Hannover (dpa/tmn) - Die meisten Menschen verstecken ihre Schwächen am liebsten. Wer dagegen offen mit ihnen umgeht, kommt besser klar, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Wie das geht, erklärt Stefanie Demann, Coach aus Wolfsburg, anlässlich der Bildungsmesse Didacta in Hannover (20. bis 24. Februar).

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Die eigenen Schwächen versteckt man ja lieber - ein Fehler?

Stefanie Demann: Es ist auf jeden Fall sehr menschlich. Wir alle haben nervige und unerwünschte Seiten, die wir am liebsten los wären. Sie zu verstecken, kostet aber eine Menge Energie, die uns an anderer Stelle fehlt. Und sie wegmachen zu wollen, ist auch wenig erfolgversprechend. Meine Zuhörer sind immer überrascht, wenn ich behaupte, dass nicht unsere Schwächen uns schwächen, sondern unser abwertender Umgang mit ihnen.

Dann muss man also am eigenen Selbstbild arbeiten? Man gesteht sich Schwächen ja nicht so gerne zu.

Stefanie Demann: Wir alle können so und auch wieder ganz anders sein - vom Superheld zum Jammerlappen ist alles drin. Das ist kein Widerspruch, sondern normal. Wir wären gern stets ausgeglichen und gelassen, aber so sind Menschen nun mal nicht. Ich plädiere dafür, damit aufzuhören, einem einseitigen Bild nachzujagen. Das erzeugt bloss Frust, weil man dem nie gerecht werden kann. Ein solcher Umgang mit unserem Potenzial versetzt uns nicht in die Lage, unsere Fähigkeiten abzurufen, wenn wir sie brauchen, sondern schwächt uns.

Sie raten, die eigenen Schwächen zu Verbündeten zu machen. Wie geht das?

Stefanie Demann: Wer Selbstcoaching entdeckt, der erkennt, dass alle unsere Seiten immer ein berechtigtes Anliegen haben, auch die lästigen. Jede Seite will nur das Beste. Der Ängstliche in uns will nicht, dass du die Präsentation machst, damit du dich nicht blamierst. Der Cholerische will endlich Gerechtigkeit für deine Sache. Der Ja-Sager möchte verhindern, dass du dich unbeliebt machst. Dem Perfekten ist für dich nichts gut genug. Der Eilige möchte nicht, dass du etwas Wichtiges verpasst. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Anliegen sind also gar nicht so verkehrt. Was wir an uns als Schwäche geisseln, sind die Mittel, mit denen unsere inneren Protagonisten ihre Anliegen durchsetzen. Dann mache ich mich unsichtbar anstatt die Präsentation zu halten, ich flippe aus, sage zu allem Ja und Amen, kontrolliere alles tausendmal, bin ständig in Eile.

Und wie können Berufstätige daran etwas ändern?

Stefanie Demann: Wenn ich mir alle meine Seiten als eine Art innere Wohngemeinschaft vorstelle, dann kann ich allen Mitbewohnern einen Namen geben oder eine Gestalt. Ich selbst bin und bleibe der Hauptmieter. So holen sich Selbstcoacher die Führungsrolle über alle Facetten ihrer Persönlichkeit zurück. Dann bestimmt nicht mehr nur ein Teil von mir, wie ich mich fühle und was ich tue, sondern ich entscheide. Das macht Spass, weil man nicht mehr hilfloses Opfer vermeintlicher Schwächen ist.

Kann es im Beruf sogar eine Stärke sein, mit eigenen Schwächen offen umzugehen?

Stefanie Demann: In einem Coaching hatte ich kürzlich einen ganz unscheinbaren Manager, der aber im Büro zu Zornesausbrüchen neigte. Er fand schon die Idee erleichternd, dass das nur ein Teil von ihm ist. Diesen Mitbewohner hat er Hulk genannt. Dann hat er herausgefunden, für welches berechtigte Anliegen Hulk diese enorme Wut produziert. Danach konnte er damit ganz anders umgehen. Das haben natürlich auch seine Mitarbeiter gemerkt.

Literatur:

Stefanie Demann: 30 Minuten Selbstcoaching, GABAL, 80 Seiten, 8,90 Euro, ISBN-13: 978-3869360263.  © dpa

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