• Immer mehr Menschen verzichten als Vegetarier oder Veganer vollkommen auf Fleisch.
  • Ist diese Essensumstellung auch für Haustiere geeignet und gut?
  • Es gibt Argumente, die für und gegen eine fleischlose Tierernährung sprechen.

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Wer auf tierische Produkte verzichtet, fragt sich oft, ob das nicht auch eine Option für seine Haustiere ist. Das Thema ist umstritten – auch unter Experten. Wer sein Tier liebt, möchte das Beste – auch bei der Fütterung. Wie aber sieht das aus?

In Deutschland bezeichnen sich rund 6,5 Millionen Menschen als Vegetarier, 1,13 Millionen als Veganer, die ganz auf tierische Produkte verzichten - sei es wegen der eigenen Gesundheit oder aus Tierschutzgründen. Ähnlich sieht der Anteil der vegetarisch und vegan lebenden Bevölkerung in Österreich (rund 765.000 bzw. 80.000) aus. In der Schweiz liegt der Anteil bei 5,8 Prozent Vegetariern (rund 500.000 Menschen) und 2,6 Prozent Veganern (rund 223.000).

Wer sich selbst für eine solche Lebensweise entschieden hat, fragt sich nicht selten, ob es nicht auch sinnvoll sein könnte, Hund oder Katze ebenfalls pflanzlich zu ernähren. Die Meinungen in Internetforen darüber gehen auseinander – und auch Experten etwa auf Ärztekongressen kommen zu kontroversen Ergebnissen.

Viele ethische Gründe sprechen für den Verzicht auf Fleisch

Ein Befürworter veganer Ernährung von Haustieren ist Ernst Walter Henrich, Gründer der Pro-Vegan-Stiftung. "Wer Tiere liebt, sollte sie nicht quälen, töten lassen und nicht essen", sagt der Mediziner. "Wer Tiere liebt, sollte sie auch nicht an seine Haustiere verfüttern." Warum sollten Haustiere einen höheren Wert als Nutztiere haben, fragt er.

Weitere ethische Gründe sprechen ihm zufolge dafür, kein Fleisch zu verfüttern. So werde etwa die Hälfte der weltweiten Getreideernte und 90 bis 98 Prozent der weltweiten Sojaernte an Nutztiere verfüttert, während täglich Kinder an Hunger sterben. "Warum sollten Haustiere einen höheren Wert haben als Kinder?", fragt er. Zudem stossen die Nutztiere klimaschädliche Gase aus, während Pflanzen sie binden.

Manche Hunde entwickeln eine Allergie auf Fleisch

Es gibt auch gesundheitliche Gründe für eine vegane Ernährung: So kommt es insbesondere bei Hunden immer wieder vor, dass sie eine Allergie auf bestimmte Fleischsorten entwickeln. Halter greifen dann manchmal auf exotische Fleischsorten zurück, was oft nicht nur ganz eigene Tierschutzprobleme mit sich bringt, sondern auch ziemlich ins Geld geht. Eine Lösung kann pflanzliches Futter sein, das die meisten Hunde besser vertragen.

Doch ist es wirklich artgerecht, wenn man bei der Ernährung von Hund und Katze auf Fleisch verzichtet? Henrich meint: ja. "Artgerecht ist eine Ernährung dann, wenn sie dem Tier alle Nährstoffe zur Verfügung stellt, die es für ein gesundes und langes Leben braucht." Das könne auch vegane Ernährung leisten.

Wer sich nicht auskennt, sollte fertig gemischtes Futter wählen

Man solle dafür am besten hochwertiges Biofutter wählen. "Alternativ kann man das Futter auch selbst herstellen", sagt er. "Aber nur dann, wenn man sich wirklich auskennt."

Einige Nährstoffe sind für Hund und Katze essenziell, müssen also im Futter enthalten sein. Andere Nahrungsmittel wiederum darf man nicht füttern, weil sie giftig für die Tiere sind. "Hier sollte man als Laie nicht herumexperimentieren,", sagt er. "Eiweiss ist dabei überhaupt kein Problem, weil Pflanzen mehr als genug Eiweiss enthalten."

Bessere Verwertung von tierischem Eiweiss

Diesen Punkt sieht Verena Wirosaf, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund, etwas kritischer. "Hunde können tierisches Eiweiss besser verwerten als pflanzliches Eiweiss", sagt sie. Sie sieht eher ethische Gründe dafür, Haustiere vegan zu ernähren.

