Glas findet in vielen Formen in unserem Leben Verwendung. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen gibt, die sich mit diesem Material auskennen. Hier gibt es alle wichtigen Infos zur Ausbildung als Glaser/in.
Vitrinen, Duschwände, Schaufenster, Spiegel oder U-Bahn-Stationen: Glaser beschäftigen sich mit einem vielfältig eingesetzten Stoff und erlernen dementsprechend einen vielseitigen Ausbildungsberuf. Lehrling Dominik Julian Jost sowie sein Chef Detlev Kasten können aus erster Hand von der Ausbildung, den Tätigkeiten und Weiterbildungsmöglichkeiten eines Glasers berichten.
Der 21-Jährige Julian Jost konnte sich keinen Bürojob vorstellen. Über Freunde kam er zur Glaserei Plickert in Berlin und ist mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr zum Glaser.
Der Alltag als Glaser
An einem typischen Tag treffen sich Azubis und Gesellen morgens am Firmenstandort in Reinickendorf und schauen, welche Aufträge für den Tag anstehen. "Je nachdem, zu welchem Kunden wir fahren, beladen wir das Auto entsprechend, und dann geht's los", erzählt Jost.
Der Ausbildungsbeginn
Zu Beginn lernen Azubis zum Beispiel, wie ein Altbaufenster repariert wird, erklärt Detlev Kasten, Geschäftsführer der Glaserei. Dafür muss der Fensterkitt mit Hammer und Aushaumesser entfernt werden, ohne dass der Fensterflügel Schaden nimmt. Dann werden schadhafte Stellen ausgebessert, neuer Kitt aufgetragen, das Fenster wieder eingesetzt und befestigt. "Und beim nächsten Mal, kommen die Auszubildenden dann schon mit der Hälfte des Kitts aus", so Kasten.
Als angehender Glaser kümmert sich Jost aber nicht nur um kaputte Fensterscheiben. "Zu den Aufgaben gehört es auch, aus mehreren Scheiben ein Möbelstück zu bauen, eine Glasvitrine etwa." Entscheidend ist handwerkliches Geschick. "Als Glaser arbeitet man mit den Händen", sagt Kasten. Hauptsächlich lernen Azubis daher, richtig mit dem Werkstoff umzugehen. Die Verletzungsgefahr ist hoch.
Inhalte in der Berufsschule
In der Berufsschule wird der theoretische Hintergrund vermittelt. Etwa zu den verschiedenen Glasarten oder zur Glasverarbeitung. "Da geht es um die Kantenbearbeitung, ums Bohren und Sägen oder etwa um die Flächenveredelung für Spiegel", sagt Peter Backes, Lehrer an der Staatlichen Glasfachschule in Rheinbach.
Das macht den Beruf Glaser so abwechslungsreich
Mit diesem Wissen sind Lehrlinge fit für die Baustelle oder den Besuch beim Kunden. Jeder Tag bringt etwas Neues. "Es kann schon mal vorkommen, dass man auf dem Dach des Berliner Olympiastadions herumturnen muss", erzählt Kasten. Muss dort eine Scheibe ersetzt werden, ist Millimeterarbeit gefragt.
Und der Umgang mit Glas ist körperlich anstrengend. "Auch wenn es meist schön transparent aussieht, Glas ist schwer", sagt Kasten. Deshalb müsse man fast immer zu zweit oder im Team arbeiten. "Etwas grössere Scheiben wiegen schnell mal 100 bis 200 Kilo."
Als Experten beraten Glaser ihre Kunden. Sie kennen sich damit aus, welche Abdichtungstechniken Sinn machen, damit Regenwasser kontrolliert abfliessen kann. Ausserdem lernen die Auszubildenden, Glassorten zu bestimmen. Vor Ort beim Kunden müssen sie etwa wissen, wie stark die Scheiben sind und wie sie das ausmessen können.
Verdienst und Weiterbildungschancen
Bei der Vergütung kommt es auf Betrieb und Bundesland an. In tarifgebundenen Unternehmen beläuft sich das Ausbildungsgehalt laut Bundesagentur für Arbeit auf 420 bis 755 Euro im ersten Lehrjahr und 600 bis 875 Euro im dritten Jahr.
Nach der Ausbildung können sich Glasergesellen weiterbilden, indem sie etwa einen Meister oder Techniker anschliessen. Auch ein Studium in Keramik- und Glastechnik, im Bauingenieurwesen oder der Architektur ist möglich. "Die Gesellen können sich auch selbstständig machen", so Kasten. Momentan seien die Berufsaussichten sehr gut.
Auswirkungen der Digitalisierung
Auch die Digitalisierung beeinflusst das Berufsfeld - etwa wenn der Badspiegel per Touch-Funktion mit der Beleuchtung verknüpft ist. Glas wandle sich zunehmend zu einem intelligenten Werkstoff, bestätigt Stefan Kieckhöfel vom Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks. "Entsprechend schnell entwickeln sich auch die neuen Anforderungen an unsere Berufe, die wir derzeit an die Zukunft anpassen."
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