Im Sommer lockt das kühle Nass! Immer beliebter wird auch das Baden im eigenen Garten. Eine Alternative zum Swimmingpool sind naturnahe Teichsysteme, die ein Badeerlebnis im klaren, lebendigen Wasser und zwischen grünen Pflanzen bieten.

Mehr zum Thema Haus & Garten

Wenn im Sommer die heisse Jahreszeit beginnt, ist der Sprung in ein kühles Schwimmbecken oder einen Baggersee eine willkommene Erfrischung. Wer einen eigenen Garten besitzt, entscheidet sich gerne für einen eigenen Pool direkt vor der Terrasse. Schon ein kleines Tauchbecken sorgt für Abkühlung.

Klassische Swimmingpools bestechen mit kristallklarem Wasser, bei Bedarf mit Gegenstromanlage oder Heizung. Im Winter oder zum Start der Badesaison muss das Becken aber vollständig entleert und neu gefüllt werden. Für die Füllung sind, abhängig von der Poolgrösse, durchschnittlich 10 bis 30 Kubikmeter Trinkwasser nötig.

Lesen Sie auch

  • Schaden am Swimmingpool: Welche Versicherung leistet?
  • Ein Pool für den Garten - das sollten Sie beachten

In trockenen Sommern mit Wasserknappheit ist daher die Befüllung von privaten Pools in vielen Gemeinden verboten. Bei Missachtung des Verbots drohen empfindliche Bussgelder. Da das benutzte Wasser keimtötende Chemikalien enthält, darf das Wasser nicht in den belebten Gartenboden gelangen, sondern muss vollständig über den Schmutzwasserkanal entsorgt werden.

Natürliche Badegewässer als Alternative zum Pool

Eine gute Alternative sind da natürliche Badegewässer, also Schwimmteiche, Naturpools oder Biopools. Optisch ist ein Natur- oder Biopool nicht von einem chemisch gereinigten Pool zu unterscheiden, das Wasser ist genauso klar und sauber. Das Wasser muss höchstens einmal in zehn Jahren gewechselt werden – das Teichwasser kann dann einfach im Garten versickern. Im Geruch und in der Hautverträglichkeit liegen weitere grosse Vorteile der Naturbäder. Die Wasseraufbereitung funktioniert biologisch und ganz ohne Zusätze.

"Die meiste Arbeit bei der Wasserklärung übernehmen Mikroorganismen. Wasser- und Uferpflanzen entziehen dem Badewasser Nährstoffe, die normalerweise für unschönes Algenwachstum verantwortlich sind", erklärt Doris Habeck von der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer (DGfnB).

Die für Badegewässer zuständige Richtlinie unterscheidet in Deutschland fünf verschiedene Typen: Typ 1 bis 3 sind Schwimmteiche, deren biologische Zusammensetzung wie bei einem stehenden See oder einem tiefen Weiher funktionieren. "Fällt ein Blatt in ein solches Stillgewässer, sinkt es langsam zu Boden und die organische Zellstruktur wird zersetzt. Das Blatt zerfällt zu Biomasse, die von den im Teich wachsenden Pflanzen aufgenommen wird."

Im Schwimmteich strömt das Wasser frei durch einen natürlichen Pflanzenfilter, der etwa die Hälfte des Teichs einnimmt. Das Rückschneiden der Pflanzen entzieht dem Gewässer Nährstoffe, ein Schwimmteich funktioniert vollständig ohne zusätzliche Filteranlage oder Wasserdüsen.

Die eigentliche Schwimmzone ist vom Wasserpflanzenbereich nur durch eine leicht unter die Wasseroberfläche versetzte Wand aus Holz oder Stein getrennt. In Anlehnung an sein natürliches Vorbild ist der Schwimmteich meistens rund oder geschwungen gestaltet, es lassen sich aber auch eckige Formen bauen. Der flache Uferbereich lässt sich besonders vielfältig mit typischen Wasserpflanzen bepflanzen und geht fliessend in die Gartengestaltung über.

Bei der einfachsten Bauvariante Typ 1 stört keinerlei Technik das Leben in und am Wasser, sie zeichnet sich durch besonders grosse Artenvielfalt bei Flora und Fauna aus. Ein zusätzlich installierter Oberflächenskimmer saugt bei Typ ­2 Blätter oder sonstige schwimmende Unreinheiten ab, beim Typ­ 3 unterstützt ein UV-Partikelfilter die Reinheit des Wassers.

Doris Habeck beschreibt die typische Kundschaft so: "Wer einen richtigen Schwimmteich haben möchte, ist oft sehr ökologisch eingestellt und achtet auf Nachhaltigkeit. Dem gegenüber stehen Interessenten, die zwar sagen, dass sie einen 'Naturteich' haben wollen, aber echte Natur wie Wasserläufer, Libellenlarven und Pflanzen im Wasser oder den Randbereichen eher nicht zulassen wollen."

Natur- und Biopool: Wasserreinigung durch externen Biofilter

Wer aber trotzdem auf das weiche Gefühl von lebendigem Wasser auf der Haut nicht verzichten möchte, wird mit einem Natur- oder Biopool glücklich. "Der Biopool nach Typ 4 oder 5 funktioniert nach dem Prinzip des Fliessgewässers, etwa dem Oberlauf eines Gebirgsflusses", erklärt Michael Gut, Schwimmteichplaner und Gewässerexperte aus dem Schweizer Ennetbaden.

Im Biopool werden dem Wasser die Nährstoffe nicht über Pflanzenwachstum, sondern durch einen Biofilm entzogen. "Im Biopool haben wir, entsprechend den unterirdischen Kiesschichten im Vorbild Fliessgewässer, einen externen Filter, der mit Kies oder einem Kunststoffgranulat als Trägermaterial gefüllt ist." Das Wasser wird laufend hindurchgepumpt und dadurch klar, ganz ohne chemische Zusätze. Um den Biofilm zu entfernen, wird der Filter regelmässig rückgespült.

"Die intensive Naturbeobachtung beim Schwimmen im Grünen entspannt und tut einfach gut."

Michael Gut, Gartengestalter und Gewässerexperte

Die Gestaltung eines Biopools ist meist gradlinig, mit einer umlaufenden Beckeneinfassung für Liegestühle und Badehandtücher. Darunter ist die externe Filteranlage verborgen. Die Pumpe benötigt im Jahr etwa 400 Kilowatt Strom, fünf bis zehnmal weniger als der Nicht-Biopool. Da die Bepflanzung im Teich entfällt, lässt sich die Variante mit verschieden technischen Ausstattungen wie Massagedüsen, Gegenstromanlage oder Heizung ausrüsten.

Der Naturpool ist die Kombination aus beiden Varianten, das Wasser wird wie im Biopool extern gereinigt. Die Pflanzung befindet sich in einem separaten Becken, das aber direkt an den Pool angeschlossen ist. So lassen sich Naturbeobachtungen beim Schwimmen geniessen, ohne die Sorge vor Unbekanntem unter der Oberfläche.

Gut fürs Klima

Die Reinigungsarbeit veranschlagt Michael Gut mit etwa 25 Prozent mehr Aufwand. Dafür punkten die Naturbadeanlagen gerade in Klimawandelzeiten mit vielen ökologisch wichtigen Vorteilen.

Die Wasseroberfläche kühlt die Umgebung und auch die Psyche profitiert: "Die intensive Naturbeobachtung beim Schwimmen im Grünen entspannt und tut einfach gut. Es fördert gleichzeitig das Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit der Natur."

Über die Gesprächspartner

Sonstige Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.