Der Neobroker Trade Republic wurde gerade von Verbraucherschützern verklagt. Was Kunden zum Angebot wissen sollten.
Der Berliner Online-Broker Trade Republic hat zuletzt ein rasantes Wachstum hingelegt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Unternehmen seinen Kunden ein Angebot macht, das ziemlich attraktiv erscheint: Trade Republic gibt den Leitzins der Europäischen Zentralbank weiter. Aktuell heisst das für Kunden, dass sie für Geld, das auf ihrem Verrechnungskonto liegt, 2,75 Prozent an Zinsen erhalten. Das ist deutlich mehr, als die meisten Banken ihren Kunden anbieten.
Allerdings hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg nun Klage gegen den Neobroker eingereicht. Der Vorwurf der Verbraucherschützer: Die Werbung von Trade Republic für dieses Angebot sei irreführend. Kernpunkt der Klage ist, dass das Unternehmen nach Auffassung der Verbraucherzentrale nicht ausreichend darauf hinweise, dass der Zinssatz veränderlich sei und dass das Guthaben nicht vollständig der Einlagensicherung unterliege. Trade Republic wehrt sich gegen die Vorwürfe und hat eine vorherige Abmahnung zurückgewiesen.
Wir klären die wichtigsten Fragen.
Was ist das Problem aus Sicht der Verbraucherzentrale?
Trade Republic verspricht seinen Kunden einen aktuellen Zinssatz von 2,75 Prozent auf ihr Geld, das auf dem Verrechnungskonto liegt. Dieser Zins ist allerdings nicht festgeschrieben. Wie bei jedem Tagesgeldkonto kann der Anbieter diesen jederzeit verändern. Bei Trade Republic orientiert sich die Zinshöhe am europäischen Einlagezins. Sobald die Europäische Zentralbank (EZB) diesen verändert, passt auch der Neobroker seine Verzinsung an. Aus Sicht der Verbraucherzentrale wird darauf nicht ausreichend hingewiesen.
Zusätzlich ist das Angebot ihrer Einschätzung nach nicht mit einem normalen Tagesgeldkonto gleichzusetzen, da Verbraucher nicht wüssten, welches Risiko sie bei dieser Geldanlage eingingen. Wer sein Geld bei einer Bank auf einem normalen Sparkonto anlegt, kann sich bis zu einer Summe von 100.000 Euro normalerweise sicher sein, dass dieses Geld durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt ist. Auch Trade Republic verweist darauf. Das Besondere bei der Berliner Bank ist, dass das Geld nicht bei dem Unternehmen selbst auf einem Konto liegt, sondern bei Partnerbanken, zu denen unter anderem die Deutsche Bank oder J.P. Morgan gehören. Sie sind alle Teil dieses verpflichtenden Rettungsschirms.
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Allerdings legt Trade Republic nicht unbedingt die komplette Summe bei diesen Partnerbanken an. Bei höheren Beträgen behält sich der Broker das Recht vor, einen Teil des Geldes in sogenannte Geldmarktfonds zu investieren. Diese fallen nicht unter die gesetzliche Einlagensicherung.
Die Kritik daran ist nicht neu. Schon vorher hatte das Verbraucherportal Finanztip das Angebot von Trade Republic deshalb aus seinen Empfehlungen entfernt. Auch die Stiftung Warentest schliesst das Konto nicht mehr in seinen Tagesgeldvergleich ein.
Was sind Geldmarktfonds?
Mit einem Geldmarktfonds wird das Vermögen am sogenannten Geldmarkt angelegt, also an der Börse. Am Geldmarkt gewähren sich Banken, Staaten oder Unternehmen gegenseitig Kredite, die teilweise nur sehr kurzfristig laufen. Geldmarktfonds investieren in Anleihen oder Geldmarktpapiere, die in der Regel als sehr sicher gelten. Die Zinsen dieser Papiere sind eng an den aktuellen Leitzins der Zentralbank gekoppelt. Dadurch erzielen Geldmarktfonds in der Regel leicht höhere Renditen als klassische Tagesgeldkonten.
Dennoch gibt es auch bei Geldmarktfonds ein Risiko, damit Geld zu verlieren. In Krisenzeiten können einige der Wertpapiere, die im Fonds enthalten sind, ganz oder teilweise ausfallen, falls die Kreditnehmer in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Das Geld, das Trade Republic in solche Fonds investiert, ist also nicht ganz so sicher angelegt wie die Summe auf den Konten der Partnerbanken.
Allerdings garantiert das Unternehmen seinen Kunden, in solchen Fällen den dann gültigen Einlagenzins weiterzugeben. Die Verluste der Fonds würde Trade Republic also auffangen. Sollte das Fintech allerdings pleitegehen, würden die Kunden selbst auf diesem Minus sitzenbleiben. Immerhin: Die Anteile eines Geldmarktfonds gelten in solchen Fällen als Sondervermögen. Sie bleiben also im Besitz des Kunden.
Was sollten Kunden jetzt tun?
Da nicht klar ist, ab welcher Vermögensschwelle Trade Republic einen Teil des Geldes in Geldmarktfonds umschichtet, sollten Kunden als erstes herausfinden, wie ihr Vermögen aufgeteilt ist. Das findet sich in der App des Anbieters etwas versteckt. Scrollen Sie zum Reiter Cash und klicken Sie sich dann durch. Vorteile: Zinsen – Durchschnittssaldo – So bewahren wir dein Cash auf.
Dann gilt es zu entscheiden. Wer nur wenig Geld auf dem Verrechnungskonto liegen hat oder mit dem Risiko von möglichen Verlusten leben kann, kann sein Vermögen weiterhin bei Trade Republic parken. Wichtig dazu: Abhängig davon, wann Kunden ihr Konto eröffnet haben, fliessen die Zinsen nicht automatisch. Mitunter muss diese Funktion erst aktiviert werden. Möglich ist das unter dem Menüpunkt Cash.
Wem jedoch bei dieser Geldanlage Sicherheit wichtig ist, etwa weil es eine grössere Summe ist, die schnell verfügbar sein soll, der sollte sein Vermögen auf Konten umschichten, die unter die gesetzliche Einlagensicherung fallen.
Nutzen auch andere Anbieter Geldmarktfonds?
Neben Trade Republic wurde auch der Neobroker Scalable Capital von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg abgemahnt. Auch dieser nutzt vergleichbare Geschäftspraktiken.
Verwendete Quellen
- traderepublic.com: Startseite
- verbraucherzentrale-bawue.de: Klage gegen Trade Republic
- finanztip.de: Wie sicher ist Dein Geld beim Neobroker
- test.de: Top-Zinsen, aber schlechtere Bedingungen
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