Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sind in Deutschland rund eine Million Erwerbstätige von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen. Dagegen kann etwas getan werden.
Das Risiko zum Mobbingopfer am Arbeitsplatz zu werden, ist bei Frauen um gut sieben Prozent höher als bei Männern – und in über 60 Prozent der Fälle sind Gerüchte oder gezielt gestreute Unwahrheiten die häufigste Form der Schikane.
Wird ein Arbeitnehmer an seinem Arbeitsplatz über längere Zeit systematisch angefeindet, benachteiligt, schikaniert, drangsaliert oder ausgegrenzt, spricht man von Mobbing.
In jedem zweiten Fall geht Mobbing sogar vom eigenen Vorgesetzten aus (sogenanntes "Bossing").
Das Ziel ist dabei kein konstruktives Lösen von Problemen, vielmehr will beziehungsweise wollen der oder die Angreifer das Mobbingopfer in der Regel zur Kündigung bewegen und so aus dem Unternehmen schaffen.
Die Gründe sind vielschichtig und reichen laut Studien der BAuA von Neid über persönliche Spannungen bis hin zu Konkurrenzängsten.
Das Problem: Auch wenn der Chef nicht involviert ist, macht er sich durch intransparente Kommunikation, Weghören oder Wegsehen zum Mitschuldigen.
Umso wichtiger ist es für die Betroffenen deshalb, sich zu wehren.
Tipp 1: Nicht darüber hinwegsehen
Der Chef bauscht kleinste Fehler auf, die Kollegin verbreitet gezielt Gerüchte im Unternehmen oder gibt Aussagen absichtlich falsch wieder: Es gibt viele Arten des Mobbings.
Und sie wirken sich allesamt negativ auf das physische und psychische Befinden der gemobbten Arbeitnehmer aus.
Oftmals erscheint es für die Opfer einfacher, darüber hinwegzusehen oder die Situation durch einen besonders freundlichen Umgang mit dem oder den Mobbern retten zu wollen.
Vielleicht hört der Spuk dann von selbst auf? Fehlanzeige. Für den Mobber ist stattdessen klar:
Der Betroffene ist schwach und ein leichtes Opfer. Wer gemobbt wird, sollte die Situation deshalb keinesfalls herunterspielen.
Besser: Die Mobbingattacken schriftlich festhalten. Und genau notieren, was wann passiert ist.
Das macht zum einen den Kopf frei und ist zum anderen der erste Schritt heraus aus der eigenen Passivität.
Tipp 2: Den Mobber frühzeitig darauf ansprechen
Wer Mitarbeiter oder Kollegen mobbt, hat in der Regel ein geringes Selbstwertgefühl.
Dieses negative Selbstwertgefühl kann darin münden, andere zu schikanieren oder klein machen zu wollen, um sich selbst zu überhöhen.
Wer also gemobbt wird und den oder die Täter frühzeitig und aktiv darauf anspricht, zeigt Selbstsicherheit. Damit steigen die Chancen, die Mobbingattacken zu beenden, bevor es zu spät und die Situation verfahren ist.
Übrigens: Mobber sind meist selbst feige und schikanieren die Betroffenen nicht im Beisein anderer. Mobbingopfer sollten es deshalb vermeiden, allein mit ihrem Mobber zu sein.
Ebenso wichtig ist, sich nicht isolieren oder provozieren zu lassen! Kurzum: Je früher das Thema angegangen statt ignoriert wird, desto besser stehen die Chancen für Betroffene.
Tipp 3: Unterstützung suchen und Stress abbauen
Viele Betroffene neigen dazu, ihr Problem mit sich selbst ausmachen zu wollen. Das ist jedoch der denkbar schlechteste Weg.
Mobbing verunsichert und greift das Wohlbefinden an: Es ist deshalb wichtig, in einer solchen Situation nicht allein zu sein.
Besser ist es, sich Kollegen, Freunden oder der Familie anzuvertrauen. Das stärkt das Selbstwertgefühl und kann dabei helfen, die Situation in Angriff zu nehmen.
Sport oder Entspannungsübungen sorgen ausserdem für Stressabbau. Verfügt das Unternehmen über einen Betriebsrat, so kann es sinnvoll sein, diesen ebenfalls in die Thematik zu involvieren.
Je nach Fall sollten die Betroffenen entscheiden, wen sie aus dem Unternehmen zu Rate ziehen und wer eventuell zur Lösung des Problems beitragen könnte.
Auch hier gilt: Je früher, desto besser.
Tipp 4: Kurzschlussreaktionen vermeiden
Leidensdruck und Verzweiflung können dazu führen, dass Mobbingopfer sich zu spontanen Kündigungen hinreissen lassen.
Denn je nach Art und Dauer der Mobbingattacken reicht die Liste an gesundheitlichen Problemen von Schlaflosigkeit bis hin zu Angststörungen und Depressionen.
Klar ist: Nehmen die gesundheitlichen Auswirkungen zu, gibt es nach mehreren Versuchen der Klärung keine Hoffnung für die Lösung des Problems oder ist der Mobber ein direkter Vorgesetzter, kann eine Kündigung tatsächlich der letzte Ausweg sein.
Wer jedoch im Unternehmen mit vielen Kollegen gut auskommt oder zum Beispiel Angst vor Veränderungen hat, sollte noch einmal sorgfältig abwägen, ob eine Kündigung wirklich die einzige Chance ist.
Besonders wichtig bei einer Eigenkündigung wegen Mobbings ist es, sich ein ärztliches Attest diesbezüglich ausstellen zu lassen.
Das sichert im Zweifelsfall den Anspruch auf sofortiges Arbeitslosengeld und verhindert eine dreimonatige Sperre beim Arbeitsamt.
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