Warendorf/Hamburg - Ein eigenes Pferd zu haben, ist für viele Pferdefans das i-Tüpfelchen. Doch diese Leidenschaft kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. "Wer Pferdesport mit einem eigenen Pferd betreiben möchte, muss sich bewusst sein, dass dies mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist", sagt Thomas Ungruhe, Leiter der Abteilung Pferdesportentwicklung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). "Die meisten Reiter ermöglichen sich die Haltung ihrer Pferde erst durch Verzicht auf anderen Gebieten." Die Kosten im Überblick.

Mehr zum Thema Haustiere

Anschaffung

Die Anschaffungskosten für das Tier selbst schlagen gerade am Anfang ordentlich zu Buche - auch wenn sie natürlich enorm variieren. Für Thomas Ungruhe gilt dabei der alte Spruch: "Ein Pferd ist immer so viel wert, wie ein Pferdenarr dafür bezahlt." Angebot und Nachfrage bestimmen also den Preis. Ein älteres, kleines Pony kostet natürlich weniger als ein bis Klasse A ausgebildetes junges Turnierpferd. Preise können zwischen 1.000 und 20.000 Euro liegen und weit darüber hinaus reichen.

Ausserdem braucht es zum Reiten die richtige Kleidung: Die Einsteiger-Grundausrüstung mit zertifiziertem und genormten Helm, Reithosen, Stiefeln und Handschuhen ist laut FN bereits für 150 bis 200 Euro zu bekommen.

Unterbringung

Wer glaubt, eine kleine Weide und eine Box mit Stroh reichen und kosten nicht viel, könnte sich täuschen. Der Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht weist darauf hin, dass für die Unterbringung zwischen 200 und 1100 Euro anfallen - je nach Art der Pferdehaltung (Offenstall, eigene Box, eigene Koppel) und der Dienstleistungen der Reitstallbetreiber. Ob sie also die Pferde regelmässig raus- und reinbringen und bewegen und die Ställe ausmisten, oder ob die Besitzer das selbst machen.

Auch die Futterkosten variieren: Zwar ist Heu oft in den Monatsbeiträgen enthalten, für Besitzer können dann aber noch die Ausgaben für Mineral- und Kraftfutter hinzukommen, die rund 50 Euro betragen. Klar ist natürlich: Ein Pony ist in der Regel im Unterhalt günstiger als ein Pferd, weil es weniger Futter benötigt.

Ein Hufschmied entfernt ein altes Hufeisen
Regelmässige Pflege für die Gesundheit: Der Hufschmied kommt alle sechs bis acht Wochen © dpa / Frank Rumpenhorst/dpa-tmn

Reitunterricht

Eine qualifizierte Ausbildung ist das Fundament für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung - ganz gleich, auf welchem sportlichen Level oder in welcher Disziplin. Deshalb sollten Pferde- und Ponybesitzer regelmässig eine Reitstunde nehmen. Für Vereinsmitglieder kostet sie im Schnitt etwa 15 Euro.

Hufschmied

Ein Beschlagsintervall dauert in der Regel sechs bis acht Wochen - dementsprechend häufig muss der Hufschmied kommen. Die Kosten variieren, je nachdem, ob das Tier Barhufer ist oder Hufeisen benötigt. Alleine alle vier Hufe auszuschneiden kostet je nach Schmied zwischen 80 und 100 Euro. Bei einem Beschlag auf zwei Hufe sollte man mit 120 Euro rechnen. Bei vier Hufen und einem Spezialbeschlag entsprechend mehr.

Tierarzt

Auch wenn das Pferd jung und gesund ist: Besitzer sollten immer Geld für regelmässige und natürlich auch nicht planbare Tierarztbehandlungen einkalkulieren. "Leider ist es sehr schwierig, konkrete Angaben zu den Durchschnittswerten für die Behandlung zu machen", sagt FN-Tierärztin Lauren Moore-Steinbach. Das ist abhängig von der Leistung des Tierarztes, Verbrauchsmaterial, Medikamenten und eventuell Nachbehandlungen. Dazu kommen Hausbesuchsgebühr und Anfahrt.

Einberechnen muss man laut Moore-Steinbach auf jeden Fall die regelmässige Entwurmung (zwei bis vier Mal pro Jahr), regelmässige Impfungen (Tetanus, Influenza und Herpes) und bei einem gesunden Pferd eine jährliche Zahnkontrolle und eine eventuelle Zahnbehandlung. Die Kosten im Jahr betragen grob überschlagen etwa 300 bis 500 Euro im Jahr. Das sei aber vom Wohnort und vielen anderen Faktoren abhängig, es ist also nur ein Richtwert.

