"Darum kümmere ich mich nächsten Woche": Na, gehören Sie auch zu der Fraktion, die die Steuererklärung mit diesem Satz vor sich herschiebt? Dagegen können Sie jedoch etwas tun.
Die gute Nachricht: Mit dem Aufschiebe-Verhalten sind Sie nicht allein. Die schlechte Nachricht: Wie von Zauberhand wird sich Ihre Steuererklärung nicht erledigen. Irgendwann müssen Sie damit anfangen. Aber wie?
Anna Höcker gibt dazu Tipps. Sie hat sich als Psychologin, Coach und Autorin auf das Thema Prokrastination spezialisiert, also das Aufschieben von Aufgaben. Im Interview verrät sie, warum wir uns gerade vor der Steuererklärung so gerne drücken und was unsere Gedanken damit zu tun haben.
Warum fällt es uns eigentlich so schwer, mit der Steuererklärung anzufangen?
Anna Höcker: Die liebe Steuererklärung - es gibt nur sehr wenige Menschen, die ihre Steuererklärung emotionslos oder sogar mit Freude erledigen. Die Steuererklärung gehört laut Klientenberichten zu den am häufigsten aufgeschobenen Tätigkeiten. Meiner Einschätzung nach liegt das daran, dass solche Tätigkeiten meist bestimmte Aspekte aufweisen, die sie zu einer unangenehmen Aufgabe machen. Wir haben vielleicht nicht viel Erfahrung damit oder wissen nicht genau, wie wir sie angehen sollen.
Die Aufgabe löst Angst aus, etwas zu übersehen und Fehler zu machen. Wir können den Umfang nicht abschätzen oder wir sehen sie als lästige Pflicht an. Aufschieben ist dabei meist der Versuch, unangenehme Gefühle wie Unlust oder Angst zu vermeiden. Häufig ist es einfach eine erlernte scheinbare Bewältigungsstrategie. Leider funktioniert diese Vermeidung nur kurzfristig. Langfristig quält uns die vor uns liegende Aufgabe umso mehr, je länger wir sie vor uns herschieben.
Was hilft denn nun dabei, mit der Steuererklärung anzufangen?
Teilen Sie sich die Steuererklärung in kleine Schritte auf und erledigen Sie einen nach dem anderen. Sie könnten als erstes einfach nur die Unterlagen für die Steuererklärung heraussuchen, und dann im nächsten Schritt die Erklärung aus dem vergangenen Jahr als Vorlage. Manchmal helfen am Anfang auch Zeitbegrenzungen oder kleinere Portionen, damit es weniger wehtut. Heisst: eine Kategorie nach der anderen erledigen oder jeden Tag eine Stunde.
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Und wie kann man sich auf gedanklicher Ebene motivieren?
Sie können versuchen, die Gedanken zu identifizieren, die dazu führen, dass Sie die Steuererklärung so unangenehm finden. Im nächsten Schritt können Sie diese Gedanken verändern. Ein Beispiel: Den Gedanken "Ich will das nicht machen, das ist nur eine lästige Pflicht" können Sie ersetzen durch: "Wenn ich die Steuererklärung erledigt habe, kann ich mit einem guten Gefühl ins Wochenende gehen und mich darüber freuen, dass ich sie für dieses Jahr schon abgehakt habe".
Nehmen Sie in Ihrer Vorstellung den Erfolg vorweg und fragen Sie sich: Wie werde ich mich fühlen, wenn ich es geschafft habe? Oder Sie ersetzen den Gedanken "Keine Ahnung, ob ich überhaupt alle Unterlagen finde" durch "Ich fange erst mal an und wenn ich nicht alle Unterlagen finde, überlege ich, woher ich sie bekomme". Und: Achten Sie auf Balance. Nehmen Sie sich Zeit, um fokussiert an der Steuererklärung zu arbeiten und geniessen Sie dann ohne schlechtes Gewissen Ihre Freizeit. Ständig den Eindruck zu haben "Ich müsste eigentlich ...", verringert bei vielen Leuten die Lebensqualität. (dpa/mak)
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