Bei Katzen rät sie ganz davon ab. "Als strenge Fleischfresser sollten Katzen auch mit fleischhaltiger Nahrung gefüttert werden", sagt sie. "Alles andere wäre nicht artgerecht." Hunde gelten als Fleisch- und Allesfresser. Sie haben sich an die Nahrung des Menschen angepasst und können beispielsweise auch Stärke verdauen.

Ob ein Tier alle Nährstoffe bekommt, erkennt man nicht immer

Vegane Ernährung funktioniert nach Ansicht der Expertin nur bei erwachsenen, gesunden Hunden – sofern die Rationen jeweils individuell berechnet werden. Sie sieht aber auch dabei gesundheitliche Risiken. "Das gilt insbesondere dann, wenn man sich keine fachliche Beratung nimmt", sagt sie.

Wenn ein Tier durch die Ernährung einen Mangel – oder aber auch eine Überversorgung – an bestimmten Nährstoffen entwickelt, ist das für Halter nicht ohne weiteres zu erkennen.

Auch wer fertig gemischtes Futter wählt, ist dabei nicht auf der sicheren Seite: So kommt eine Studie der Universität Wien zum Ergebnis, dass eine vegane Ernährung von Hunden und Katzen nicht grundsätzlich problematisch ist – dass aber einige der untersuchten Futtersorten nicht optimal zusammengestellt waren.

So erfüllten zwei vegane Trockenfutter für Hunde nicht die Mindestmenge an Kalium, in einigen anderen Futtersorten fehlte Protein oder der Energiebedarf der Tiere konnte nicht ausreichend gedeckt werden. Noch fehlen aber Langzeitstudien und weitere Forschungsergebnisse.

Eine artgerechte Ernährung stellt hohe Anforderungen an die Halter

Überhaupt stelle eine art- und bedarfsgerechte Ernährung von Hunden und Katzen hohe Anforderungen an die Halter, sagt Wirosaf. Ganz gleich, welche Ernährungsform man wählt: Wichtig sei, dass die benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge und Qualität in einem ausgewogenen Verhältnis im Futter enthalten seien.

Im Grunde reiche ein gutes Alleinfuttermittel. Wer sich einen Überblick über die Qualität verschaffen will, kann etwa bei Stiftung Warentest schauen, wo immer wieder Hunde- und Katzenfutter getestet wird.

Wer sich also entscheidet, sein Tier vegan zu ernähren, sollte unbedingt darauf achten, dass es alle wichtigen Nährstoffe erhält - oder im Zweifel den Tierarzt konsultieren. Und auch, wer sich für eine konventionelle Art der Fütterung entscheidet, sollte im Blick haben, dass sein Tier gut versorgt wird.

Wem es nicht behagt, konventionell gehaltene Nutztiere zu verfüttern, kann zumindest zu Fleisch aus besserer Haltung greifen, beispielsweise mit einer Bio-Kennzeichnung. Das grundsätzliche Dilemma allerdings bleibt.

Über die Experten:
Dr. med. Ernst Walter Henrich ist Gründer der Pro-Vegan-Stiftung. Er befasst sich mit einer veganen Ernährung bei Menschen und Tieren und beschäftigt sich dabei sowohl mit gesundheitlichen wie auch ethischen Aspekten. Er ist Arzt und seit vielen Jahren bekennender Veganer.
Verena Wirosaf ist Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Sie ist Tierärztin. Ihr Spezialgebiet ist das Thema Tierernährung und Diätetik.

Verwendete Quellen:

  • Statistisches Bundesamt: Umfrage in Deutschland zur Anzahl der Veganer bis 2020
  • Statistisches Bundesamt: Statistiken zu Vegetarismus und Veganismus in Österreich
  • Statistisches Bundesamt: Statistiken zu Vegetarismus und Veganismus in der Schweiz
  • Deutscher Tierschutzbund: Händler setzen weiter auf Känguru-Fleisch
  • Magdalena Nüesch-Inderbinen, Andrea Treier, Katrin Zurfluh and Roger Stephan: Raw meat-based diets for companion animals: a potential source of transmission of pathogenic and antimicrobial-resistant Enterobacteriaceae
  • Pia Gloria Semp: Vegan Nutrition of Dogs and Cats, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität Wien Institut für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe
  • Stiftung Warentest: Hundefutter: Barf oder Dose? Nassfutter von sehr gut bis mangelhaft
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