Eine kleine Verletzung kann sich oft zu einer langwierigen Behandlung hinziehen, die teuer werden kann. Und bei chronischen Erkrankungen kann auch eine regelmässige manuelle Behandlung, wie Chiropraktik, Osteopathie oder Physiotherapie erforderlich werden: Je nach Aufwand schlägt diese beginnend mit 75 Euro für eine Folgebehandlung pro Monat zu Buche. Eine Erstbehandlung dauert in der Regel länger und kostet entsprechend auch mehr.

Eine Frau füttert ein Pferd
Die richtige Unterbringung ist entscheidend: Von der Box bis zur Weide variieren die Kosten stark. © dpa / Christin Klose/dpa-tmn

Krankenversicherung

Pferdebesitzer können eine Krankenversicherung für Pferde abschliessen. "Der Neuabschluss ist für gesunde Pferde problemlos möglich", sagt Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten. Das Höchsteintrittsalter liegt teilweise bei 20 Jahren, oder aber es gibt keine Begrenzung.

Einen Vertrag für erkrankte Pferde zu erhalten, sei jedoch schwer. "Es kommt vor allem auf die Vorerkrankungen an." Die Versicherer behalten sich dann vor, eine höhere Prämie zu verlangen, die Krankheit vom Vertrag auszuschliessen oder den Antrag abzulehnen. Die monatlichen Kosten für die Versicherung variieren deutlich und können von etwa 120 bis zu 350 Euro monatlich reichen - je nach Alter des Pferdes, Vorerkrankungen und Leistungen.

Aufwendige Operationen können schnell mehrere Tausend Euro kosten. Manche entscheiden sich daher auch für eine spezielle OP-Kostenversicherung. Man sollte hier darauf achten, ob man sich an den OP-Kosten beteiligen muss und auch der Blick in das Leistungsangebot ist wichtig - denn das variiert je nach Anbieter und Tarif. Der Kostenrahmen der OP-Versicherung liegt bei etwa zwischen 85 Euro für Basis-Tarife bis 300 Euro für eine unbegrenzte Deckung im Jahr.

Haftpflichtversicherung

Nach Ansicht des Bundes der Versicherten und auch der Reiterlichen Vereinigung sollte keinesfalls auf eine Tierhalterhaftpflicht verzichtet werden. Ein Unfall ist schnell passiert. "Der Haftpflichtschutz hat absoluten Vorrang vor Krankenversicherungen", sagt Julia Alice Böhne. Selbst eine OP-Behandlung liesse sich wohl eher aus Erspartem begleichen, "als beispielsweise ein schwerer Personenschaden, der entsteht, weil das Pferd von der Koppel ausreisst, auf eine Strasse rennt und so einen Unfall verursacht." Der Pferdehalter haftet mit dem gesamten Vermögen und Einkünften bis hin zur Pfändungsgrenze für Schäden, die das eigene Tier verursacht.

Laut FN sollten etwa 15 Millionen Euro pauschal für Personen-, Sach- und Vermögensschäden einberechnet werden. Die Kosten einer Pferdehaftpflichtversicherung liegen in der Regel zwischen 50 und 150 Euro pro Jahr. Der genaue Preis hängt von verschiedenen Faktoren ab - neben der Deckungssumme auch von einer Selbstbeteiligung oder erweiterten Leistungen.

Fazit

Nicht jeder Pferdefan kann sich den Traum vom eigenen Pferd erfüllen. Aber: Wer bereit ist, die finanzielle Herausforderung anzunehmen und die Leidenschaft, Ausdauer und grosse Verantwortung für dieses Lebewesen aufzubringen, erfährt auf der anderen Seite viel Positives.

Der enge Kontakt mit dem Tier erfordert ein hohes Mass an Sensibilität für die feine Körpersprache der Pferde. Diese Fähigkeiten kommt Reitern im Umgang mit anderen Menschen zugute. "Davon profitieren vor allem junge Leute", sagt Thomas Ungruhe. "Sie finden im Pferd nicht nur einen Freund, dem sie ihre Sorgen und Nöte erzählen können, sondern lernen vom ihm "fürs Leben"". Und das ist allen Kosten zum Trotz wohl unbezahlbar.  © Deutsche Presse-Agentur

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.