• Babys teilen sich durch Gestik, Mimik, Gebrabbel und Schreien mit.
  • Die ersten Worte sagen Kleinkinder im Durchschnitt mit zwölf Monaten, einfache Wortkombinationen kommen ein Jahr später.
  • Ist die Babyzeichensprache eine Abkürzung?

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"Man kann nicht nicht kommunizieren." Dieser hochtrabende Satz des Philosophen Paul Watzlawick über das menschliche Verhalten gilt schon für Babys. In den ersten Monaten nach der Geburt geben die Kleinen Brabbel- und Gluckslaute von sich, weinen in verschiedenen Tonlagen und äussern ihr Befinden durch Gestik und Mimik. An den Eltern ist es nun, sich daraus einen Reim über das Wohlergehen ihres Sprösslings zu machen.

Wie schwierig das auch immer ist: Eine schnelle und passende Reaktion der Erwachsenen ist wichtig. Bekommt das Kind eine unmittelbare Antwort auf sein Verhalten, wird es bestärkt in seiner kommunikativen Erfahrung. Bleibt die Reaktion aus oder dauert die Antwort der Eltern zu lang, so verkümmert dieses Erkunden.

Babys können sechs Gefühle ausdrücken

In den ersten Lebensmonaten können Babys sechs Gefühle ausdrücken, ohne dass sie dafür etwas lernen müssen, schreibt die britische Psychologin Gwyneth Doherty-Sneddon in ihrem Buch "Die sieben Grundsätze der Kommunikation mit Kindern". Diese sechs Gefühle sind Freude, Traurigkeit, Überraschung, Angst, Wut und Ekel.

Ein Beispiel: Weit aufgerissene Augen, Stirnfalten, heruntergezogene Mundwinkel und Anspannung der Muskeln weisen auf Furcht und Angst hin.

Auch die Stellung des Köpfchens ist meistens nicht zufällig. Wendet das Baby den Kopf der Mutter zu und schaut zufrieden, dürfte das heissen: Alles gut, ich möchte Zuwendung. Dreht das Baby den Kopf weg, braucht es womöglich eine Pause, die Nähe ist ihm zu viel. "Typische Reaktionen auf zu grosse Nähe sind auch Blinzeln, Husten und Hicksen", erklärt Körpersprache-Experte Samy Molcho, der ebenfalls ein Buch über die Körpersprache von Kindern geschrieben hat.

Eltern sollten langsam sprechen

Im Laufe ihrer Entwicklung können Kleinkinder durch Fingerzeigen auf bestimmte Sachen hinweisen, die sie gerade interessieren. Mimik und Gestik werden präziser, sie können immer mehr Laute formulieren und mit sieben Monaten erste Silben zusammensetzen. Die ersten Worte kommen mit etwa einem Jahr über die Lippen.

Die Eltern unterstützen ihre Kinder beim Sprachenlernen am besten, wenn sie sich ihrem Kind auf wenige Zentimeter nähern, die Worte langsam sprechen und wiederholen. Es sei wichtig, nicht die abgekürzten Baby-Worte wie "Nane" statt Banane zu wiederholen.

Die Entwicklungspsychologin Mechthild Kiegelmann von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe erklärt dazu: "In der Kommunikation mit den sprachlernenden Kindern kommt den spracherfahrenen Personen die Aufgabe zu, die Sprachproduktion der Kinder aufzugreifen und zu erweitern, nicht aber unverändert zu kopieren."

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Handzeichen sollen Verständigung erleichtern

Sprachenlernen ist ein sehr langwieriger Prozess, der nicht immer einfach ist. Es gibt eine Möglichkeit, mit der Erwachsene und ältere Kinder die Jüngsten bereits vor dem Sprechen besser verstehen lernen sollen: die Babyzeichensprache. Dieses in Englisch als Baby Signing bezeichnete Angebot kam Ende der 1980er-Jahre in den USA auf.

Die Babyzeichensprache sei im Alltag vor dem Spracherwerb eine grosse Hilfe, sowohl für die Erwachsenen als auch für das Kleinkind, erklärt Linda Walther, die in Chemnitz Babyzeichensprache anbietet. "Andere Kinder in dem Alter müssten oft schreien, weil sie nicht verstanden werden. Das ist für sie und natürlich auch für die Eltern frustrierend."

