Frankfurt/Main - Die Wärmepumpe gilt als der Weg zur Energiewende. Aber sie ist nicht unumstritten, denn bisherige Modelle können in manchen Altbauten nicht genug Wärme liefern. Dazu gelten bestimmte Kältemittel in den Wärmepumpen als umweltschädlich.
Auf der Energiemesse ISH in Frankfurt (bis 17. März) präsentierten die Hersteller ihre neuesten Entwicklungen. Haben sich die Wärmepumpen verbessert?
"Grundsätzlich kann man sagen, dass es aus der technischen Sicht für die Endkunden momentan sehr gut aussieht", sagt der Energieexperte und Fachjournalist Tim Gessler. "Wer sich jetzt eine aktuelle Wärmepumpe zulegt, der kann zuversichtlich sein, dass er ein gutes Gerät bekommt. Die technische Entwicklung hat in den letzten Jahren einen wahnsinnigen Fortschritt gemacht."
Mehr Energieeffizienz für Altbauten:
Während im Neubau die Wärmepumpe seit Jahren Marktführer unter den eingebauten Heizungsanlagen ist, sah es im Bestand schlechter aus. Denn Wärmepumpen arbeiteten lange nur effizient in Systemen mit einer niedrigen Vorlauftemperatur - das ist die Temperatur, die das Heizungswasser braucht, wenn es in die Rohre und Heizkörper strömt.
Gut einsetzbar ist die Wärmepumpe immer schon bei Fussbodenheizungen. Aber Konvektoren und Radiatoren brauchen viel höhere Wassertemperaturen. Diese schafften bisherige Wärmepumpen oft nur mit mehr Strom - und damit höheren Betriebskosten.
Aber das hat sich geändert. Jeder namhafte Hersteller hat Geräte im Programm, die nun effizient 65 bis 75 Grad schaffen. Zwar müssen Heizungsbauer und Hausbesitzer nach wie vor schauen, ob eine Wärmepumpe in einem bestimmten Gebäude letztlich die sinnvollste Heizungsart ist, sagt Tim Gessler, der für die Zeitschrift "SBZ" die technischen Entwicklungen der Branche im Blick hat. "Aber es geht sehr, sehr viel mehr und es geht mehr, als die meisten glauben." Dabei kann man oft die bestehenden Heizkörper behalten.
Als besonders energieeffizient gelten so genannte Propan-Wärmepumpen, die mit dem natürlichen Kältemittel R290 arbeiten.
Das natürliche Kältemittel R290:
"Das ist der grosse Trend, praktisch alle Hersteller stellen R290-Maschinen auf der Messe vor", sagt Tim Gessler. Auch für Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe ist das Kältemittel mit der Kennung R290 eine der wichtigsten Entwicklungen am Markt: "Alle Hersteller wollen das, wir wollen das."
Denn dieses Kältemittel ist nicht nur wegen seiner besseren Energieeffizienz gefragt. Es gilt auch als umweltfreundlicher als die lange üblichen synthetischen Kältemittel aus Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS).
Gelangen diese Stoffe in die Umwelt, bleiben sie dort mutmasslich dauerhaft erhalten. Daher werden PFAS auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet. Einige sind bereits verboten, weil sie als gefährlich gelten. Behörden mehrerer Länder, darunter Deutschland, streben ein weitgehend vollständiges Verbot der Stoffgruppe in der EU an.
Übrigens: Wer sich eine Wärmepumpe mit umweltverträglichen Kältemitteln kauft, kann finanziell profitieren. Es gibt bei der staatlichen Förderung fünf Prozent Bonus für diese Entscheidung.
Das Angebot auf dem Wärmepumpen-Markt gilt als knapp. Hausbesitzer sollten versuchen, sich eine Wärmepumpe mit R290 zu sichern, rät Experte Tim Gessler. "Man hat gleichzeitig die Sicherheit, dass man dann wirklich ein sehr aktuelles Gerät hat."
Und auch wenn man statt einer R290-Wärmepumpe "nur" ein Gerät mit synthetischen Kühlmitteln bekommt, kann man sich sicher fühlen, so Katja Weinhold. "Diese Kältemittel in einer Wärmepumpe zirkulieren in einem geschlossenen Kreis. Und wenn eine Wärmepumpe entsorgt wird, dann wird das Kältemittel abgesaugt und wird recycelt."
Das modernere Design:
Klobig, oft hässlich beige: Die Ausseneinheiten der Wärmepumpen sind kein stylisher Hingucker. Je mehr von ihnen mit der Zeit in die Gärten einzogen, desto mehr Nachfragen kamen bei den Herstellern dazu an: Geht das nicht auch schöner?
"Andere Technologien sind versteckt im Heizungskeller. Einmal im Jahr kommt der Schornsteinfeger, sonst bleibt die Tür quasi zu", sagt Clemens Petzold, Marketingleiter von Panasonic Heating & Cooling Solutions. "Wärmepumpen aber sehen Nachbarn und die Besitzer ständig."
Zwar sind die neuen Modelle nach wie vor eben Kästen im Garten. Aber mehrheitlich nun in Schwarz, Anthrazit oder Grau gehalten. Panasonic zum Beispiel orientiert sich an einem Grauton, der laut Petzold bei Briefkästen derzeit auch stark gefragt sei. Ausserdem wirken die neuen Geräte weniger wuchtig, haben oft ein geradliniges, moderner wirkendes Design. Der Ventilator liegt versteckter hinter Lamellen.
Vor allem aber die Geräteteile im Haus haben sich gemacht. Sie sollen raus aus einem Keller und rein in den Wohnraum ziehen können. Denn das spart Bauherren bei den hohen Baukosten entweder Fläche oder sie gewinnen mehr Wohnraum, weil der Heizungsraum wegfällt.
So täuscht Samsungs Wärmepumpen-Einheit in einer Schau-Küche auf der Messe ganz gut vor, ein Kühlschrank zu sein. Bei Nibe sieht man den Kasten schon mal in der Garderobe. Und die Neuheit von Viessmann ist optisch sogar ein Möbelstück. Ihr Name: "Invisible" (unsichtbar).
Diese Heiz-, Kühl- und Lüftungseinheit verschwindet inklusive aller Rohrleitungen in einer Art Wandschrank von nur 28 Zentimeter Tiefe. "Im Vergleich zum normalen Setup der Geräte spart man hiermit fünf Quadratmeter Fläche ein", sagt Thomas Heim, CEO von Viessmann Climate Solutions. Dazu wird die Anlage nach Kundenwunsch zum Beispiel weiss lackiert, verspiegelt oder in Holzoptik gehalten. © dpa
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