Albträume und Nachtschreck bereiten Kindern Angst und Eltern Sorgen. Gemeinsam können Eltern und Kinder den furchteinflössenden Monstern allerdings den Kampf ansagen. Eine Schlafforscherin erklärt im Interview, wie das funktioniert.
Eine böse Hexe, ein angsteinflössender Drache oder ein unheimlicher Geist: Motive wie diese kommen in Kinderträumen immer wieder vor – und sorgen bei den Kleinen nicht nur für Angst, sondern auch für schlaflose Nächte. Für Eltern bedeuten die Albträume ihrer Kinder vor allem eins: grosse Sorge.
Albträume oder der sogenannte Pavor Nocturnus, der Nachtschreck, wobei Kinder nachts plötzlich aufwachen und hysterisch aufschreien, sind laut Psychologin und Schlafforscherin Kerstin Hödlmoser typisch. Vor allem der Nachtschreck lässt dem ein oder anderen Elternteil die Haare zu Berge stehen. "Das Kind scheint dabei weder zu schlafen noch richtig wach zu sein und lässt sich kaum beruhigen", sagt Hödlmoser. "Da sitzen die Kinder teilweise mit aufgerissenen Augen vor einem und schreien."
Dass es da als Mama oder Papa schwierig ist, ruhig zu bleiben, ist Hödlmoser klar. Im Interview mit unserer Redaktion gibt sie Tipps, wie Eltern ihre Kinder beruhigen und Albträumen vorbeugen können.
Ruhig bleiben und Ängste ernst nehmen
Wenn das Kind ängstlich aufwacht, sollten Eltern so ruhig wie möglich reagieren und ihr Kind beruhigen, empfiehlt die Schlafforscherin. Anschliessend kann man das Kind wieder ins Bett bringen. Was Eltern dabei auf keinen Fall tun sollten: Die Ängste ihrer Kinder kleinreden. Das Allerwichtigste sei, "mit Kindern über ihre Albträume sprechen und diese auch ernst nehmen".
Hödlmoser sagt: "Manche Kinder haben Angst vor Monstern in ihrem Zimmer. Da sollten Eltern nicht sagen: 'Keine Sorge, gibt's eh nicht!', sondern stattdessen vielleicht mal gemeinsam unters Bett oder in den Schrank schauen und dem Kind klarmachen, dass es nichts zu befürchten hat."
Was Kleinkindern ausserdem beim Einschlafen und Durchschlafen helfen kann, ist laut der Expertin ein kleines, rötliches Nachtlicht. "Oder manche Eltern lassen auch die Kinderzimmertüre einen Spalt weit offen, damit etwas Licht ins Zimmer kommen kann und es nicht stockdunkel ist." Auch Stofftiere könnten beruhigend wirken und als Beschützer dienen.
Mithilfe der Fantasie die Monster in Albträumen vertreiben
Gerade Kindern könne man sehr gut helfen, Albträume zu reduzieren, "weil sie noch so viel Fantasie haben", sagt Hödlmoser. Ihr Vorschlag: Kinder sollen erst einmal erzählen, was in ihren Albträumen passiert. Das könne man gemeinsam aufschreiben oder auch aufzeichnen. Oft seien es wiederkehrende Inhalte, die ihnen Angst bereiten wie die böse Hexe, ein Monster oder ein Drache.
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"Dann kann man den Kindern erklären, dass im Traum alles möglich ist", rät die Schlafforscherin. Fragen der Eltern könnten sein: "Überleg dir mal, was dir helfen könnte? Vielleicht kann sich die Hexe in Luft auflösen? Vielleicht kannst du fliegen? Oder wer könnte dir helfen – vielleicht Superman?" Hödlmoser empfiehlt Eltern, mit der Fantasie ihrer Kinder zu arbeiten und ein Drehbuch zu erarbeiten, das man dann vor dem Zubettgehen vorliest. Ein weiterer Vorschlag: "Den zu Hilfe eilenden Superman können die Kinder selbst aufzeichnen und übers Bett hängen."
Ziel dabei sei, "aus den gruseligen Elementen eine Geschichte zu erfinden, die positiv endet und durch die eigene Vorstellungskraft der Kinder bewältigbar ist". Vor dem Einschlafen könne man seinem Kind auch nochmal Tipps in Erinnerung rufen. Zum Beispiel: "Denk daran, wenn die Hexe kommt, pack deinen Zauberstab aus. Und mit diesem Zauberspruch verschwindet sie."
Und was, wenn das Kind doch mal nachts verängstigt ins Elternbett kriecht? Je nachdem, wie alt es ist, sei das schon mal okay, meint die Schlafforscherin. "Das sollte allerdings nur in Ausnahmesituationen passieren – sozusagen, wenn Superman versagt oder der Zauberspruch nicht geklappt hat!"
Über die Gesprächspartnerin
- Assoc.-Prof. Dr. Kerstin Hoedlmoser ist Psychologin und Professorin an der Universität Salzburg am CCNS. Sie forscht in den Bereichen Biologische Psychologie (Schwerpunkt Schlaf und Kognition) und Sportpsychologie (Schwerpunkt: Schlaf und Regeneration im Leistungssport). Der Schlafforscherin ist es sehr wichtig, einen Transfer der Forschungsarbeiten in die Praxis zu erreichen.
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