Niemand beschäftigt sich gern mit seinen Versicherungen. Dabei kann es ganz einfach sein - und obendrein lohnend: Wir zeigen Ihnen, wie Sie in vier einfachen Schritten bares Geld sparen können.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Ein lauer Herbstabend, eingemummelt mit einer Tasse Tee auf dem Sofa, zurücklehnen und in Ruhe ein paar Versicherungsverträge lesen … Moment, das ist nicht Ihre Vorstellung von einem schönen Abend? Meine auch nicht, es sei denn: Es lohnt sich.

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Klar, ein gemütlicher Fernsehabend ist mir auch lieber als Papiere zu wälzen. Aber seit ich meine Klamotten selbst bezahle, also schon seit einiger Zeit, ist klar: Das Geld, das ich verdiene, kann ich nur einmal ausgeben. Also habe ich mir für unangenehmen, aber einsparträchtigen Papierkram mein persönliches Belohnungssystem gebastelt.

Was da vor mir liegt, sind keine Versicherungsverträge oder Steuererklärungen oder Erstattungsforderungen. Das sind verwunschene Schuhe – oder eine verwunschene Bohrmaschine, ein Restaurantbesuch, was auch immer auf meiner Wunschliste steht. Ich muss es nur noch freizaubern - und dafür brauche ich etwas Ruhe und den festen Willen, mich durch meine Unterlagen zu wühlen.

Geld sparen in vier Schritten

Zum Beispiel die Versicherungen. Jeder kennt die Statistiken, dass erwachsene Bundesbürger im Durchschnitt 1.500 Euro pro Jahr dafür bezahlen – und damit deutlich zu viel. Jeder kennt das schlechte Gewissen, dass man selbst eventuell dazugehören könnte. Aber um mich wirklich darum zu kümmern, brauche ich die Vorstellung, dass ein Dinner bei meinem Lieblingsitaliener rausspringen kann. Und damit geht es jetzt zur Sache: Wie geht so ein Versicherungscheck?

Vier Schritte zum Sparen:

  • Notieren, welche Verträge ich habe.
  • Herausfinden, welche Versicherungen ich wirklich brauche.
  • Kündigen, falls eine Versicherung überflüssig ist.
  • Nachsehen, welche Verträge es günstiger gibt.

Schritt 1 ist die grösste Überwindung, denn ich muss meine Unterlagen suchen, teils auf Papier, teils auf dem Rechner, und sie übersichtlich zusammenstellen. Wirklich spannend wird es bei Schritt 2: Jede Wette, dass die meisten von uns sich verschätzen, welche Versicherungen sie wirklich unbedingt brauchen. Für jede Lebenslage unerlässlich sind tatsächlich nur zwei Versicherungen:

  • Private Haftpflichtversicherung
  • Krankenversicherung

Gesetzlich vorgeschrieben ist ausserdem die Kfz-Haftpflichtversicherung für Autobesitzer und in einigen Bundesländern die Hundehaftpflichtversicherung für Hundehalter.

Alles andere hängt von der persönlichen Lebenssituation ab: Single oder Familie? Reiselustig oder eher Typ Balkonien? Auto oder Fahrrad? Welche Versicherung für mein Leben sinnvoll ist, finde ich mit dieser Checkliste heraus. Als Faustformel gilt: Stellen Sie sich den grösstmöglichen Schaden vor, den eine bestimmte Versicherung abdecken würde. Wenn dieser Schaden nicht aus eigener Tasche zu finanzieren wäre, ist die Versicherung sinnvoll. Meist nicht sinnvoll sind beispielsweise eine Reisegepäckversicherung, die Restschuldversicherung für Ratenkredite oder Handyversicherungen.

Jetzt habe ich ein paar Streichkandidaten und starte Schritt 3: Überflüssige Versicherungen kündigen, meist per Brief und nach Beachtung der üblichen Kündigungsregeln. Mit etwas Glück habe ich an diesem Punkt schon mein erstes Belohnungslevel freigeschaltet. Falls nicht: Kein Problem, es geht noch weiter mit Schritt 4: Überprüfen, was günstiger geht.

Vor allem bei Sachversicherungen gilt: Je älter der Vertrag, desto grösser die Chance, dass es bessere und gleichzeitig günstigere Tarife gibt. Das finde ich über Vergleichstests heraus. Zum Beispiel bei der Privathaftpflichtversicherung, wo die Anbieter seit einigen Jahren beständig nachgelegt und ihre Tarife verbessert haben. Sehr gute und umfassende Tarife gibt es schon ab 52 Euro im Jahr.

Oder bei der Hausratversicherung: Häufig sind Extras, die bei einigen Versicherern Aufpreis kosten, bei anderen schon enthalten: der Nachtschutz fürs Fahrrad, die Abdeckung von Russschäden oder die Mitversicherung von Gartenmöbeln.

Krankenversicherungen bieten Einsparpotenzial

Immer einen Blick wert ist auch die Krankenkasse: Nach mehreren ruhigen Jahren dürfte es demnächst wieder aufwärtsgehen mit den Beitragssätzen – erfahrungsgemäss bei einigen Kassen stärker als bei anderen. Nach jeder Beitragserhöhung kann ich mein Sonderkündigungsrecht nutzen und zu einer günstigeren Kasse wechseln.

Übrigens: Nur nach eingehender Beratung kündigen sollten Sie Versicherungen, bei denen für neue Verträge eine erneute Gesundheitsprüfung fällig wird: etwa eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder Risikolebensversicherung.

Und wenn das alles endlich, endlich geschafft ist, kommt das Wichtigste: die Belohnung geniessen. Wir sehen uns beim Lieblingsitaliener - aber erst, wenn alle Kündigungsschreiben wirklich raus sind. Nicht schummeln, versprochen?

Über die Autorin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für alle Fragen rund ums Geld. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Sie ist komplett anzeigenfrei und gewährleistet damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren. .

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