Sie spielen privat in einer Rockband oder schreiben als Hobby gerne Gedichte - und träumen in mancher Nacht davon, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen? Wenn es Ihnen so ergeht, werden Sie bei vielen Zeitgenossen auf Unverständnis stossen. "Damit kannst Du kein Geld verdienen" wird die oft einhellige Reaktion sein. Doch es lohnt sich, bei der Berufswahl die eigenen Interessen zu berücksichtigen.

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"Ich rate meinen Kunden: Machen Sie das zu ihrem Beruf, was ihnen am meisten Spass macht!", rät Uta Glaubitz, Berufsfindungsexpertin aus Berlin. Hobbys können deshalb Hinweisschilder zu möglichen Tätigkeiten sein.

"Wer für sein Leben gerne joggt, könnte sich zum Beispiel überlegen, ob und wie er dieses Hobby in eine berufliche Tätigkeit integriert. Dafür muss er nicht unbedingt Spitzensportler werden. Er könnte auch Marathonveranstalter, Sportlehrer oder der Inhaber eines Ladens für Sportzubehör werden", erklärt Glaubitz.

Gegen eine solche Berufsentscheidung steht jedoch eine weit verbreitete Mentalität: "In Deutschland meinen viele, der Beruf müsse weh tun", erklärt Glaubitz. Deshalb seien viele Menschen der Auffassung, jemand dürfe auf gar keinen Fall sein Hobby zum Beruf machen, da dies ja nicht ernsthaft genug sei. Aber die Berufsfindungsexpertin warnt davor, sich von dieser Mentalität beeindrucken zu lassen. Denn sie ist bei der Suche nach einem tragfähigen Beruf nicht hilfreich.

Gerade wer im musikalischen oder künstlerischen Bereich sein Hobby hat, wird häufig einen noch schwerwiegenderen Einwand hören: "Deine Liebhaberei ist eine brotlose Kunst." Auch diesem Argument sollte niemand ungeprüft Glauben schenken: "Es hängt häufig von der eigenen beruflichen Erfahrung und dem angestammten Milieu ab, was jemand für eine brotlose Kunst hält."

Wer einen Komponisten als Vater und eine Grafikdesignerin als Mutter hat und etwa Schauspieler werden will - weil er seit seiner Kindheit in Laienspielgruppen aktiv war -, wird viel weniger das Argument von der brotlosen Kunst hören als jemand, dessen Eltern Handwerker sind. "Wer Spass an dem hat, was er tut, erbringt in der Regel auch wesentlich bessere Leistungen als sein Kollege, der sich jeden Tag nur zur Arbeit quält." Aber gerade diese besseren Leistungen sind die Basis für den beruflichen Erfolg.

Karrierecoach Svenja Hofert aus Hamburg sieht allerdings ein Problem: "Wer sein Hobby zum Beruf machen will muss aufpassen, dass er seine Begabung nicht falsch einschätzt." Viele schreiben gerne und einige von ihnen würden gerne Journalisten werden. Doch nicht immer sind die entsprechenden Fähigkeiten vorhanden. "Eine technische Zeichnerin, die ihr Hobby Schreiben zum Beruf machen wollte, schrieb im Stil einer Viertklässlerin. Ihre Texte waren ausserdem voller Rechtschreibfehler." Deshalb Hoferts Tipp: "Seien Sie selbstkritisch! Testen Sie vorher Ihre Fähigkeiten und bitten Sie Ihr Umfeld um ein ehrliches Feedback über Ihre Talente."

In jedem Fall sollten sich Menschen, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen, gründlich über den angestrebten Job informieren. "Fragen Sie zum Beispiel Menschen, die bereits in diesem Beruf arbeiten, nach ihren Erfahrungen", empfiehlt Hofert. So könne etwa ein Hobbyschreiber erfahren, wie der Literaturbetrieb oder der Journalismus funktioniert. Anhand dieses Wissens kann er dann entscheiden, ob er unter diesen Rahmenbedingungen wirklich arbeiten will.

Wie tragfähig ein Berufswunsch ist, zeigt sich oft an der Zähigkeit, mit der die angehenden Berufsstarter an seiner Erfüllung arbeiten: "Wer auch dann bereit ist, hart zu arbeiten und an seinem Ziel festzuhalten, wenn er wenig verdient und nichts geschenkt bekommt, der liegt mit seinem Wunsch wahrscheinlich richtig", erklärt Hofert.

Und noch Tipp von Glaubitz: "Wer die Entscheidung getroffen hat, sein Hobby zum Beruf zu machen, sollte dieses zarte Pflänzchen nicht von anderen zertreten lassen. Erzählen Sie also nicht jedem von Ihren Ideen. Hüten und pflegen Sie vielmehr Ihre Ziele und arbeiten Sie an ihrer Verwirklichung!"

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