• Bei länger dauernder Anwendung bestimmter Putzmittel kann es zu Hautreizungen und Beeinträchtigungen der Atemwege kommen. Eine Studie weist sogar auf das erhöhte Sterberisiko von Personen hin, die regelmässig putzen.
  • Chemische Substanzen, sowie starke Säuren und Laugen sollten beim Putzen grundsätzlich gemieden werden, um möglichen Gesundheitsrisiken vorzubeugen. Der Einsatz von Desinfektionsmittel im Privathaushalt ist nicht notwendig.
  • Einfache, umweltfreundliche Substanzen und gelegentliches Putzen genügen, um das Zuhause sauber zu halten.

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Gesundheitsrisiken durch Putzmittel

Chemische Reinigungsmittel können reizend auf die Schleimhäute der Atemwege oder bei direktem Hautkontakt auch zu Reizungen der Haut führen. Typische Symptome sind Hustenreiz, Rötungen der Haut, Einrisse oder Trockenheit betroffener Hautpartien.

Eine im Februar veröffentlichte US-Studie zur Verwendung handelsüblicher Desinfektionsmittel für die Reinigung von Oberflächen kam sogar zu dem Ergebnis, dass die bei Putzmitteln auftretenden Aerosole die Raumluft beeinträchtigen und sich beim Einatmen Schadstoffpartikel in den Lungen ablagern können. Die Konzentration der Partikel sei laut der Studie vergleichbar mit Ablagerungen, die beim Einatmen von Autoabgasen auftreten.

Auch das Sterberisiko von männlichen, beruflichen Reinigungskräften sei höher, als das von männlichen Büro-Angestellten, das berichtet eine belgische Studie aus dem Jahr 2017. Ein Jahr später stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Norwegen in einer Langzeitstudie fest, dass Menschen, die regelmässig mit chemischen Putzmitteln putzen eine schwächere Lungenfunktion haben, als Menschen die nicht in Kontakt mit Reinigungsmitteln kommen.

Um diese Ergebnisse abschliessend beurteilen und einschätzen zu können, wären weitere wissenschaftliche Erkenntnisse hilfreich. Denn gleichzeitig weisst das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass in Deutschland nur Produkte in den Handel gebracht werden dürfen, die bei bestimmungsgemässer oder vorhersehbarer Verwendung gesundheitlich kein Risiko darstellen. Ausserdem müssen gefährliche Eigenschaften von Produkten und entsprechende Sicherheitshinweise auf der Verpackung angebracht werden.

Auf Nachfrage der Redaktion erklärt das BfR weiter: “Soweit es für die jeweilige Anwendung möglich ist, sollten Produkte ausgewählt werden, die eine möglichst niedrige gesundheitliche Gefahreneinstufungen haben, um das Gesundheitsrisiko bei nicht bestimmungsgemässer Anwendung zu verringern“.

Um die Risiken für die Gesundheit und auch die möglichen Folgen für die Natur so gering wie möglich zu halten, ist es also grundsätzlich ratsam, den Einsatz chemischer Reinigungsmittel so weit es geht einzuschränken.

“Jeder hat ein individuelles Sauberkeitsbedürfnis und -verständnis. Dennoch plädiere ich dafür beim Putzen an der Untergrenze dessen zu bleiben, was man persönlich als sauber und rein empfindet und wirklich nur dann zu putzen und Putzmittel einzusetzen, wenn es unbedingt erforderlich ist“, sagt Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Auch die Idee eine keimfreie Umgebung schaffen zu wollen, hält er für absurd, dies gelinge sogar Profis in Krankenhäusern kaum. Die Welt sei voll von Bakterien, Hefen, Pilzen, Viren und in so gut wie allen Fällen hätten diese keine negativen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus.

Wie und womit man zuhause putzen sollte

Die Putzmittel-Regale in den Drogeriemärkten sind voll und viele fragen sich, welche Produkte man also am besten verwenden sollte, um mögliche Schäden für die Gesundheit und die Umwelt gering zu halten. “Spezielle Fachreiniger für jedes Material und Haushaltsgerät sind unnötig. Man braucht nur ein Spülmittel, Seife, Zitronen- oder Essigsäure gegen Kalk, und eventuell etwas mit dem man mechanisch schrubben kann, zum Beispiel ein klassisches Scheuermittel,“ erklärt der Experte.

Was man dagegen aus dem Haushalt verbannen sollte: Starke Säuren und Laugen, sowie Chlorverbindungen sollte nicht verwendet werden. Auch Putzmittel-Sprays sollte man meiden, da sich die Substanzen kaum auf den Oberflächen verteilen, sondern in der Raumluft und dann eingeatmet werden. Auch bei Abflussreinigern ist besondere Vorsicht geboten, sie enthalten oft ätzende und gesundheitlich gefährliche Salzsäure und ruinieren die Dichtungen in den Abflüssen.

Auch wenn milde Säuren und Laugen eher als harmlos eingestuft werden, muss auf den richtigen Umgang damit geachtet werden. Denn auch an Essig- oder Zitronensäure kann man sich verletzen, wenn diese beispielsweise in die Augen gelangen.

