Die Bilder und Nachrichten aus dem Nahen Osten sind schwer zu ertragen - vor allem für Kinder. Sie brauchen nun Erwachsene, die ihnen erklären können, was geschieht. Die vor allem aber auf ihre Sorgen eingehen.
Soldaten mit massiven Gewehren, zerstörte Gebäude, Feuer und Rauch: Die Bilder aus dem Nahen Osten haben Wucht. Beim Hamas-Angriff auf Israel stellt sich Eltern wie auch bei anderen Krisen die Frage: Wie kann ich mit meinen Kindern am besten über die unbegreiflichen Dinge, die in der Welt passieren, sprechen?
Es ist eine Tatsache, dass Kinder durch Bilder und Nachrichten über Angriffe stark belastetet und verunsichert werden können. Eine häufige Sorge, die dann aufkommt: Was, wenn ich selbst vom Geschehen betroffen sein könnte?
Kinder mit ihren Sorgen nicht alleinlassen
Die Empfehlung der Initiative "Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht" lautet daher, dass Eltern ihren Nachwuchs nicht mit seinen Sorgen allein lassen sollten. Entscheidend sei, die Geschehnisse altersgerecht und sachlich zu erklären.
Wie kann ich meinem Kind erklären, was da passiert?
Nachrichten kindgerecht zu erklären, ist für Eltern sehr herausfordernd - auf emotionaler, aber auch auf inhaltlicher Ebene. Hilfreich sind Kindernachrichtenseiten, die auch "Schau hin" empfiehlt: etwa "logo!" vom ZDF oder "neuneinhalb" vom WDR. Hier ein Auszug aus den dpa-Kindernachrichten, die die aktuellen Geschehnisse aufgreifen und so erklären:
Nachrichten für Kinder erklärt: Neue Gewalt in einem alten Streit
Eine radikale Gruppe hat den Staat Israel angegriffen. Die Gewalt in einem alten Streit ist damit erneut ausgebrochen. Hier erfährst du mehr über beide Seiten.
Raketen fliegen durch die Luft. Bomben schlagen in Häusern ein. Im Nahen Osten gibt es seit dem Wochenende schwere Kämpfe. Denn Mitglieder der Gruppe Hamas haben den Staat Israel angegriffen. Israel wehrt sich nun mit Gegenangriffen.
Israel: Lange konnten Juden an vielen Orten der Welt nicht sicher leben. Sie wurden bedroht, verfolgt und sogar getötet. Das sollte sich vor 75 Jahren ändern. Denn damals gründeten sie ihren eigenen Staat: Israel. Auf dem Gebiet des neuen Staates lebten damals die Palästinenser. Die Israelis sahen dieses Land aber als ihr eigenes an. Denn in dem Gebiet lebten auch vor langer Zeit schon Juden. Als Israel gegründet wurde, flüchteten viele Palästinenser oder wurden vertrieben. Heute leben mehr als zwei Millionen von ihnen im Gazastreifen, einem schmalen Gebiet an der Grenze zu Israel, sowie in anderen Gebieten. Bei der Gründung ihres Staates bekamen die Israelis die Unterstützung anderer Länder. Bis heute muss sich Israel jedoch immer wieder gegen Angriffe verteidigen. Dafür gibt das Land sehr viel Geld aus. Viele junge Männer und Frauen werden ausserdem eine Zeit lang beim Militär ausgebildet, damit sie ihr Land verteidigen können.
Hamas: Viele Palästinenser sind unzufrieden damit, wie das Gebiet zwischen ihnen und Israel aufgeteilt ist. Sie möchten dort ihren eigenen Staat gründen. Einige wollen ihre Ziele auch mit Gewalt erreichen. Etwa die radikale Gruppe Hamas. Sie herrscht im Gazastreifen. Die Hamas gibt es seit über 30 Jahren. Ihr Ziel ist es, den Staat Israel zu zerstören. Deshalb greift die Hamas die Menschen in Israel immer wieder an. Deutschland und andere Länder sagen: Die Hamas ist eine Terrororganisation.
Eine mögliche Lösung für den Konflikt wäre es zum Beispiel, zwei Staaten zu gründen: Israel und Palästina. Doch sich zu einigen ist schwer. Das liegt unter anderem daran, dass sich die beiden Seiten bisher nicht einigen konnten, wie die Grenze verlaufen sollte. (dpa Kindernachrichten)
Wichtig: Sorgen der Kinder ernst nehmen und dem Alter entsprechend reagieren
Ein wichtiger Aspekt ist es, sich nicht von den eigenen Emotionen und Sorgen überwältigen zu lassen. Das kann Panik auslösen, wenn die Kinder schlussfolgern: Meine Eltern, die eigentlich auf mich aufpassen sollen, sind selbst schutzlos.
"Schau hin" rät Eltern zudem dazu, von wilden Spekulationen abzusehen, weil diese die Kinder unnötig verunsichern könnten.
Doch wie können Eltern die Geschehnisse altersgerecht erklären? Je nach Alter sind Kinder oft an unterschiedlichen Aspekten interessiert. Kleine Kinder sowie Vorschulkinder entwickeln schnell grosse Ängste, da sie nicht immer zwischen Fantasie und Realität unterscheiden können, heisst es seitens der Medienexperten. Deshalb sollten Eltern vermitteln, dass sie alles tun, um ihren Nachwuchs zu schützen.
Im Unterschied dazu stehen bei Schulkindern bei derartigen Konflikten laut "Schau hin" häufig auch moralische Fragen im Mittelpunkt, beispielsweise zum Thema Schuld. Sie fragen, was wäre, wenn so etwas auch bei ihnen passiert. "Schau hin" rät Eltern, zu betonen, dass das relativ unwahrscheinlich sei. Schulkindern kann es helfen, ihre Gefühle in einem Bild oder einer Geschichte zu verarbeiten.
Gefühle ernst nehmen und nicht herunterspielen
Unabhängig vom Alter des Kindes gilt jedoch: Eltern sollten die Gefühle des Kindes ernst nehmen. Sie sollten nicht versuchen, Angst, Trauer oder Wut herunterzuspielen, sondern stattdessen nachfragen, was genau diese Emotionen ausgelöst hat.
Laut der Organisation "Schau hin" kann bereits das Wahrnehmen und aufrichtige Interesse an Gefühlen Trost spenden. (dpa/af)
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