlangt, desto mehr sollten Sie überlegen, ob es sich wirklich lohnt, diese auf Ihrem Smartphone zu installieren. Überlegen Sie einmal, was Sie alles mit Ihrem Telefon machen: private Gespräche mit Freunden führen, sich bei Ihrer Bank-App anmelden, Passwörter eingeben, Ihre Kreditkartendaten eingeben und vieles mehr."

Auch wenn Preise wie etwa 88 Cent für ein Handtuch oder Produkte, von denen man womöglich niemals gedacht hätte, dass man sie gebrauchen könnte, beim ersten Scrollen durch die Temu-App den Eindruck erwecken könnten, hierbei handele es sich um eine Fake-Seite, steht fest: Temu ist echt. In den USA gehört die digitale Shopping-Plattform neben Amazon und Shein inzwischen zu den erfolgreichsten Online-Marktplätzen und auch in Europa ist die App auf dem Vormarsch. Um dem propagierten Motto "Shoppe wie die Milliardäre" gerecht zu werden, muss in zahlreichen Punkten aber noch nachgebessert werden.

Ökologischer Fussabdruck

Schlussendlich spielen hier die Erwartungen und der Anspruch der Kunden und Kundinnen eine wohl entscheidende Rolle. Letztlich geht es bei Temu darum, China-Ware in den digitalen Einkaufswagen zu legen – unter welchen Bedingungen diese produziert wird und wie schadstoffbelastet sie möglicherweise ist, kann im Rahmen des Bestellvorgangs nicht geprüft werden. Vielleicht geben die Dumpingpreise aber einen entsprechenden Hinweis.

Verwendete Quellen:

  • Kundenbewertungen bei Trustpilot
  • wuv.de: Temu: Warnung vor der Nummer-1-App
  • komando.com: Seriously, stop using Temu
  • techcrunch.com: Shopping app Temu is using TikTok’s strategy to keep its No. 1 spot on App Store
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