Der kleine Finger steht für das Kind

Das Erlernen funktioniert durch stetiges Wiederholen von Zeichen während der Tätigkeit oder auf das Zeigen eines Gegenstandes. Die kleine Ragna Leistner beherrschte mit anderthalb Jahren mehrere Zeichen nach drei Monaten Kurs: Wenn sie mit ihrer kleinen Faust auf ihr Herz pochte, hatte sie Angst. Der kleine gehobene Finger bedeutet "Kind" und wenn sie mit der Handkante ihr Kinn berührte, dann hatte sie Durst. "Das sind nur drei von ungefähr 70 Zeichen, die ich in meinem Kurs vermitteln kann", sagt Linda Walther.

Ragnas Mutter, Josephine Leistner empfand die Möglichkeit, mit ihrer damals anderthalbjährigen Tochter durch Zeichen kommunizieren zu können, als sehr wertvoll. "Ragna ist dadurch selbstständiger, kann die Situationen besser verarbeiten und letztlich leichter am Alltag der Grossen teilnehmen." Sie habe auch das Gefühl, dass Ranga leichter sprechen lernen konnte als ihre ältere Tochter, die keinen solchen Kurs besucht hat. "Es stärkt in jedem Fall die Bindung zwischen Eltern und Kind", sagt Josephine Leistner.

Woher das Baby Signing kommt

Die Basis zu Babyzeichensprache legte unfreiwillig William Dwight Whitney Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Yale-Professor soll damals festgestellt haben, dass Kinder von gehörlosen Eltern bereits mit sechs Monaten über Gebärden kommunizieren konnten.
Aufgenommen hat diese Beobachtungen der US-amerikanische Erziehungswissenschaftler Joseph Garcia, der auch als Grossvater des Baby Signing bezeichnet wird. In seinen Arbeiten soll er festgestellt haben, dass Kinder von Gehörlosen durch das zeitige Verwenden von Zeichen später schneller sprechen lernten.

Ende der 1980er-Jahre entwickelten die Professorinnen Linda Acredolo und Susan Goodwyn von der University of California in San Diego ein formales Zeichensystem für das Baby Signing. Sie setzen dabei auf Beobachtungen intuitiver Zeichen von Kleinkindern.

Was sagen Wissenschaftler heute zur Babyzeichensprache?

Mittlerweile ist die Forschung etwas zurückhaltender, was die Wirkung der Babyzeichensprache angeht. "Das Baby Signing erscheint als eine so kleine und unbedeutende Intervention in die Sprachentwicklung von Kindern, dass keine belastbaren Nachweise eines Einflusses auf die Sprachentwicklung gefunden werden konnten", sagt Entwicklungspsychologin Mechthild Kiegelmann, die zahlreiche eigene Studien dazu durchgeführt hat.

In der Sonderpädagogik habe sich die durch Gebärden unterstützte Kommunikation bewährt, ergänzt die Wissenschaftlerin. Bei Kindern mit erhöhtem Förderbedarf sei es deshalb in bestimmten Fällen sinnvoll, das Erleben der Lautsprache durch einzelne Gebärden zu unterstützen.

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Wichtig: Es muss Spass machen

Kinderarzt Herbert Renz-Polster aus Vogt hat sich ebenfalls mit der Forschung befasst. Generell sei es bis heute nicht möglich, eine wissenschaftlich verlässliche Aussage zum Nutzen oder Schaden von Babyzeichensprache zu geben, sagt der Mediziner. Aber solange sich die Eltern keinen Druck machen, dass ihr Kind eine bestimmte Anzahl von Zeichen in einer bestimmten Zeit lernt, habe er keine Bedenken.

Das gelte wie für viele andere Kursangebote, die zu einer besseren Interaktion zwischen Kind und Eltern beitragen. "Die Babyzeichensprache ist noch so ein Ding, das Freude, aber auch Stress machen kann. Es ist noch so ein Ding, bei dem die Frage, ob es denn etwas ,bringt’, gleich alles kaputt macht", sagt Renz-Polster.

Wichtig ist, dass sich die Beteiligten wohl fühlen würden. Dass sie gelungene Interaktionen feiern und teilen könnten, betont der Mediziner. "Wer ein Strahlen in den Augen hat, wird sein Baby auf seinem Weg begleiten können, egal wohin der führt. Und warum sollten nicht auch Gebärden-Kurse diesen Motor stärken können? Insofern würde ich bei der Bewertung des Baby Signing tatsächlich die geteilte Freude in den Mittelpunkt rücken, nicht den möglichen Gewinn."

Auch Gehörlose können profitieren

Unabhängig von der Wirkung auf hörende Kinder, sieht Mechthild Kiegelmann einen weiteren positiven Aspekt der Babyzeichensprache: "Die Begeisterung von Eltern für Baby Signing hat den gesellschaftlichen Vorteil, dass Gehörlose für deren Schatz der Gebärdensprache gesamtgesellschaftlich anerkannt werden können."

Verwendete Quellen:

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