Den meisten Urlaubsplänen wurde in diesem Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie der Garaus gemacht. Wer Fernweh hat, kann sich den Urlaub jedoch auch nach Hause holen - mit einem naturalistischen Garten.
In den Urlaub fahren wird in diesem Jahr schwierig: Die Coronavirus-Pandemie macht der Bewegungsfreiheit einen Strich durch die Rechnung. Mit einer trendigen und innovativen Gartengestaltung kann man dem Fernweh entgegenwirken.
Garten als Urlaubs- und Sehnsuchtsort
Der Garten ist eigentlich nur das grüne Wohnzimmer vor dem Haus. In den Corona-Zeiten kann er jedoch mehr sein: Urlaubs- und Sehnsuchtsort. Er lässt sich auch entsprechend gestalten - mit einer Bepflanzung, die so auch in der weltweiten Natur vorkommen könnte.
Kleine alpine Felspartien werden mit einer Gartenmauer nachgebildet, ein schattiges Beet mit grossblättrigen Pflanzen spielt mit dem Gefühl, durch einen Regenwald zu wandern. Und bunt blühende Präriegestaltungen wecken die Lust auf Freiheit und Abenteuer im amerikanischen Stil.
Naturalistische Gartengestaltung: Kein Corona-Trend
Nicht erst seit der Pandemie gibt es diesen Trend zum naturalistischen Gartenstil. Prof. Cassian Schmidt, Leiter des Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim, erkennt darin eine gesellschaftliche Geisteshaltung. "Der Mensch sieht die Natur gefährdet, sodass er ihr im Garten mehr Raum gibt", sagt er.
Dazu kommen für Sven Nürnberger, Gärtnermeister im Frankfurter Palmengarten und Buchautor, die vielerorts stattfindende Entwicklung der Verkleinerung von Wohnräumen und die spürbaren Eingriffe durch die Landwirtschaft in die Natur. "Was verloren geht, will der Mensch wiederholen - und so versucht man dem Artensterben durch die Förderung von Vielfalt im Garten entgegen zu wirken", sagt er.
Naturalistischer Garten hat nichts mit heimischen Pflanzen zu tun
Aber worum geht es beim naturalistischen Garten? Viele Gärten mit ihrem akkuraten Rasen und den bunt zusammengewürfelten Pflanzen haben wenig mit der Natur zu tun.
Beim naturalistischen Gestaltungsansatz geht es aber auch nicht um die Nachbildung der eigenen Natur vor der Haustür, etwa mit heimischen Pflanzen oder mit dem Anlegen einer Wiese statt englischem Rasen.
Exotische Pflanzen in einer Steppenlandschaft
Der naturalistische Garten bedient sich vielmehr dem Repertoire von exotischen, nicht heimischen Pflanzen. "Man holt sich die Inspiration aus der Natur", sagt Prof. Schmidt. Damit erschafft man kreativ Gartenbilder von fremden Orten - und zwar in einer "überhöhten, ästhetischen Form". Oder wie es Experte Nürnberger ausdrückt: "Der naturalistische Stil ist eine Art gesteuerte Natur. "
Als Beispiel führt der Experte Schmidt eine Steppenlandschaft an: "Sie lebt von Gräsern, den Rispen des Salbeis und den flachen schirmförmigen Blütenständen der Schafgarben."
Diese typischen Pflanzen werden nach dem Chaosprinzip locker auf der Fläche verteilt, ohne dass einzelne Arten als grössere Gruppe oder in schematischer Regelmässigkeit auftauchen. So entsteht eine Pflanzung in drei Schichten: "Hohe Gerüstbildner, mittelhohe Füllpflanzen und flache Bodendecker sind die Grundlage für Vielfalt", erklärt Prof. Schmidt.
Alpines Hochgebirge im Garten nachstellen
Eine Alternative ist die Landschaft des alpinen Hochgebirges: Man kann hierfür zum Beispiel eine Natursteintreppe im Garten als Grundlage nehmen und diese mit Polster- und Rosettenpflanzen aus diesem Gebiet bepflanzen, schlägt Nürnberger vor.
Dabei sollte man aber beachten, nicht nur echte Wildformen der Pflanzen auszuwählen. Man nimmt auch robuste und erlesene Züchtungen, die ihren natürlichen Charakter bewahrt haben, hinzu.
Da nicht die komplette Natur eines Ortes nachgebildet wird, sondern nur Auszüge, kann man auch "verschiedene Gartenstile kombinieren und mitunter auch nur einzelne Vegetationsausschnitte herausnehmen", führt Buchautor Nürnberger an.
Nach dem Anpflanzen: Garten entwickeln lassen
Und wenn alles gepflanzt ist, gilt es loszulassen - und die Entwicklung der Pflanzen auf ihre natürliche Weise zu beobachten. Die Gemeinschaft der Pflanzen hat eine eigene Dynamik. Man muss lernen, nur wenig lenkend einzugreifen und eine natürliche Interaktion der Strukturen zu akzeptieren.
"Der naturalistische Garten ist für intelligente Faule ideal – wobei die Betonung auf dem Adjektiv liegt", sagt Prof. Schmidt dazu. Dabei nimmt er Bezug auf ein Zitat des bekannten Gartenphilosophs und Staudenzüchters Karl Foerster (1874-1970).
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(dpa/tmn/tae)
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