Christian Wulff verlässt das Amt und mit Joachim Gauck hat Deutschland wohl seinen nächsten Bundespräsidenten bereits gefunden. Falls es sich Kandidat und Parteien aber doch noch anders überlegen sollten, haben wir bereits die passende Stellenanzeige für den Posten des Staatsoberhauptes aufgesetzt.

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Die Bundesrepublik Deutschland sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen

Bundespräsidenten

Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland, der als Verfassungsorgan Deutschland nach innen und nach aussen repräsentiert.

Ihr Profil:

  • Mindestalter 40 Jahre,
  • mehrjährige Führungserfahrung,
  • politisches Gespür und Realitätssinn,
  • natürliche Autorität,
  • Authentizität und Glaubwürdigkeit,
  • Werteorientierung (nicht an finanziellen Werten oder Vorteilen, sondern an ideellen Werten wie z.B. Unbestechlichkeit und Toleranz),
  • Bürgerorientierung,
  • hohe Überzeugungskraft,
  • guter Leumund, keine Altlasten,
  • Fähigkeit zur Selbstkritik und Selbstanalyse,
  • Bereitschaft zur Transparenz,
  • Kommunikationsstärke (keine einseitige Kommunikationsstärke etwa gegenüber Unternehmern und Lobbyisten),
  • professioneller Umgang mit den Medien (ohne spontane Ausbrüche gegenüber Medienvertretern und ihren Mailboxen),
  • professionelles Mitarbeiter-Recruiting,
  • Reisebereitschaft (inklusive Fingerspitzengefühls bei der Wahl des Übernachtungsortes),
  • Geschick bei der Wahl der Freunde und bei der Annahme von Geschenken.

Ihre Aufgaben:

  • Sie repräsentieren die Bundesrepublik Deutschland im In- und Ausland, zum Beispiel durch Ihr öffentliches Auftreten bei staatlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Anlässen, durch Reden und Besuche im Inland und Staatsbesuche im Ausland sowie durch den Empfang ausländischer Staatsgäste.
  • Sie nehmen eine rechts- und verfassungswahrende Kontrollfunktion wahr.
  • Sie übernehmen die völkerrechtliche Vertretung der Bundesrepublik Deutschland, den Abschluss von Verträgen mit auswärtigen Staaten, die Beglaubigung der deutschen diplomatischen Vertreter und den
  • Empfang der ausländischen Diplomaten.
  • Sie setzen sich für Integration ein.

Ausserdem gehört zu Ihren Aufgaben:

  • der Vorschlag für die Wahl des Bundeskanzlers,
  • die Ernennung und Entlassung des Bundeskanzlers und der Bundesminister,
  • die Auflösung des Bundestages,
  • die Unterzeichnung und Verkündung von Gesetzen,
  • die Ernennung und Entlassung z.B. von Bundesrichtern,
  • das Begnadigungsrecht für den Bund und das Ordensrecht des Bundes.

Unser Angebot:

  • ein mit hohem Ansehen verbundenes Amt,
  • weltweite Aufmerksamkeit und Medienpräsenz,
  • ein erstklassiger Amtssitz in bester Berliner Lage direkt an der Spree,
  • gepanzerter Dienstwagen inklusive Polizeieskorte sowie die Flugbereitschaft der Bundeswehr
  • und eine attraktive Vergütung, auch über die Amtszeit hinaus.

(Diese fiktive Anzeige entstand in Rahmen eines Gesprächs zwischen dem Berliner Karrierecoach Karsten Noack und Anja Schreiber.)

"Der nächste Bundespräsident sollte konservativer sein", betont der Berliner Karrierecoach Karsten Noack. Damit meint der Trainer und Berater für Fach- und Führungskräfte nicht die parteipolitische Ausrichtung, sondern die Orientierung auf Werte wie etwa Korrektheit und Anstand. "Das Problem ist, dass Charakterbeschreibungen wie 'werte-orientiert' durch die Causa Wulff zweideutig geworden sind. Denn schliesslich war er auch an Werten wie Reisen orientiert." Gesucht wird also eine Person, die nicht so verführbar sein sollte wie der frisch zurückgetretene Präsident.

Der künftige Hausherr im Schloss Bellevue sollte die sprichwörtliche "weisse Weste" tragen. Denn in diesem Amt ist Glaubwürdigkeit eine besonders wichtige Eigenschaft. Schliesslich ist eine seiner zentralen Aufgaben, im In- und Ausland Reden zu halten. Gehör wird er damit aber nur dann finden, wenn er als Person für glaubwürdig gehalten wird. Darüber hinaus hat er eine rechts- und verfassungswahrende Kontrollfunktion. Die Gesellschaft erwartet ausserdem, dass er als moralische Instanz auftritt und auch einmal kritische Töne anschlägt. Deshalb ist Gesetzestreue und moralische Integrität für Bundespräsidenten ein absolutes Muss.

"Ein Bundespräsident braucht positive Medienpräsenz, mit der er gesellschaftliche und politische Akzente setzt. Skandalgeschichten sind dagegen mit diesem Amt nicht vereinbar", so Noack.

Die Realität der Bundesrepublik Deutschland zeigt aber auch, dass Glaubwürdigkeit und ein guter Leumund allein noch nicht ausreichen: "Das Staatsoberhaupt sollte stressresistent, zugleich aber nicht ignorant sein." Im Klartext: Der oberste Vertreter des Staates muss Kritik - auch Medienkritik - ertragen können, sollte aber auch nicht alles an sich abprallen lassen. "Ein Kleben am Amt - wie wir es jetzt erlebt haben - ist auf jeden Fall problematisch."

Und noch eine Eigenschaft wird von Politikern in höchsten Ämtern erwartet: Der professionelle Umgang mit der Presse, auch wenn sie in ihrer Berichterstattung nicht zimperlich ist. "Spontane Ausbrüche in Mails, am Telefon oder auf einer Mailbox sollten sich insbesondere Staatsoberhäupter versagen." Noack empfiehlt, den guten alten Knigge zu Rate zu ziehen. Wer sich dann auch noch für die Lebenswirklichkeit seiner Bürger interessiert und für das Gemeinwohl engagiert, kann sich der Wertschätzung der Einwohner Deutschlands sicher sein.

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