Bonn/Hamburg - Rustikaler Landhausschrank oder minimalistisches Metallregal? Weisse Wände oder kräftige Farben? Wenn Paare das erste Mal zusammenziehen, treffen bisherige Möbel und Einrichtungsvorlieben aufeinander. Was tun, wenn der Partner einen ganz anderen Wohnstil bevorzugt als man selbst?
"Ein Kompromiss ist keine gute Lösung", sagt der Beziehungscoach Eric Hegmann aus Hamburg. Denn dieser bedeute, dass sich beide Partner auf der Mitte treffen müssen. Was dazu führen kann, dass die Einrichtung weder dem einen noch dem anderen gefällt. "Damit wird keiner richtig glücklich", so der Experte. Paare, die über Möbel, Farben und Accessoires streiten, einigen sich besser auf einen der folgenden Wege.
Tauschgeschäfte verhandeln
"Jeder braucht einen Wohlfühlort in der Wohnung, der seinem Geschmack nahekommt", sagt Hegmann. Das erreicht man am besten mit Tauschgeschäften. Das Paar einigt sich, indem jeder über gewisse Dinge entscheiden darf, so der Experte. Ein Tausch kann zum Beispiel so aussehen, dass der eine die Küche einrichtet, der andere das Wohnzimmer.
Auch Möbelexpertin Ursula Geismann von der Initiative Furnier + Natur in Bonn plädiert dafür, dass die Einrichtungsfrage auf Zimmer verteilt wird. Oder das Paar einigt sich auf Teilbereiche: "In der Küche kann man dem Mann die Haushaltsgeräte wie etwa eine High-Tech-Kaffeemaschine überlassen oder die Sound- und Lichtsteuerung der Wohnung", rät sie. Im Gegenzug übernehme die Frau die Auswahl der Möbel.
Möbel wählen, die zu allem passen
Werden neue Möbel angeschafft, rät die Kennerin zu ruhigen, geradlinigen Möbeln im skandinavischen Design oder reduzierte Formen im Mid-Century-Stil. "Das passt zu allem und zu jedem Geschmack, da es nicht besonders auffällt", sagt sie.
Für die Farbgebung der Wohnung empfiehlt sie Paaren zurückhaltende Töne: "Weiss oder Pastelltöne, in denen sich jeder wohlfühlt und man sich nicht so schnell sattsieht." Bezugsstoffe von Stühlen und Sofas können unifarben sein. Bei den Kissen könne man variieren.
Inspiration erhalten Paare in Magazinen und modernen Hotels. "Die Einrichtung von Hotels soll vielen gefallen", so Geismann: vielleicht also auch dem Paar.
Treffen vorhandene Möbel der Partner aufeinander, sollte einzeln über sie gesprochen werden. "Für Männer sind funktionale Möbel wichtig: Bett, Schrank, Sofa, Stuhl, Tisch", berichtet Geismann. Weniger das Sideboard, auf dem eine dekorative Vase steht. Dekoration stehe meist für Männer nicht an erster Stelle. "Sie mögen es aber, wenn es durch die Gestaltung der Frau gemütlicher wird", sagt sie. Um Missverständnissen vorzubeugen, sollte man über den Freiraum vorher sprechen.
Stil-Mix auch mit Humor akzeptieren
Wer sich nicht einigen kann, muss mit der Unterschiedlichkeit leben. "Die Lösung ist dann, zu erkennen: Hier sind wir unterschiedlich, und akzeptieren, was da ist", so Paarexperte Hegmann. Ein wilder Mix an Möbeln und Einrichtungsstilen ist in Ordnung. "Den Fokus kann das Paar dann auf Vielfalt und neue Erfahrungen legen", sagt er.
Ursula Geismann ist auch für den Stil-Mix. "Heute müssen nicht mehr Bett, Nachttisch und Kleiderschrank aus einer Machart sein", sagt sie. Man könne ruhig mutig sein und die Einrichtung auch mit etwas Humor sehen.
Ebenso hilft es, die Einrichtung flexibel zu betrachten. "Mit kleinem Geld lassen sich Wohnaccessoires wie zum Beispiel ein Vorhang verändern", so die Expertin. Ausserdem kann sich mit dem Umstellen von Möbeln eine neue Raumwirkung entfalten.
Wenn alles nichts hilft: Ursache klären
Wenn die Diskussion um die Einrichtung anhält oder in heftigem Streit mündet, sollten Paare die Ursache klären. "Ein Paar, dass sich vordergründig über die Einrichtung streitet, hat meist ganz andere Probleme", so Eric Hegmann. Meist gehe es nicht um die Sachebene, sondern um die emotionale Ebene. "Partner können sich in ihrer Autonomie eingeschränkt fühlen, wenn einer zu viele Dinge anschleppt", sagt er.
Auch hinter der Ablehnung für ein mitgebrachtes Sofa kann mehr stecken. "Etwa eine Geschichte wie die frühere Beziehung des Partners", sagt Hegmann. Das Paar sollte angstfrei über Wünsche, aber auch Sorgen, Zweifel und Ängste sprechen können. Schliesslich geht es darum, eine gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe zu führen. Vor allem in der gemeinsamen Wohnumgebung. © dpa
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