Kinder schaffen es immer wieder, die Regeln zu umgehen, wenn es um Bildschirmzeit geht. Neueste Studien geben Hinweise, warum es manchen Eltern besser gelingt, die Bildschirmzeit ihrer Kinder zu regulieren.

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Eltern kann es schon mit einigen Regeln gelingen, dass ihre Kinder daheim weniger Zeit vor Bildschirmen verbringen. Das berichtet ein US-Forschungsteam im Fachblatt "Pediatric Research". Für die Studie wurden mehr als 10.000 Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren sowie deren Eltern in den USA befragt, wie häufig und wobei sie solche Medien nutzen.

Ergebnis: In Familien, in denen die Mitglieder bei den Mahlzeiten auf Bildschirme schauten, nutzten die Kinder im Schnitt mehr Handys, Tablets, Fernseher und Computer. Einen grossen Einfluss auf die Bildschirmzeit hatte auch, ob es den Kindern erlaubt war, vor dem Einschlafen ein Gerät im Bett zu nutzen.

In beiden Fällen zeigten die Heranwachsenden häufiger problematisches Nutzungsverhalten in sozialen Medien, in Videospielen und am Handy. Bildschirme am Esstisch und im Bett zu verbieten, habe also einen Einfluss. In beiden Fällen nutzten die Kinder Bildschirme jeweils um mehr als eine Stunde weniger.

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Was nicht wirkt

Der Hauptautor der Studie, Jason Nagata von der University of California, weist auf einen weiteren wichtigen Punkt hin: Eltern sollten ihre eigene Bildschirmnutzung vor den Kindern einschränken. "Versuchen Sie auch, mit gutem Beispiel voranzugehen." Denn die Daten zeigten: Wenn Eltern vor ihren Kindern häufig Geräte nutzten, verbrächten auch die Kinder mehr Zeit vor den Bildschirmen. Die Kinder ahmten wahrscheinlich ihre Eltern nach.

Zwei bekannte elterliche Massnahmen funktionierten hingegen laut der Studie nicht: Verbote und Belohnungen. Als Beispiel nannte das Team die Regelung, wer sich gut verhält, bekommt dafür Medienzeit, wer sich schlecht verhält, erhält keine Medienzeit. Wenn Eltern diese Massnahmen anwandten, nutzten ihre Kinder in der Studie sogar insgesamt über eine längere Zeit Bildschirme.

Zeit am Bildschirm mindert Schlaf

Die Autoren und Autorinnen der Studie betonen, dass eine zu häufige Bildschirmnutzung zu körperlichen und psychischen Problemen, Übergewicht und Schlafschwierigkeiten führen könne. "Die Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen verdrängt die Schlafzeit, die für die Gesundheit und Entwicklung junger Heranwachsender unerlässlich ist", erklärt Nagata. Er rät, Handys, Laptops und andere Geräte ausserhalb des Kinderzimmers aufzubewahren und sie auszuschalten.

So sehen deutsche Kinderärzte das Thema Handy

  • 71 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren besitzen in Deutschland nach Angaben des Digitalverbands Bitkom ein Smartphone. Durchschnittlich 111 Minuten, also fast zwei Stunden, verbringen diese damit täglich.
  • Die Folgen bekommen Kinder- und Jugendmediziner täglich bei ihrer Arbeit zu sehen: Haltungsprobleme, Übergewicht, Typ 2-Diabetes, ein erhöhtes Mass von ADHS und Aggressivität sowie reduzierte Lern-, Konzentrations- und Schreibfähigkeiten zählt David Martin von der Universität Witten/Herdecke auf. "Ein Grossteil der Kinder und Jugendlichen und deren Eltern können die Bildschirmzeiten nicht regulieren."
  • Der Experte für Bildschirmmedien bei der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin meint: "Es wäre eindeutig besser für die Gesundheit, die Konzentrations- und Lernfähigkeit der Kinder und vor allem für deren Sozialisation, wenn Schulen Handyverbote aussprächen". Ganz besonders in den Pausen sollten diese nicht genutzt werden dürfen.

