In Zeiten niedriger Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheit sorgen sich heimische Sparer um ihr Geld. Nicht alles, was als richtig und sicher gilt, erfüllt diese Erwartung. Zum Weltspartag am 31. Oktober prüfen wir fünf Mythen rund ums Sparen auf ihren Wahrheitsgehalt und Nutzen.

Mehr zum Thema Verbraucher

"Ein Sparbuch lohnt sich überhaupt nicht mehr"

Das scheint bei einem Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) von 0,5 Prozent und Sparzinsen ab 0,25 Prozent plausibel. "Das Sparbuch als kurzfristige Geldanlageform hat tatsächlich ausgedient", sagt Finanzexperte Markus Melms. Bedeutung habe es nur als Reserve. Grundsätzlich gilt: Je länger man sein Geld bindet, desto interessanter wird die Rendite. Ab einer Laufzeit von vier Jahren findet man Angebote mit etwa 0,85 Prozent Zinsen. Doch auch dieser Zinssatz kann bei Veränderungen im Leitzinssatz bereits nach kurzer Zeit sinken. Melms empfiehlt daher Wertpapiere wie Wohnbauanleihen.

"Immobilien sind sicher und bringen immer Rendite"

Klingt vernünftig, ist jedoch nur bedingt wahr. Denn gerade bei vermieteten Eigentumswohnungen sind die Kosten für Instandhaltung und Verwaltung oft hoch. Ausserdem können Immobilien zum Teil nur schlecht vermietet werden oder stehen sogar leer.

Zudem ist der Wert einer Immobilie stark marktabhängig. "Wer etwa 2009 eine Wohnung gekauft hat, hat dafür einen Höchstpreis bezahlt, den er nie mehr erlösen kann. Das ist ein effektiver Wertverlust", sagt Melms. Der Erwerb einer Immobilie ist nur sinnvoll, wenn sie für die Eigennutzung, also zu Wohnzwecken oder für die Kinder, gekauft wird. Nach Einschätzung von Markus Melms eignen sich Grundstücke besser als Geldanlage: Hier sind schöne Renditen durchaus möglich.

"Aktien sind nur für Spekulanten"

Bei Aktien denken viele an riskante Geldanlagen, tolle Gewinne und hohe Verluste. Dabei kommt es vor allem auf die Bereitschaft zu einer langfristigen Bindung und auf die richtige Auswahl und Verteilung an - und darauf, Kursschwankungen auszuhalten. Zu oft verlieren Anleger angesichts sinkender Kurse die Nerven.

Aus Sicht von Finanzexperte Melms ist entscheidend, in welche Aktien man sein Geld investiert - und dass man die Entscheidung über Art und Aufteilung Spezialisten überlässt. Fonds und Vermögensverwaltungen bieten durchaus attraktive Pakete auch für kleinere Vermögen.

"Wenn Banken oder Versicherungen pleite gehen, bekommt man gar nichts"

Pleiten und Skandale haben die Bürger verunsichert - aber sind Vorbehalte gegen Geldinstitute und Versicherungen wirklich berechtigt? "Für Banken gilt das nicht," sagt Markus Melms. In der Schweiz greift eine komplexere Regelung als etwa in Deutschland oder Österreich. Einlagen bei Banken und Effektenhändlern sind bis 100.000 Schweizer Franken geschützt. "Bei Sondervermögen wie Aktien spielt die Pleite einer Bank keine Rolle."

Versicherungen sollten besser als Risikoversicherungen genutzt werden; als Sparform sind sie eher ungeeignet, obwohl die langfristigen Bindungszeiträume eine ordentliche Rendite versprechen. Doch auch diese Renditen orientieren sich am Zinsniveau des Kapitalmarkts.

"Gold übersteht jede Krise"

In dieser Volksweisheit steckt Wahrheit – und doch: Auch der Goldpreis unterliegt Schwankungen und legt kaum an Wert zu. Seine Bedeutung hat Gold aber nicht verloren: Einige Banken empfehlen, bis 10 Prozent des Vermögens in Gold anzulegen - als Rückversicherung insbesondere bei substantiellen Vermögen, aber durchaus auch beim "kleinen" Sparer.

Markus Melms ist Prokurist. Er leitet die Wertpapierabteilung der Hypo Salzburg.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.