Ständiger Streit beim Nachwuchs strapaziert die Nerven zahlreicher Eltern. Doch Geschwisterstreit lässt sich nicht vermeiden und ist in den allermeisten Fällen auch nichts Schlechtes.

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Das Sozialverhalten der Kinder kann sich dadurch weiterentwickeln. Gerade für Kleinkinder ist die Familie oft die erste Stelle, an der sie solche Erfahrungen machen können. Sie lernen sich selbst sowie ihre Grenzen kennen. Sie erfahren, wie sie mit Konflikten umgehen können, wie sie Kompromisse eingehen und wie sie selbstständig Lösungen finden.

Um diese wertvollen Erfahrungen machen zu können, sollten Eltern nicht immer direkt eingreifen, wenn die Geschwister streiten. Kinder müssen lernen, die eigene Integrität zu schützen – eine wichtige Erfahrung. Sie müssen zudem verstehen, dass sie nicht immer das bekommen, was sie gerne hätten, und müssen das auch akzeptieren können. Wichtig ist ausserdem, dass Sie wissen, wie man sich entschuldigt, einander verzeiht und sich versöhnt.

Der ständige Kampf um die Aufmerksamkeit

Wenn Kinder streiten, wollen sie häufig schlichtweg die Aufmerksamkeit der Eltern erregen. Es ist ein ganz normales Verhalten, dass Geschwister um die Zuneigung und Anerkennung ihrer Eltern rivalisieren. Allerdings sollte man dieses Verhalten mit direkten Vergleichen der Kinder nicht zusätzlich fördern. Andauernder Konkurrenzkampf sowie Wettbewerb innerhalb der Familie schüren Eifersucht zwischen den Geschwistern und zerstören oft das Selbstbewusstsein der Kinder.

Jüngere Geschwister werden häufiger rabiat, weil sie nicht wissen, wie sie sich sonst zur Wehr setzen können. Hier sollten Eltern ihre Kinder zurechtweisen. Auch solche Dinge müssen – wie beispielsweise das Essen mit Besteck – erst einmal erlernt werden und gehören zur Kindererziehung dazu. Das Kind muss lernen, wann aus Spass Ernst wird, sowie verstehen, dass es dem Geschwisterkind wehtut. In so einer Situation ist eine Erklärung besonders wichtig.

Ein Grundsatz sollte sein, dass die Eltern selbst nicht schreien oder gar drohen: Damit würde den Kindern genau das Verhalten vorgelebt, das unerwünscht ist. Auch wenn es oft schwerfällt, sollte man nach Möglichkeit ruhig bleiben. Zudem ist es kontraproduktiv, sich auf eine Seite zu schlagen. Selten kann man nachvollziehen, wie der Geschwisterstreit entstanden ist – konzentrieren Sie sich lieber darauf, mit den Kindern gemeinsam eine Lösung zu finden.

Aus Drei mach Vier – Eifersucht unter Geschwistern

Eine schwierige Situation mit viel Potenzial für Streit und Probleme ist die Geburt des zweiten Kindes. Auslöser für die Konflikte unter den Kindern ist oftmals eine unzureichende Vorbereitung des Erstgeborenen. Ist das ältere Kind mit der Situation überfordert, könnte es in die Verhaltensweisen eines Säuglings zurückfallen. Manchmal sind die grossen Geschwister auch enttäuscht, weil das neue Geschwisterchen "langweilig" ist und man nicht mit ihm spielen kann. In extremeren Fällen können sogar Aggressionen entstehen, wenn plötzlich die gesamte Aufmerksamkeit der Eltern dem Neugeborenen gilt. Man kann durchaus vorbeugen, damit möglichst erst gar keine Eifersucht zwischen den Geschwistern entsteht:

  • Erzählen Sie dem grösseren Kind rechtzeitig von dem Baby und erklären Sie ihm, was sich alles ändern wird. Dabei können altersgerechte Bücher helfen, die Situationen zu veranschaulichen und für das Kind verständlich zu machen.
  • Sie können das Erstgeborene in die Vorbereitungen einbeziehen. So kann es beispielsweise ein Bild aussuchen, das über dem Bett des Babys hängen soll. Oder die Wandfarbe des neuen Kinderzimmers.
  • Machen Sie Ihrem Kind die neue Situation „schmackhaft“: Es wollte schon länger ein neues, grosses Bett – jetzt ist die ideale Gelegenheit. Am besten mit einer schönen Bettwäsche, die es sich selbst aussuchen kann.
  • Erklären Sie, dass Sie für die Geburt ins Krankenhaus müssen und dort nichts Schlimmes passiert. Packen Sie eventuell ein kleines Geschenk für das grosse Kind ein, dann bescheren Sie ihm gleich einen besonders positiven Moment und es freut sich überIhre Aufmerksamkeit.
  • Sollte sich bisher hauptsächlich Mama im Alltag um das Kind gekümmert haben, ändern Sie das rechtzeitig: Auch Papa muss üben. Beispielsweise das Kind ins Bett zu bringen oder vom Kindergarten abzuholen. Dann ist es für beide bereits Routine und dasältere Kind fühlt sich nicht plötzlich "abgeschoben".

Bei Geschwisterstreit Ruhe bewahren

Wenn es dennoch zu Problemen kommt, zeigen Sie Verständnis sowie Einfühlungsvermögen. Auch wenn das grosse Kind aggressiv dem Baby gegenüber wird, sollte man Ruhe bewahren und nicht mit Strafen reagieren. Sonst wird das Kind unter Umständen immer wütender und könnte seinen Frust am Baby auslassen, wenn die beiden allein sind. Oftmals genügt es dann, wenn sich wenigstens ein Elternteil intensiver mit dem Erstgeborenen beschäftigt und ihm die volle Aufmerksamkeit schenkt.  © 1&1 Mail & Media

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