Social Media für Kinder? Gehirn ist noch in der Entwicklung

Speziell mit der Nutzung von sozialen Medien hat sich ausserdem ein internationales Forschungsteam rund um Christian Montag von der Universität Ulm befasst. Es rät: Eltern sollten schon vor dem ersten Gebrauch der Apps mit ihren Kindern Regeln festlegen, wie YouTube, Tiktok, Snapchat, Instagram und andere Medien genutzt werden können. Überhaupt empfehlen die Forschenden, einen eigenen Account in diesen sozialen Medien erst ab 13 Jahren zu erlauben. Diese Ratschläge wurden in einem Konsenspapier in der Fachzeitschrift "Addictive Behaviors" publiziert.

Nach Meinung der Forschenden aus den Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Psychiatrie sollten Kinder unter 13 Jahren keinen Zugang zu diesen Medien haben, weil ein dabei wichtiger Gehirnteil sich noch entwickle. Auch gebe es einen Zusammenhang zwischen früher Nutzung und Suchtverhalten. Es sei aber sinnvoll, wenn Kinder zusammen mit ihren Eltern vor dem 13. Lebensjahr die Welt der sozialen Medien erkundeten. Dann sei die Familie besser darauf vorbereitet.

Drei Dinge, auf die Eltern achten sollten

Die US-Erziehungswissenschaftlerin Rebecca Rolland gibt ein Beispiel: Zwei Jugendliche, Nick und Julie, beide 13 Jahre alt, verbringen gleich viel Zeit mit sozialen Medien. Nick nutzt Social Media, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, er denkt ansonsten wenig darüber nach. Julie dagegen ist ständig in Gedanken mit ihrer Online-Präsenz befasst, sie plant ihre Postings im Voraus und lässt sich emotional stark von sozialen Medien beeinflussen.

Obwohl beide gleich viel Zeit online verbringen, ist der Unterschied im mentalen Aufwand und emotionalen Einfluss erheblich, schreibt Rolland in einem Beitrag im Fachmagazin "Psychology Today". Sie hat drei Ratschläge für Eltern.

  • Eigene Bildschirmnutzung reflektieren: Überlegen Sie vor allem, ob es Zonen und Zeiten gibt, die Sie zumindest eine Zeit lang "gerätefrei" machen können, vielleicht den Frühstückstisch oder gemeinsames Abendessen. Oder alle einigen sich auf eine Zeit nach der Schule oder vor dem Schlafengehen, in der Sie die Telefone weglegen.
  • Gemeinsam priorisieren: Helfen Sie den Kindern in Ihrem Leben, Prioritäten in Bezug auf ihre Bildschirmnutzung zu setzen. Welche Arten der Bildschirmnutzung sind für sie am wichtigsten? Womit halten sie den Kontakt zu ihren Freunden?
  • Bildschirmzeit nicht als Belohnung oder Bestrafung einsetzen: Anstatt Bildschirmzeit an "gutes" oder "schlechtes" Verhalten zu knüpfen, sollten Sie versuchen, einen "Screentime-Plan" aufzustellen, der für alle passt. Versuchen Sie, einen vernünftigen Kompromiss zu finden und konzentrieren Sie sich auf das, was Ihren Kindern bei der Bildschirmnutzung am wichtigsten ist. Wichtig: Der Plan kann angepasst werden, wenn etwas nicht funktioniert. Und: Wenn möglich, zeigen Sie selbst, wie ein gesunder Umgang mit Smartphone, Konsole & Co. aussieht.

(dpa/af/sbi)

In Freundschaften der Kinder einmischen? Es gibt eine wichtige Regel

"Ich finde deinen Freund total unsympathisch!" Sollten wir so etwas zu unserem Kind sagen? Wie wir erkennen, wann unsere Meinung gefragt ist, erklärt Therapeutin Anette Frankenberger in unserem Podcast "15 Minuten fürs Glück". (Foto: iStockphoto/laflor)
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