Rund jeder sechste Arbeitnehmer in Deutschland verrichtet Nacht- oder Schichtdienst. Die schwierigen Bedingungen haben ihre Nebenwirkungen für Körper und Geist.

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Sie fahren Taxi, pflegen uns im Krankenhaus und sorgen dafür, dass die Fliessbänder in den Produktionshallen nicht stillstehen. Und dass, wenn die meisten Menschen schlafen – nachts.

Vereinsamung, Lustlosigkeit und Depressionen

Für rund jeden sechsten Erwerbstätigen in Deutschland ist das Alltag. Arbeitsbeginn um 22 Uhr, Ende der Schicht um 6 Uhr morgens. Die Folgen des verdrehten Tag-Nacht-Rhythmus sind erheblich für den Organismus. Schlafstörungen, anhaltende Nervosität, Bluthochdruck, Stimmungsschwankungen und vor allem Magenbeschwerden sind die häufigsten Anzeichen. Neben den körperlichen Verschleisserscheinungen machen sich zudem seelische Mängel bemerkbar: Schleichende Vereinsamung, Lustlosigkeit und nicht selten Depressionen.

Mit 15,9 Prozent der Erwerbstätigen, die in Schichten arbeiten, wurde 2012 in Deutschland ein neuer Höchststand verzeichnet. Hinzu kommen noch diejenigen, die nur saisonal oder gelegentlich in Schichten eingesetzt werden. Auch der Anteil der Angestellten, die regelmässig an Sonn- und Feiertagen arbeiten, erreichte 2012 mit 13,9 Prozent einen neuen Höchststand.

Dafür oft mehr Gehalt

Und ohne Nachtarbeit geht es in manchen Branchen gar nicht. Frank Brenscheidt, Experte von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sagt: "Die Produktionsindustrie und das Gesundheitswesen kommen ohne Schichtarbeit nicht aus."

Oft werden die späten und nächtlichen Arbeitszeiten mit Gehaltsaufschlägen von bis 50 Prozent, zusätzlichen Urlaubstagen und anderen Zulagen schmackhaft gemacht. Gern nehmen Arbeitnehmer dafür die Belastung des Biorhythmus in Kauf.

"Die Kompensation der Schicht- und Nachtarbeit ist typabhängig. Manche verarbeiten die erschwerten Bedingen besser. Ab dem 45. Lebensjahr wird es für viele schwieriger, die Schichtarbeit zu verkraften", sagt Brenscheidt weiter.

In Branchen wie der Gastronomie, Luftfahrtbranche oder Wachschutz sind Abend- und Nachtarbeit selbstverständlich. Barkeeper, Stewardessen und Sicherheitsangestellte wissen bereits bei der Unterschrift des Arbeitsvertrags, dass Schichtarbeit zum Beruf dazu gehört. Nicht selten wechseln sie nach einigen Jahren in Berufe mit geregelten Arbeitszeiten.

Pflege des sozialen Umfeldes ist wichtig

Während der Wintermonate ist die Nachtarbeit besonders schwer zu verkraften, in denen auch normaltätige Arbeitnehmer unter der sogenannten Winterdepression leiden, wenn die Tage kurz sind und das Wetter unangenehm kalt ist.

Für Brenscheidt stehen deshalb zur Kompensation die Familie und der Freundeskreis an erster Stelle: "Es ist wichtig, dass Schichtarbeiter ihr soziales Umfeld sorgsam pflegen." Auch mit gesunder Ernährung, Sport und vielseitiger Freizeitgestaltung kann man viel ausgleichen.

Infokasten: Das können Nachtarbeiter für ihre Gesundheit tun

vielseitig ernähren (Obst, Gemüse, keine Fertiggerichte und Fastfood)

regelmässig Sport treiben (nach Möglichkeit in der Natur)

Mannschaftssportarten nachgehen oder in der Gruppe trainieren

Yoga und Autogenes Training sind gut für die innere Ruhe

Schlafhygiene und gewohnte Schlafrituale wahren

Schlafbrille tragen, Zimmer abdunkeln

während der Urlaubstage und Feiertage möglichst verreisen

Alkohol und – Kaffeekonsum einschränken

soziale Kontakte pflegen (Familie und Freunde)

Freizeit variabel gestalten (wenig TV und Computer)

nicht zu lange schlafen, um das Tageslicht nicht ganz zu verpassen

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