Schwitzen ist in vielen Situationen lästig, aber ohne diese Funktion unseres Körpers könnten wir nicht überleben. Besonders unangenehm ist es, wenn der Schweiss stark riecht. Der Geruch ist glücklicherweise aus gesundheitlicher Sicht verzichtbar. Doch wie vermeidet man ihn?
Schwitzen ist für Menschen überlebenswichtig. Rund zwei Liter Wasser verdunsten im Schnitt täglich auf unserer Haut und tragen dazu bei, unsere Körpertemperatur zu regulieren. Ausserdem scheidet der Körper über den Schweiss Giftstoffe aus - eine wichtige Funktion für unser Immunsystem.
Doch wenn der Schweiss einen beissenden Geruch entwickelt, empfinden das die Betroffenen selbst und ihr Umfeld oft als unangenehm. Die Kosmetikindustrie bietet zahlreiche Mittel an, die auf unterschiedliche Weise den Schweissgeruch verhindern wollen. Wir haben einen Dermatologen zur jeweiligen Funktionsweise und den Gesundheitsrisiken befragt.
Nur der Schweiss aus bestimmten Drüsen riecht
Der Schweiss besteht zum grössten Teil aus Wasser und Salz. Diese Flüssigkeit wird aus den sogenannten ekkrinen Drüsen in der Haut ausgeschieden und ist geruchsfrei. Ab der Pubertät bildet der Körper jedoch zusätzlich apokrine Drüsen aus.
Der Schweiss, den diese abgeben, ist milchig-trüb und enthält neben Wasser und Salz auch Fette, Proteine und körpereigene Duftstoffe. Doch zunächst hat dieser ebenfalls keinen starken Eigengeruch.
Apokriner Schweiss ist jedoch ein günstiger Nährboden für zahlreiche Mikroorganismen, die natürlicherweise auf der menschlichen Haut vorkommen. Diese zersetzen die Bestandteile des Schweisses und ihre Stoffwechselprodukte sind es letztendlich, die einen säuerlichen bis beissenden Geruch verbreiten können.
Apokrine Drüsen kommen vor allem unter den Achseln, im Genitalbereich und um die Brustwarzen herum vor. Es ist daher wenig sinnvoll, Mittel zur Vermeidung von Schweissgeruch am gesamten Körper anzuwenden. Ihr Einsatz in diesen Körperregionen reicht aus.
Den Geruch überdecken
Das älteste Mittel gegen Schweissgeruch ist das Deodorant. Sein Ziel ist es, den Geruch mit eigenen Duftstoffen zu überdecken. Deos, die Alkohol enthalten, töten ausserdem kurzzeitig die Bakterien ab, die den Geruch verursachen. Doch sobald der flüchtige Alkohol verflogen ist, vermehren sich die Mikroorganismen erneut.
Gegen dieses Wirkprinzip ist aus Sicht des Dermatologen Christoph Liebich prinzipiell nichts einzuwenden. "Wichtig ist bei diesem wie bei allen anderen Mitteln die Verträglichkeit der Inhaltsstoffe. Ein Risiko besteht dann, wenn Sie allergisch auf einen Bestandteil reagieren", sagt der Mediziner.
Schweissdrüsen verengen
Ein Antitranspirant enthält in der Regel Aluminiumsalze, die die Schweissdrüsen verengen und somit den Schweissfluss insgesamt hemmen. Üblicherweise werden diese als Roller oder Spray verkauft. Auch die meisten Deokristalle bestehen aus aluminiumhaltigen Antitranspirantien.
Diese Mittel wirken normalerweise stärker gegen den Schweissgeruch als reine Deodorants.
Doch hinsichtlich der Gesundheitsrisiken gibt es Bedenken - insbesondere dann, wenn sich Aluminium im Körper einlagert. Die Studienlage zu dem Thema ist allerdings nicht eindeutig.
Ausserdem wird kontrovers diskutiert, inwiefern Deos mit Aluminiumsalzen die Entstehung von Brustkrebs begünstigen. So deuten Daten einer Studie der Universität Innsbruck darauf hin, dass ein täglicher und längerer Gebrauch der Deos das Brustkrebsrisiko erhöhen kann.
Aufgrund gesundheitlicher Bedenken empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) deshalb für einen Menschen mit einem Gewicht von 60 Kilogramm eine Maximaldosis von 8,6 Mikrogramm Aluminium pro Tag. Diese Obergrenze wird allein durch die Nahrung, in der Aluminiumverbindungen natürlicherweise vorkommen, oft schon erreicht.
Beim täglichen Gebrauch von aluminiumhaltigen Antitranspirantien wird dieser Wert überschritten. Deutlich höher ist die Aluminium-Aufnahme laut BfR ausserdem, wenn Antitranspirantien auf geschädigter Haut angewandt werden, beispielsweise wenn diese frisch rasiert ist.
Aluminium ist allerdings ein zugelassenes Kosmetikum, wie Liebich betont. In Europa dürfen Deos bis zu 20 Prozent Aluminiumsalze enthalten und damit bis sieben Prozent reinen Aluminiums, wie das BfR mitteilt.
Den PH-Wert verändern
Immer häufiger in Drogerien zu finden sind pflanzliche Deocremes, die ebenfalls schon ansetzen, bevor der Geruch entsteht. Ihre Inhaltsstoffe verengen jedoch die Schweissdrüsen nicht. Sie verändern stattdessen den PH-Wert der Haut geringfügig. Die Änderung reicht jedoch schon dafür aus, dass sich die für den Geruch verantwortlichen Bakterien in dem Milieu nicht mehr wohlfühlen.
Anders als bei Alkohol oder anderen desinfizierenden Mitteln hält die bakterienvertreibende Wirkung dieser Cremes deutlich länger an, so dass eine Anwendung alle zwei Tage schon genügen kann, um Schweissgeruch zu verhindern.
Laut Liebich ist an dieser Wirkweise aus gesundheitlicher Sicht nichts einzuwenden. Der Mechanismus sei an sich auch nicht neu. "Es gibt auch chemisch hergestellte Mittel, die die gleiche Wirkung erzielen", so der Dermatologe. Auch diese seien grundsätzlich unbedenklich - vorausgesetzt es besteht keine Allergie gegen einen der Wirkstoffe.
Verwendete Quellen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
- Gespräch mit dem Dermatologen Christoph Liebich
(ada/fab)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.