Hamburg - Erst Denken, dann handeln. Das ist im Berufsleben durchaus angebracht. Manche neigen aber dazu, zu viel nachzudenken: Hat der Chef das nun mit einem komischen Unterton gesagt? War meine Reaktion rückblickend total dämlich? Kann man die Kundin wirklich um die Zeit noch anrufen?
Wer zu viel grübelt, steht sich und seinen Entscheidungen oft irgendwann selbst im Weg. "Ständig kreisende Gedanken können anstrengend sein und wenn sie unkontrolliert wüten, zu Angstzuständen und Burn-out beitragen", schreibt Führungskräfte-Trainerin Melody Wilding in einem Beitrag für den "Harvard Business Manager". Wie geht's also besser?
Der Coachin zufolge gibt es drei verschiedene Arten des Gedankenkreisens:
- Grübeln
- Erwartungsangst
- Überanalysieren
Die gelte es zu unterscheiden, um gezielte Strategien dagegen anzuwenden.
1. Mit Sorgen-Zeit gegen Dauergrübelei
Wer zum Beispiel zum Grübeln neigt und seine Gedanken besonders gerne um vergangene, insbesondere negative oder belastende Ereignisse kreisen lässt, sollte auf Rat von Wilding aktiv "Sorgen-Zeit" einplanen. Am besten beschränkt man die auf maximal 15 bis 30 Minuten. Währenddessen schreibt man seine Sorgen auf. Diese vorgeschriebene Zeitfenster hilft dabei, nicht ständig wieder ins Grübeln zu kommen. Ziehen negative Gedanken auf, kann man sie schnell zur Seite schieben und sich in der Sorgen-Zeit darauf konzentrieren.
2. Mit zeitlicher Distanzierung gegen Erwartungsangst
Andere hingegen machen sich ständig Sorgen, was denn in Zukunft passieren könnte. Auch diese Erwartungsangst könne Entscheidungsfindungen stark einschränken, so Wilding.
Hier kann ihr zufolge zeitliche Distanzierung helfen: "Versetzen Sie sich gedanklich an einen Punkt in der Zukunft, an dem Ihre aktuellen Sorgen keine Rolle mehr spielen", beschreibt die Coachin die Strategie. Wird das, worüber ich mir gerade Gedanke machen, mich auch in fünf Jahren noch beschäftigen? Das lasse Sorgen weniger unmittelbar und intensiv erscheinen. Gleichzeitig blickt man ruhiger und gelassener auf die Gegenwart.
3. Mit weniger Perfektionismus gegen das Überanalysieren
Beim Überanalysieren "versteift man sich oft bis zum Exzess auf ein Thema, einen Gedanken oder eine Situation", schreibt die Führungskräfte-Trainerin. Der negative Effekt: Oft verzettele man sich in Details, die möglicherweise nicht besonders relevant sind.
Um dieser Gewohnheit ein Ende zu machen, sollten Berufstätige an ihrem Perfektionismus arbeiten. Anstatt nach einer Entscheidung zu streben, die zu 100 Prozent richtig ist, könne man sich auch für eine Option entscheiden, die gut genug ist. Melody Wilding rät, eine Entscheidung dann umzusetzen, sobald sie bestimmten vorab festgelegten Kriterien entspricht - auch dann, wenn es eventuell noch eine bessere Möglichkeit gibt. © Deutsche Presse-Agentur