Das zweite Eis, länger aufbleiben als vereinbart oder eine Extraportion Süsses: Manchmal quengeln Kinder so lange, bis Eltern eine Ausnahme von vorher aufgestellten Regeln machen. Sollte man da nicht konsequenter sein?

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Konsequenz ist ein Grundpfeiler der Erziehung – das hören Eltern immer wieder. Mit täglich wiederkehrenden Ritualen versuchen sie Regeln durchzuhalten. Doch muss das überhaupt sein?

Ausnahmen kommen immer wieder vor

Es gibt Tage, da passt es einem selbst ganz gut, wenn das Kind mal länger aufbleibt - schliesslich handelt es sich um einen Fest-, Feier- oder Geburtstag. Oder weil seltener Besuch kommt, fällt plötzlich der gewohnte Mittagsschlaf aus.

Vielleicht sitzen Mama oder Papa auch völlig ausgepowert von ihrem Tag in der Ecke und sagen kraftlos nickend "Ja" zum Eis noch vor dem Abendbrot.

Streng wird dem Kind dann verkündet, dass es sich nur um eine Ausnahme handelt. Insgeheim denkt man: "Mist, hoffentlich reisst das jetzt nicht ein und alle Erziehung war für die Katz."

Wie sollten Eltern mit Ausnahmen umgehen?

Für Erziehungsexpertin Nicola Schmidt gibt es zwei Situationen, die Ausnahmen rechtfertigen: "Das ist einmal die Verfassung des Kindes. Und zum anderen die eigene Verfassung." Dahinter stecke sogar auch eine Erziehungsregel: "Wir helfen uns, wenn wir Hilfe brauchen", formuliert es die Buchautorin von "Erziehen ohne Schimpfen".

So gibt es zwar einleuchtende Regeln wie "Keine Gummibärchen vor dem Mittagessen!", aber auch Tage, an denen das Kind in einen Stresszustand geraten ist.

"Wenn das Kind in schlechter Verfassung ist, lernt es ohnehin nichts. Dann kann man ruhig mal Ja zum Gummibärchen sagen. Das machen Erwachsene mit der berühmten Schoki am Abend auch nicht anders", sagt Schmidt.

Expertin Schmidt: "Kinder wollen kooperieren und nicht manipulieren"

Doch besteht da nicht die Gefahr, dass der kleine Mensch künftig nur eine schlechte Verfassung vorspielt, um seinen Willen durchzusetzen? "Das ist ein weit verbreiteter Irrtum", widerspricht Schmidt: "Kinder wollen kooperieren und nicht manipulieren."

Eltern würden ohnehin merken, wie es ihrem Kind geht. Fängt es aus Trotz an zu weinen, um eine Ausnahme zu erreichen, sagt man einfach: "Nein, Schatz, heute bleiben wir bei unserer Regel."

Auch Eltern haben schlechte Tage. In dieser Verfassung fehlt dann die Kraft, konsequent zu sein. Da sei es durchaus legitim, zu sagen: "Bevor wir uns streiten, kaufe ich dir jetzt den Joghurt."

Richtschnur des gegenseitigen Aushandelns sei dabei immer die Regel: "Tun Sie mit Ihrem Kind nicht etwas, was Sie mit Ihrem Partner auch nicht tun würden." (tae/dpa)

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