• Cybermobbing wächst sich zu einem immer grösseren Problem aus - das sich durch Corona noch verschärft hat.
  • Die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen steigt drastisch an. Besonders alarmierend ist die hohe Zahl der Grundschüler.
  • Erwachsene sollten gewappnet sein. Diese Tipps geben Experten.

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Andere ausgrenzen, ungefragt Bilder herumschicken oder sich gegen einen Mitschüler verbünden: Durch Handy-Chats und Social Media ist Cybermobbing 24 Stunden am Tag möglich.

Laut einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse und des Bündnisses gegen Cybermobbing sind zwei Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland davon betroffen. Das zeigt eine Befragung von rund 6.000 Eltern, Lehrern und Kindern.

  • Rund jeder sechste Befragte (17,3 Prozent) zwischen acht und 21 Jahren berichtet von Beleidigungen und Blossstellungen über das Internet.
  • Die Zahl der Betroffenen ist seit der letzten Befragung im Jahr 2017 um 36 Prozent gestiegen.
  • Der Befragung zufolge sprach jeder vierte Betroffene schon einmal von Suizidgedanken.
  • Auch die Corona-Pandemie verschärfe das Problem, hiess es bei der Präsentation der Umfrage: Sozialkontakte seien noch stärker ins Netz verlagert worden.
  • Besonders oft kommt es an Haupt- und Realschulen vor.
  • Alarmierend aber: Inzwischen ist laut Eltern-Befragung bereits jeder zehnte Grundschüler einmal Opfer von Cybermobbing gewesen.

An der Studie beteiligten sich fast 4.500 Schüler. "Es zeigt sich ganz deutlich, dass heute gezielter und härter gemobbt wird, als noch vor drei Jahren", erklärte der Vorstandsvorsitzende des Bündnisses gegen Cybermobbing, Uwe Leest.

Tipps für Eltern bei Cybermobbing

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind gemobbt wird - oder selbst zum Täter wird? Die EU-Initiative Klicksafe gibt folgende Tipps:

  • Beweise sichern: Wenn Kinder direkt beleidigende Nachrichten oder Bilder zugeschickt bekommen, ist es wichtig, dies zu dokumentieren - zum Beispiel über Screenshots oder das Speichern von E-Mails. So kann das Mobbing später belegt werden.
  • Betreiber kontaktieren: Tauchen kompromittierende Inhalte auf Internetseiten auf, können Eltern den Betreiber der Plattform auffordern, diese zu entfernen. Sofern die jeweilige Plattform eine Meldefunktion bietet, sollte diese zuerst genutzt werden. Falls der Plattformbetreiber nicht reagiert, können zivil- und strafrechtliche Mittel angewandt werden.
    Gibt es keine Meldefunktion, und der Betreiber des jeweiligen Dienstes hat auch keinen Sitz in Deutschland oder Europa, wird es allerdings sehr schwierig, ihn rechtlich mit in die Verantwortung zu nehmen.
    Problematisch sind auch Inhalte, die über Apps versendet werden. Denn dann liegen Bilder oder Nachrichten nicht mehr nur auf dem Server des Anbieters - sie befinden sich zusätzlich auf allen angeschriebenen Geräten. Ein Löschen über den Anbieter oder den ursprünglichen Absender ist so nicht mehr möglich.
  • Verbündete suchen, Sicherheit geben: Um Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit entgegenzuwirken, sind Freunde, Bekannte und erwachsene Vertrauenspersonen eine wichtige Unterstützung. Sie können sich auch im Internet für das Opfer stark machen, indem sie beleidigende Bilder oder Videos eindeutig ablehnend kommentieren. Eltern können ihr Kind unterstützen, indem sie zu ihm halten.
  • Kühlen Kopf bewahren: Erfahren Eltern, dass ihr Kind selbst andere mobbt, sind viele zunächst geschockt. Dann sollten sie aber möglichst vorurteilsfrei mit ihm sprechen, um mögliche Beweggründe herauszufinden. Warum ist das Kind zum Cybermobber geworden? War es vielleicht selbst bereits Opfer von Mobbing? Steht es unter dem Druck der Clique? Hat es selbst ein Problem, das es mit diesem aggressiven Verhalten versucht zu überdecken?
    Wichtig sei auch, dem Kind klar zu machen, was es mit seinem Verhalten anrichtet. Hierbei hilft es, sich vorzustellen, wie man selbst auf solche Handlungen reagieren würde (Perspektivenwechsel). Man kann seinem Kind auch erklären, wie entsetzt man wäre, wenn es selbst Opfer dieser Angriffe geworden wäre.

Die Motive für Mobbing reichen laut der Studie von Begründungen wie "weil es cool ist" bis zu Taten aus Langeweile oder Rache. Die meisten Täter (45 Prozent) sind der Ansicht, dass es die betreffenden Personen verdient hätten. Viele Mobber waren selbst schon Opfer von Mobbing.

"Tränen, die im Netz geweint werden, sieht man nicht!", betont das Bündnis gegen Cybermobbing. Seit Sommer 2011 sensibilisiert der Verein öffentlich für das Thema, geht gegen Gewalt im Netz vor und vermittelt Beratungsangebote. (af - mit Material der dpa)

Hinweis: Kinder und Jugendliche, die von Cybermobbing betroffen sind, können sich an das Beratungsteam von Jugendlichen auf juuuport.de oder die Nummer gegen Kummer wenden: 116111.
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