Viele Kinder denken sich Freunde aus, mit denen sie spielen oder reden. Müssen sich Eltern dann Sorgen machen, dass ihr Kind verrückt ist? Das Gegenteil ist der Fall.
Wenn das Kind sich plötzlich mit anderen unterhält, aber gar keiner im Raum ist, machen Eltern sich oft Sorgen. Doch Forscher geben Entwarnung: Imaginäre Freunde sind nicht nur ein Zeichen einer gesunden Psyche, sondern bedeuten auch, dass das Kind kreativ ist. Das schreibt die Zeitschrift "Baby und Familie" (Ausgabe 7/2020).
Denn die Freunde sind oft Tröster, Beschützer, Komplize oder auch Sündenbock. Oft tauchen sie in sogenannten Übergangssituationen auf: etwa, wenn ein Geschwisterkind geboren wird oder Eltern sich trennen.
"Oder wenn Kinder sich einsam fühlen", erklärt die britische Psychologin Paige Davis in der Zeitschrift. Sie gehe davon aus, dass gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, eine ganze Menge neuer imaginärer Freunde geschaffen werden.
Imaginäre Freunde: Fantasie steht für soziale Kompetenz
Wissenschaftliche Arbeiten haben gezeigt, dass ein unsichtbarer Freund eher ein Zeichen für ein kreatives Kind ist, das versucht, sich und seine Gefühle zu regulieren und zu beruhigen. Ein erdachter Freund könne das wohl besser als echte Freunde.
Ausserdem sei bei Kindern mit Fantasiefreunden oft die Fähigkeit besser entwickelt, sich in andere hineinzuversetzen. Diese Kinder haben also eine grössere soziale Kompetenz.
Fantasiefreunde sind kein Zeichen für psychische Störung
Dass erfundene Freunde positiv betrachtet werden, war in der Psychologie nicht immer so: In den 70er-Jahren ging man noch davon aus, dass die Fantasiefreunde ein Zeichen dafür seien, dass es Kindern an irgendetwas fehle. Manche sahen die Freunde sogar als Vorboten einer psychischen Störung.
Laut Paige Davis könnte das daher kommen, dass die meisten Studien damals mit Kindern gemacht wurden, die ohnehin schon psychisch krank waren.
Lesen Sie auch: Geduldige Eltern: So werden Kinder selbstständiger
(spot/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.