Berlin - Der Abgabetermin rückt bedrohlich näher, doch die Haus- oder Abschlussarbeit ist noch nicht einmal ansatzweise fertig. Das Berliner Studierendenwerk hilft in solchen Fällen mit der Schreibberatung weiter. Angeboten werden neben persönlicher Beratung auch Workshops und Schreibgruppen. "Unsere Online-Schreibzeit ist ein Dauerbrenner", sagt Constanze Keiderling, Leiterin des Schreibzentrums.
Die Schreibzeit ist nur eines von verschiedenen Formaten. Am 13. März startet mit der Online-Schreibwoche ein zusätzliches Angebot für alle, die in den laufenden Semesterferien über ihren Arbeiten brüten. "Die Themen reichen von Literaturrecherchetipps über Schreibplanung bis hin zur Überarbeitung. Es gibt auch Zeit für Entspannungsübungen", heisst es in der Einladung.
Schreiben in Intervallen und über das Schreiben sprechen
Bei der Online-Schreibzeit, die während der Corona-Pandemie entstand, treffen sich laut Keiderling bis zu 50 Teilnehmer virtuell. "Nach der Pomodoro-Methode geben wir die Taktung vor", erklärt sie. Bei dieser Methode wird in Intervallen gearbeitet: 25 Minuten Schreibzeit, fünf Minuten Pause und so weiter.
Die virtuelle Schreibzeit werde zwei bis dreimal pro Woche angeboten. "Mit solchen Angeboten holen wir das Schreiben aus dem stillen Kämmerlein heraus und geben die Möglichkeit sich untereinander zu vernetzen", so die Leiterin.
Auch Einzel- und Gruppentermine in Präsenz sind möglich. "Viele wollen Klarheit bekommen, wollen wissen, wie sie ihr Thema eingrenzen, ihre Fragestellung formulieren können", so die Schreibberaterin. "Wir bieten die Möglichkeit, Ideen zu sammeln und über das Schreiben zu sprechen", so Keiderling.
Nicht nur in der Anfangsphase einer Arbeit sei Hilfe gefragt. "Es kommen auch viele Studierende, die mitten im Schreibprozess sind. Wir bieten auch Textfeedback an, lesen bis zu fünf Seiten einer Abeit und geben eine Rückmeldung, wie argumentiert und zitiert wird und ob wissenschaftliche Standards eingehalten werden", berichtet die Leiterin der Schreibberatung.
Schreiben zieht sich durchs ganze Studium
An den Hochschulen würden zwar auch Kurse für akademisches Schreiben angeboten, doch meist nur in der Anfangsphase des Studiums, wo es vielen noch nicht notwendig erscheine. "Es ist auch nicht damit getan, einen Kurs im Schreiben zu belegen. Das Schreiben zieht sich durchs ganze Studium", so die Erfahrung der Beraterin.
Ein weiteres Problem: Die Dozenten hätten vor allem an den grossen Hochschulen meist nur Zeit, ein Thema zu besprechen. Für die Arbeit an Texten oder ein individuelles Feedback seien oft keine Kapazitäten vorhanden. Die Corona-Pandemie habe die Situation noch verschlechtert.
Veränderte Lesegewohnheiten wirken sich auf Qualität der Texte aus
Laut dem Mannheimer Professer und Buchautor Martin Kornmeier ("Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht", 2021) wirken sich auch die veränderten Lese- und Recherchegewohnheiten der Studenten auf die Qualität der Texte aus. "Das papierlose Arbeiten ist nicht immer besonders hilfreich", so der Betriebswirt.
Habe man sich Bücher und Artikel noch vor einigen Jahren hauptsächlich auf Papier erschlossen, würde heute hauptsächlich auf Bildschirmen gelesen. Das mache es für manche schwerer, die Texte zu erfassen und auch zusammenzufassen. "Es wird durch die Informationsflut ausserdem auch immer schwerer, zwischen guten und schlechten Quellen zu unterscheiden", so der Wissenschaftler.
Die Schreibberatung habe Ende 2013 klein angefangen, so Keiderling. Im Jahr 2014 haben laut Kneiderling 240 Beratungen stattgefunden. 2022 wurden rund 1400 Beratungskontakte gezählt - telefonisch, persönlich oder auch online. Ausserdem gab es 430 Gruppentermine mit 5400 Teilnehmern. Aufgrund der grossen Nachfrage seien inzwischen drei festangestellte und acht studentische Schreibberater im Einsatz und für knapp 180.000 Studenten an 20 Berliner Hochschulen zuständig. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.