Berlin - Der Anteil jüngerer Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nach OECD-Angaben deutlich erhöht. Allerdings ist zuletzt auch der Anteil derjenigen gestiegen, die ohne Ausbildung und Arbeit dastehen.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) legte nun in Berlin Zahlen dazu vor. Der jährliche Bericht "Bildung auf einen Blick" enthalte "wie immer Licht und Schatten", sagte Kornelia Haugg, Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium.
Mehr Abschlüsse an einer Universität oder Fachhochschule
2021 hatten demnach 36 Prozent der 25- bis 34-Jährigen in Deutschland einen sogenannten Tertiärabschluss, im Jahr 2000 waren es noch 22 Prozent. Als Tertiärabschluss wird etwa ein Abschluss an einer Universität oder Fachhochschule bezeichnet oder ein Meister im Handwerk. Als Gründe für den Anstieg werden eine steigende Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften genannt und bessere Verdienstmöglichkeiten. OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sprach von einem "sehr hohen Einkommensbonus" bei höheren Abschlüssen.
Im Schnitt der OECD-Länder verdienen Vollzeitbeschäftigte mit Hochschulabschluss oder Meister demnach rund 50 Prozent mehr als Arbeitskräfte mit Berufsausbildung oder Abitur und fast doppelt so viel wie Arbeitskräfte ohne berufliche Ausbildung oder mit mittlerem Schulabschluss. "Bildung zahlt sich aus", sagte Schleicher.
Anstieg bei jungen Menschen ohne Job und Ausbildung
Fast jeder zehnte junge Mensch in Deutschland geht dem Bericht zufolge aber auch weder einer Ausbildung noch einer Arbeit nach. Der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die das betrifft, ist von 8,2 vor Corona auf 9,7 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU) sieht eine Ursache in der Zuwanderung der vergangenen Jahre. Sie nannte die Entwicklung "erklärbar aber nicht befriedigend". Man müsse sich diesen Jugendlichen und jungen Menschen offensichtlich noch intensiver zuwenden.
Bildungsausgaben in Deutschland über OECD-Schnitt
Von der Grundschule bis zur Universität gibt Deutschland dem Bericht zufolge mehr Geld für jeden Bildungsteilnehmer aus, als der OECD-Durchschnitt. 2019 waren es umgerechnet 14.632 US-Dollar (OECD-Schnitt 11.990 Dollar). Pro Schüler oder Schülerin kamen vom 6. bis zum 15. Lebensjahr umgerechnet 121.000 Dollar an Bildungsausgaben zusammen (OECD-Durchschnitt 105.502 Dollar).
Lehrergehälter überdurchschnittlich
Der Lehrkräftemangel in Deutschland hat nach Einschätzung der Experten nicht mit fehlendem Geld zu tun. Die Durchschnittsgehälter in der Mittelstufe in Deutschland etwa zählten zu den höchsten im OECD-Raum und seien mehr als doppelt so hoch wie im OECD-Durchschnitt. Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland haben den Angaben zufolge zudem ein geringeres Unterrichtspensum. "Dadurch haben Lehrkräfte in Deutschland mehr Zeit für die Unterrichtsvorbereitung und für Interaktionen" mit Schülern ausserhalb des Unterrichts, was auch der Unterrichtsqualität zugutekomme.
Um trotzdem noch mehr junge Menschen für den Beruf zu begeistern, muss dieser Schleicher zufolge attraktivere Karrierechancen und -wege bieten und Möglichkeiten, professionell im Team zu arbeiten, etwa bei der Entwicklung von Unterricht.
Hohe Kinderbetreuungsquote in Kitas
Positiv hervorgehoben wird, dass viele Kinder in Deutschland an frühkindlicher Bildung teilnehmen. 39 Prozent der unter Dreijährigen besuchten 2020 in Deutschland eine Kita oder eine andere Tageseinrichtung. Das ist deutlich über dem OECD-Schnitt (27 Prozent) und mehr als eine Verdopplung im Vergleich zu 2005 (17 Prozent). Bei den drei- bis fünfjährigen liegt die Quote bei 94 Prozent, was ebenfalls überdurchschnittlich ist. Deutlich besser ist auch das Betreuungsverhältnis: In Deutschland kümmert sich ein Erzieher oder eine Erzieherin um sieben Kinder, im OECD-Mittel sind es 13 Kinder pro Fachkraft.
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