Die neidischen Blicke der Kollegin, die ätzenden Bemerkungen des Büronachbarn - viele der täglichen Konflikte im Beruf haben die gleiche Wurzel: die Eifersucht. Die wirkt sich im Job genauso zersetzend und zerstörerisch aus wie in der Liebesbeziehung. Die Buchautorin Dr. Katarina Michel zeigt in ihrem neuen Ratgeber zehn Wege aus der Eifersucht in der Partnerschaft. Doch was für das Privatleben gilt, hilft auch im beruflichen Alltag.
"Im Beruf sind viele Kontakte nicht von Harmonie, sondern von Spannungen geprägt. Hintergrund ist in vielen Fällen das Bedürfnis der Menschen, sich zu vergleichen. So entsteht Konkurrenz und der ständige Wunsch, besser zu sein als der Andere", erklärt die Seminarleiterin und Buchautorin Katarina Michel.
Gerade das Vergleichen wird im Job aber oft zum Problem: Denn in dem Moment, wo ein Kollege besser arbeitet als jemand, der sich mit ihm vergleicht, entsteht Neid. Und der kann schnell seine destruktive Macht entfalten, ob nun durch "spitze" Bemerkungen, unprofessionelles Verhalten oder durch Mobbing.
"Wenn Mitarbeiter neidisch werden, mangelt es ihnen oft an Selbstvertrauen", erklärt Michel. "Sie haben Angst davor, etwas zu verlieren." Deshalb beargwöhnen sie ihre Kollegen und analysieren die Entscheidungen ihrer Chefs, um herauszufinden, wer welchen Stand im Unternehmen hat. Sie fragen sich zum Beispiel: Wer bekommt ein anspruchsvolles Projekt, wer nicht? Warum grade die und nicht ich? "Natürlich haben Sie das Recht, enttäuscht zu sein, wenn ein Kollege zum Projektleiter aufsteigt und Ihnen das gleiche versagt bleibt. Es ist aber problematisch, sich als Opfer zu fühlen und bei diesem Gefühl zu verharren."
Gegen Eifersucht: Sich selbst in den Blick nehmen
Besser ist es, sich bewusst zu machen, was wirklich wichtig ist. Anstatt auf andere zu schauen, sollten Berufstätige sich selbst in den Blick nehmen: "Was will ich jetzt, in dieser Phase meines Lebens, wirklich für mich erreichen? Wo liegen meine Prioritäten? Wie sehen meine Möglichkeiten aus? Hätte ich das Projekt wirklich besser bewältigen können? Oder bin ich nur neidisch, weil ich den Anderen etwas beweisen wollte?" Wer sich diese Fragen stellt, entdeckt vielleicht, dass er sich durch seine eifersüchtigen und neidischen Gefühle von seinen eigentlichen Zielen ablenken lässt.
Katarina Michel empfiehlt eifersüchtigen Arbeitnehmern auch, die eigenen Wertvorstellungen zu überprüfen: "Suchen Sie einmal die Stille auf." In dieser Situation ist es dann leichter möglich, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. In ruhigen Momenten können Berufstätige erkennen, dass im Zentrum der Eifersucht meistens die Frage steht: "Was hat sie oder er, was ich nicht habe". Doch diese Frage beschäftigt sich nur mit Anderen und führt weg von den eigenen Werten und Zielen. Michel: "Der vielleicht schwierigste, aber wichtigste Schritt aus der Eifersuchtsfalle ist der Schritt hin zu sich selbst. Erkennen Sie Ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten!"
Das Ziel: die innere Freiheit im Job
Um aber seine eigenen Ziele verwirklichen zu können, muss sich der Berufstätige auch seinen Ängsten stellen. Er sollte sich zum Beispiel fragen, warum der berufliche Erfolg seiner Kollegen ihn so schmerzt. Vielleicht rühren die Ängste aus der frühen negativen Erfahrungen. Wer sich diese Frage ehrlich beantwortet, kann an seiner inneren Einstellung arbeiten. "Das Ziel ist eine grössere innere Freiheit", betont Michel. Denn ein Mitarbeiter, der nicht ständig mit neidischen und ängstlichen Blicken auf Kollegen schaut, hat mehr Kraft für seine eigentlichen Aufgaben.
Wer etwa bei der Verteilung eines Projektes leer ausgegangen ist, kann natürlich auf den vermeintlichen Erfolg der Anderen eifersüchtig sein. Er kann aber auch diese Tatsache als Chance sehen, nicht durch ein neues Projekt von der Umksetzung seiner eigenen Ideen ablenken zu lassen.
Literaturtipp: Katarina Michel: Was hat sie, was ich nicht habe? Zehn Wege aus der Eifersucht, Aquamarin Verlag, Grafing 2014, 186 Seiten, 16,95 Euro, ISBN: 978-3-894427-656-0
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