Frankfurt/Main (dpa) - In der Versicherungsbranche herrscht Aufbruchstimmung: Die ersten Anbieter bringen sich für die neue Betriebsrente in Stellung. So stellten die genossenschaftliche R+V Versicherung und die Fondsgesellschaft Union Investment nun ihr gemeinsames Konzept vor.

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Am Start ist auch das Rentenwerk, eine Kooperation mehrerer Lebensversicherer. Doch die entscheidenden Akteure - Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände - zeigen bislang keine grosse Eile.

"Vor dem Jahr 2019 werden die Sozialpartner aller Voraussicht nach kaum konkrete Sozialpartnermodelle in grösserem Umfang vereinbart haben und ohne Gewerkschaft und Arbeitgeber wird daraus nichts", heisst es beim Arbeitgeberverband BDA.

Bislang haben weniger als 60 Prozent der Beschäftigten eine betriebliche Altersvorsorge. Vor allem Geringverdiener und Mitarbeiter kleinerer Firmen stehen häufiger ohne das Zusatzplus im Alter da. Das neue Modell soll die betriebliche Altersvorsorge vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen attraktiver machen. Auch nicht tarifgebundene Firmen sollen sich beteiligen können.

Beschäftigten, die auf diese Weise vorsorgen, darf kein fester Betrag mehr zugesichert werden, er soll nur noch als Ziel genannt werden (Zielrente). Die Arbeitgeber werden dadurch bei der Haftung entlastet.

Die Auszahlungen im Alter können höher ausfallen als bei der klassischen Variante mit Garantie, können aber schwanken. Um ein bestimmtes Versorgungsniveau möglichst zur erreichen, kann im Tarifvertrag ein zusätzlicher Sicherungsbeitrag vereinbart werden, den die Arbeitgeber zahlen. Darauf dürften vor allem die Gewerkschaften pochen. Die Aufsicht über die Anlagerisiken liegt bei den Tarifvertragsparteien.

Vor allem der vollständige Garantieverzicht dürfte für grösseren Erklärungsbedarf sorgen. "In unsere Gesellschaft ist ein Gleichsetzen von Garantien mit Sicherheit stark verfestigt", analysiert beispielsweise die IG Metall.

Hinzu kommt:In vielen Branchen gibt es bereits eine tarifvertraglich vereinbarte betriebliche Altersvorsorge, zum Beispiel die Sozialkassen in der Bauwirtschaft, die Metallrente oder die Bäckerrente. Die Frage, wie sich die bestehenden Modelle mit dem neuen vereinbaren lassen, dürfte so Manchen bei Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden umtreiben.

Joachim Reinke, Vorstandschef der genossenschaftlichen Union Investment, betont, die Modelle würden nebeneinander existieren. Die Zielrente dürfte vor allem für neu eingestellte Beschäftigte ein Thema sein. "Es geht nicht um eine Kannibalisierung der bestehenden betrieblichen Altersversorgung, sondern um ein zusätzliches Modell", betont auch R+V-Chef Norbert Rollinger. Die Kooperationspartner wollen Spezialfonds anbieten, die nach den Wünschen der Tarifparteien gestaltet werden sollen.

In der diesjährigen Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie spielte das Sozialpartnermodell allerdings keine grössere Rolle. Deutschlands grösste Einzelgewerkschaft will nach Angaben einer IG-Metall-Sprecherin aber noch in diesem Jahr mit den Arbeitgebern über das Thema reden. "Wir wollen über mögliche Modelle zur Umsetzung sprechen."

Bei Verdi sind die Beratungen zu dem Thema noch nicht abgeschlossen. Die Gewerkschaften Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sowie Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) führen derzeit nach eigenen Angaben keine konkreten Verhandlungen.

"Wir haben in allen von uns vertretenen Branchen bereits Tarifverträge zur Altersvorsorge. Im Schnitt machen 80 Prozent der Leute davon Gebrauch", sagt eine IG-BCE-Sprecherin. Im Moment sei es unwahrscheinlich, dass das neue Modell bei der diesjährigen Tarifrunde für die Chemieindustrie eine Rolle spiele. Allerdings habe die Tarifkommission noch nicht über die Forderungen entschieden.

Beim Arbeitgeberverband Chemie heisst es, das Sozialpartnermodell wäre eine gute Ergänzung zum bestehenden Chemieversorgungswerk. "Wir sehen das als gute Option". Einen Fahrplan gebe es allerdings noch nicht.

Mehr los ist auf Anbieter-Seite. Bereits nach der Verabschiedung des Betriebsrentenstärkungsgesetz im vergangenen Sommer gingen die Lebensversicherer der Barmenia, Debeka, Gothaer, HUK Coburg und die Stuttgarter mit einem gemeinsamen Angebot unter dem Namen "Das Rentenwerk" an den Start. Das Produkt ist den Angaben zufolge mittlerweile fertig: Eine fondsbasierte Direktversicherung.

Nun würden die Gespräche konkreter. "Wir sehen starkes Interesse gerade bei einigen grossen Unternehmen mit Haustarifverträgen", berichtet Normann Pankratz, stellvertretendes Vorstands-Mitglied der Debeka Versicherungen, im Namen des Rentenwerks.

Auch Talanx und Zurich wollen beim Thema Betriebsrente gemeinsame Sache machen. Die Kartellbehörden müssen noch grünes Licht für die Kooperation geben. Das geplante Konsortium "Die Deutsche Betriebsrente" soll im ersten Halbjahr starten.   © dpa

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