Berlin (dpa) - Die Zahl der Menschen mit Rückenproblemen ist in Deutschland laut DAK-Gesundheit in den vergangenen 15 Jahren deutlich gestiegen. Betroffen sind oft Beschäftigte auf dem Bau und in der Landwirtschaft.
Hatten 2003 noch 55 Prozent der Berufstätigen angegeben, mindestens einmal im Jahr derartige Beschwerden zu haben, sind es jetzt mit 75 Prozent deutlich mehr, wie eine Umfrage der gesetzlichen Krankenkasse ergab. Der DAK-Vorstandsvorsitzende Andreas Storm argumentierte: "Das gesundheitspolitische Ziel, das Problem Rücken in den Griff zu bekommen, wurde nach den Ergebnissen unserer Studie nicht erreicht".
Die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) erklärte anlässlich des Tags der Rückengesundheit (15. März), gerade in der Landwirtschaft, im Forst und im Gartenbau seien Beschäftigte vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Es gebe zwar Arbeitstechniken und mechanische Hilfen, die Entlastung etwa für den Rücken brächten. "Leider werden sie im Arbeitsalltag häufig vernachlässigt", sei es durch falsche Routinen oder durch Zeitdruck.
Wichtig ist es nach Darstellung der IG BAU, regelmässig zu schauen, wie die Arbeit rückenfreundlich gestaltet werden kann. Dabei hilft die IG BAU gemeinsam mit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forst und Gartenbau (SVLFG) im Rahmen ihres Präventionsangebots "Rückengesundheit".
In den von der Gewerkschaft vertretenen "grünen Berufen" seien körperlich schwere Arbeiten an der Tagesordnung. Würden diese dauerhaft falsch ausgeführt, sei körperlicher Verschleiss die Folge. Körper- und kraftschonende Arbeitstechniken entlasten Skelett und Muskulatur. Voraussetzung dafür sind entsprechend ausgestattete Arbeitsbereiche.
Ebenso notwendig sei die Schulung der Mitarbeiter. "Die Verantwortung für einen gesunden Rücken trägt zunächst jeder Beschäftigte für sich. Es ist aber ebenso klar, dass die Arbeitgeber natürlich auch eine grosse Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter haben."
Laut DAK-Studie gehen immer mehr Patienten mit ihren Rückenbeschwerden direkt ins Krankenhaus. Seit 2007 habe die Zahl der stationären Behandlungen um 80 Prozent zugenommen. Fast die Hälfte der Betroffenen habe sich als Notfall aufnehmen lassen. 2016 sei mit mehr als 220 000 Krankenhausfällen wegen Rückenschmerzen ein neuer Höchststand erreicht worden.
Werktags zwischen 08.00 Uhr und 11.00 Uhr erhöhte sich den Angaben zufolge die Anzahl der Notfallaufnahmen wegen Rückenschmerzen um mehr als zwei Drittel, obwohl zu diesen Zeiten auch die Praxen der niedergelassenen Ärzte üblicherweise geöffnet sind.
Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule in Köln, sagt: "Die meisten Rückenschmerzen sind wie Schnupfen. Betroffene sollten sich kümmern, aber nicht in Panik verfallen." Schonen sollten sie sich seiner Ansicht nach aber auch nicht. Das verstärke die Schmerzen eher noch. Trotzdem gab dies aktuell noch jeder Zehnte an. © dpa
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