Wer glaubt, mit seiner täglichen Kleiderwahl im Büro nichts falsch machen zu können, kann hier noch etwas lernen. Experten klären auf.

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"Zeig mir deinen Schrank und ich sage dir, wer du bist." So oder so ähnlich könnte Linda Kaiser ihre Kunden ansprechen. Sie ist Trainerin für Business-Etikette und klärt auf: "Wer bei der Auswahl seiner Kleidung völlig danebengreift, läuft Gefahr, dass andere einen nicht ernst nehmen."

Zwar gibt es in Deutschland heute nur noch in wenigen Branchen und Unternehmen einen offiziellen Dresscode. Mit dem Auftreten entscheidet sich aber, wie andere Menschen einen wahrnehmen.

Kleidung im Büro: Gepflegtes Erscheinungsbild weckt Vertrauen

Dass ein Bankmitarbeiter nur seriös wirkt, wenn er entsprechend gekleidet ist - klar. "Kunden wären sonst nicht geneigt, ihm ihr Geld anzuvertrauen", sagt Kaiser, die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Knigge-Gesellschaft (DKG) ist.

Gleiches gilt zum Beispiel für den Vertrieb. Hier kommt es Kaiser zufolge darauf an, mit einem eher konservativen Look einen glaubwürdigen Eindruck zu vermitteln.

"Wichtig ist, dass man mit seiner Kleidung authentisch wirkt", findet Jutta Boenig, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung. Dem modischen Spielraum soll allerdings kein Riegel vorgeschoben werden.

"Eine Frau kann etwa ein buntes Kleid oder statt Hose mit Blazer einen Gehrock in einer leuchtenden Farbe tragen", sagt Boenig. "Hauptsache, es wirkt gepflegt und geschmackvoll."

Doch selbst wenn es keine offiziellen Vorgaben gibt, ist es längst nicht einerlei, in welcher Garderobe Mitarbeiter im Job-Alltag auftreten. "Denn mit seiner Kleidung sendet man Signale aus", sagt Yasmin Kurzhals. Die Personalchefin von auxmoney in Düsseldorf ist Mitglied im Präsidium des Bundesverbands der Personalmanager (BPM).

Das richtige Outfit, um Kompetenz zu unterstreichen

Wer mit der Masse mitschwimmen will, sollte sich daran orientieren, was die unmittelbaren Kollegen tragen. So können etwa auch Jeans, Pulli und Turnschuhe angemessen sein. Ein solches Outfit erzeugt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit oder verkörpert eine bestimmte Haltung des Unternehmens.

Geht es in einer Firma kleidungsmässig eher locker und leger zu, kann jemand, der schick oder gar hochelegant kommt, "overdressed" wirken. "Er oder sie sticht aus der Masse heraus, was dazu führen kann, dass Kollegen sich unwohl fühlen und es für sie schwieriger ist, Sympathien für sie oder ihn zu entwickeln", so Kurzhals. Man wirke auf sein Umfeld schnell überheblich und erwecke den Eindruck, sich abgrenzen zu wollen.

"Mitunter kann aber auch das schicke Outfit bewusst gewollt sein, weil damit eine bestimmte Wirkung erzeugt werden soll, etwa Souveränität und Durchsetzungsstärke." Kurzhals rät, sich zu fragen, was man darstellen möchte und ob das gewählte Outfit die eigene Kompetenz unterstreicht.

Ausgefallener Kleidungsstil: Was ist erlaubt?

Sich von der Masse abheben, indem man bewusst im Freizeitlook, zum Beispiel im Trainingsanzug, zur Arbeit kommt? Kaiser rät davon ab: "Ein solches Outfit könnten andere als Zeichen mangelnder Wertschätzung sehen."

Bei manchen Leuten ist ein bestimmter Kleidungsstil aber auch ein Markenzeichen. "Sie sind in der Regel sehr selbstsicher und legen es darauf an, dass man sie ein bisschen als Paradiesvogel wahrnimmt", so Boenig. "Das ist völlig in Ordnung, solange aus Unternehmenssicht nichts dagegenspricht."

Wer neu in einer Firma und sich unsicher ist, kann sich vorab über den Kleidungsstil informieren. "Aufschluss geben zum Beispiel die Fotos auf den Karriere-Webseiten der jeweiligen Firma", erklärt Kurzhals. Sie empfiehlt, in Vorstellungsrunden lieber ein etwas klassischeres Outfit zu wählen.

Das Unternehmen nach aussen präsentieren

Alles weitere ergibt sich im Joballtag. Sinnvoll kann aus Sicht von Kaiser auch sein, sich mit Kollegen über Kleidung auszutauschen, um so auszuloten, was angebracht ist und was nicht.

Nimmt man im Auftrag seines Arbeitgebers an einer Abendveranstaltung oder Messe teil, empfiehlt es sich ebenfalls, vorher herauszufinden, welcher Kleidungsstil angesagt ist. Das geht oft aus Webseiten oder aus den jeweiligen Einladungen hervor. Ist kein Dresscode ersichtlich, rät Kurzhals zur Grundregel: "Lieber eher traditionell gekleidet als flippig."

Dies gilt umso mehr, je höher die eigene Position ist. Wer zu lässig gekleidet für sein Unternehmen einen Aussentermin wahrnimmt, geht mit Blick auf wichtige Gesprächspartner ein hohes Risiko ein. "Das kann im Zweifelsfall den Ruf des Unternehmens schädigen und damit dessen Erfolg", warnt Kaiser. (dpa/cos)

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