Grundsätzliche Sauberkeits- und Putztipps:

  • Nur putzen, wenn man es für unbedingt nötig hält.
  • So wenig Putzmittel wie möglich verwenden und auf einfache Substanzen mit Umweltzeichen achten.
  • Bad, WC und Küche möglichst trocken halten, um Schimmelbildung zu verhindern. Dazu am besten mehrmals täglich Stosslüften.
  • Für Bad, Küche und Wohnräume verschiedene Lappen nutzen. Lappen und Bürsten nach Gebrauch gut trocknen lassen und regelmässig heiss waschen.
  • Den Kühlschrank mit Essigessenz säubern und Mülleimer häufig leeren.
  • Da die meisten Keime mit den Händen übertragen werden, die Hände bei Verschmutzung, vor dem Zubereiten von Speisen, nach dem Toilettengang oder dem Benutzen von Türklinken in öffentlichen Gebäuden etwa 30 Sekunden mit einer milden Seife unter fliessendem Wasser waschen.
  • Reinigungsmittel immer an einem für Kinder unzugänglichen Platz aufbewahren.

Eigenschutz beim Putzen

Vor allem bei Reinigungsprodukten mit möglichen gesundheitsgefährdenden Stoffen ist es wichtig, die Gebrauchsanweisung und die Sicherheitshinweise auf der Verpackung zu befolgen.

Wischt man nur kurz etwas ab, muss man sich nicht gleich Sorgen um mögliche Hautschäden durch das verwendete Putzmittel machen. Hier genügt es, anschliessend die Hände mit Wasser und Seife zu reinigen. Plant man aber beispielsweise die ganze Küche zu putzen oder das Badezimmer zu reinigen, sollte man seine Haut und die Atemwege schützen.

Jorde rät zu Folgendem: “Tragen Sie Handschuhe, da viele Putzmittel sehr hautaggressiv sind. Auch die Atemwege sollten Sie schützen, in dem Sie sehr gut lüften oder eine FFP2-Maske aufsetzen, falls lüften nicht möglich sein sollte.“

Desinfektionsmittel im Privathaushalt

Zum Schutz vor Keimen und Viren haben viele Menschen seit Ausbruch der Corona-Pandemie auch zuhause vermehrt Desinfektionsmittel eingesetzt. Der Verbraucherschutz rät allerdings dazu, auf Desinfektionsmittel beim Hausputz zu verzichten, da sie die Umwelt belasten und dem menschlichen Organismus sogar schaden können.

Auch das Robert-Koch-Institut und das BfR sehen keine Notwendigkeit für die Verwendung von Desinfektionsmitteln im Privathaushalt. Nur in Ausnahmefällen, beispielsweise wenn es aufgrund einer hoch ansteckenden Erkrankung notwendig sei, könnten Desinfektionsmittel sinnvoll sein.

“Desinfektionsmittel haben im Haushalt nichts verloren“, bestätigt auch Jorde im Gespräch mit der Redaktion. Sie enthalten Stoffe, die Allergien und Ekzeme auslösen können, feiner Sprühnebel von Desinfektions-Sprays kann in die Lungenbläschen eindringen und die Schleimhäute reizen, auch kann der Schutzmantel der Haut angegriffen und anfälliger für Bakterien werden. Daneben können durch den Einsatz von Desinfektionsmitteln auch Resistenzen erzeugt werden. “Im Privathaushalt desinfiziert niemand professionell. Durch den nicht sachgemässen Einsatz können Kulturen heranwachsen, die Resistenzen gegen das Mittel entwickeln,“ sagt der Putzmittel-Experte.

Und auch die Umwelt leidet: gelangen Desinfektionsmittel ins Abwasser, zerstören sie das Zusammenspiel von Bakterienstämmen und mindern ihre natürliche Reinigungswirkung.

Auch herkömmliche Seife wirkt desinfizierend und kann zur Beseitigung von Krankheitserregern verwendet werden.

Über den Experten:
Tristan Jorde arbeitet bei der Verbraucherzentrale Hamburg e.V. im Fachbereich Umwelt und Produktsicherheit. Seine Fachgebiete sind der Einsatz und die Verwendung von Putzmitteln, sowie deren Auswirkungen auf die Umwelt.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg
  • Interview mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung
  • Science Advances: Chemistry and human exposure implications of secondary organic aerosol production from indoor terpene ozonolysis
  • Springer Link: Health risks in the cleaning industry: a Belgian census-linked mortality study (1991–2011)
  • ATS Journals: Cleaning at Home and at Work in Relation to Lung Function Decline and Airway Obstruction
  • Verbraucherzentrale Hamburg: Sollte ich meine Wohnung mit Desinfektionsmitteln reinigen?
  • Infektionsschutz: Haushaltshygiene - Sauberkeit und Gesundheitsschutz im eigenen Zuhause
  • Bundesinstitut für Risikobewertung: Lebensmittelhygiene, Reinigung und Desinfektion
  • Robert-Koch-Institut: Hinweise zu Reinigung und Desinfektion von Ober­flächen ausserhalb von Gesundheits­einrichtungen im Zusammen­hang mit der COVID-19-Pandemie
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