Auch Tiere können vom Fortschritt der Technik profitieren. Smart Home bietet Rund-um-die-Uhr-Überwachung und automatisierte Fütterung. Doch wie sinnvoll sind diese Anwendungen eigentlich? Schaden sie dem Tier?
Der Hamburger Trendforscher Prof. Peter Wippermann ist sich sicher: "Wir nutzen in der Krise viel mehr Technik als davor, so sind etwa Videokonferenzen selbstverständlich geworden." Seine Prognose: Dieser Techniksprung wird uns erhalten bleiben - und auf die Heimtiere übertragen werden.
Es gibt heute bereits etliche Angebote. "Man kann die Fütterung automatisieren und eine Videoüberwachung installieren", zählt Wippermann zwei Beispiele auf. Zudem gibt es Katzenklappen, die nur der eigenen Katze Zutritt gewähren.
Videoüberwachung von Haustieren: Sinnvoll oder unnötig?
Fachleute begrüssen diesen technischen Fortschritt durchaus - vor allem die Möglichkeit, die Tiere per Video jederzeit sehen zu können. "Das wirkt sehr beruhigend auf die Psyche des Halters und kann auch zum Training genutzt werden", sagt die Hundetrainerin Chris Maron aus Neu-Anspach. Sie setzt selbst auf Videotechnik, um ihren Welpen das Alleinebleiben beizubringen.
"Man sollte aber nur beobachten und nicht mit dem Welpen reden", rät sie. Denn damit werde eine Erwartungshaltung bei dem Tier aufgebaut, dabei solle das Weggehen und Wiederkommen seines Halters für ihn unspektakulär sein. Sinnvoll kann dagegen das Reden über Lautsprecher beim Training der Hunde sein, die alleine zu Hause Angst haben. Wenn sie sich entspannen, werden sie gelobt. "Aber es gibt auch Tiere, die drehen am Rad, wenn plötzlich die Stimme erklingt. Das muss man ausprobieren", so Maron.
Hunde mögen Lautsprecher nicht
Hingegen hält Maron gar nichts davon, die Hunde per Lautsprecher zu massregeln - etwa, wenn sie die Abwesenheit ihres Besitzers dazu nutzen, sich verbotenerweise auf der Couch niederzulassen. "Für den Hund ist das Aufmerksamkeit und damit was Positives", gibt sie zu bedenken.
Zwar kann es durchaus sein, dass sensible Hunde auf einen rauen Ton wunschgemäss reagieren. Doch wenn nicht, hat der Halter keine Möglichkeit, weiter auf seinen Hund einzuwirken. Wenn es ganz schiefläuft, lernt der Hund, dass er auf Ansprache seines Besitzers nicht reagieren muss - schliesslich folgt keine Konsequenz und daraus ziehen Hunde sehr schnell ihre Schlüsse.
Katzenexpertin Michaela Asmuss aus Bad Homburg sieht die Erziehung per Video kritisch. Im besten Fall reagiere das Tier gar nicht, im schlimmsten werde es verängstigt, sagt sie. "Wir wollen im Training immer positiv arbeiten, dem Tier also zeigen, was es darf", erklärt sie. Das sei nur über Lautsprecher kaum möglich.
GPS-Katzenhalsband kann zur Gefahr werden
Eine Katze per GPS überwachen zu können, sei einerseits sinnvoll, sagt Asmuss. "Man kann verschwundene Tiere wiederfinden und es ist auch spannend, weil man sehen kann, wo sich die Katze so rumtreibt." Doch die GPS-Tracker sind an Halsbändern angebracht - es besteht die Gefahr, dass sich die Katzen damit strangulieren.
Katzenklappen, die über einen in den Katzennacken injizierten Chip gesteuert werden, seien dagegen "goldwert". So kann kein unerwünschter Besuch eindringen. Zudem lassen sich die Freigang-Zeiten bestimmen. Sinnvoll sind für Katzen auch Futterautomaten. Diese sorgen dafür, dass die Tiere - wie sie es am liebsten haben - den Tag über verteilt immer mal wieder was fressen können.
Selbstreinigende Katzenklos? Expertin rät ab
Gar nichts hält Asmuss dagegen von selbstreinigenden Katzentoiletten. Diese meist grossen Kästen sind innen eng und haben einen hohen Einstieg. Damit seien sie für eine Katze maximal unattraktiv. Manche Katzenklos fangen zudem mit der Reinigung sehr früh an und rütteln, wenn die Katze noch auf dem Klo ist.
Ein Hersteller wirbt sogar damit – auf diese Weise würden auch die Krallen der Katze gesäubert, heisst es. "Ein sicherer Weg, um seine Katze unsauber zu kriegen", sagt die Katzenexpertin und benennt einen weiteren Nachteil dieser Toiletten: Der Halter bekommt auf diese Weise nicht mit, falls sein Tier Durchfall oder Verstopfung hat. (spot/dpa)
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