Kleine Kinder verweigern oft Obst oder Gemüse. Eine neue Studie hat nun durch ein Experiment eine Methode gefunden, die Kinder dazu bringt, mehr Gesundes zu essen. Das Beste daran: Eltern können es ganz einfach zu Hause nachmachen.

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Welches Kind greift freiwillig lieber zu einem Stück Apfel oder einer Karotte als zu einem Keks? Vermutlich die wenigsten. Doch gerade in der Wachstumsphase sind Obst und Gemüse immens wichtig für Kinder. In einem Experiment mit Kleinkindern haben Forscher nun eine Methode gefunden, die Kindern Gesundes schmackhafter macht.

Wie viel Obst und Gemüse benötigt ein Kind, um den täglichen Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen zu decken?

  • Die Verbraucherzentrale empfiehlt dafür drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst. Je nach Alter des Kindes muss die Portionsgrösse entsprechend angepasst werden.
  • Die Experten empfehlen, dafür die Handgrösse des Kindes zu nutzen. Sie schätzen also ab, wie viele Apfelstücke oder kleingeschnittenes Gemüse in eine Hand Ihres Kindes passen würde und portionieren auf diese Weise die Menge.

Eine Studie über magisches Gemüse

Für ihr Experiment haben Forschende der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) gemeinsam mit den Universitäten Münster und Nairobi eine Studie durchgeführt. Dafür nahmen jeweils um die 80 Vorschulkinder in kenianischen Kindergärten im Alter von vier bis sechs Jahren an zwei Experimenten teil.

In der ersten Studienwoche hatten die Kinder in zwei Gruppen die Wahl zwischen gesunden Snacks und Keksen, Kuchen oder auch Bonbons.

  • Die Kinder der ersten Gruppe erhielten als gesunden Snack verschiedenes Obst.
  • Die Kinder der zweiten Gruppe erhielten als gesunden Snack roh verzehrbares Gemüse, wie zum Beispiel Karotten oder Gurken.

Zu Beginn der zweiten Studienwoche wurden die beiden Gruppen noch einmal in je zwei Untergruppen aufgeteilt. Allen Kindern in allen vier Gruppen erzählten die Betreuerinnen dann diese Geschichte: Eine für ihre leuchtenden Farben berühmte Stadt verlor über Nacht ihre gesamte Farbigkeit. Gerettet wurde die farbenfrohe Stadt durch die Kinder selbst, die dem Maler, der für die Auffrischung der Farben in der Stadt verantwortlich war, halfen. Wie die Kinder dem Maler halfen, war jedoch unterschiedlich.

  • In beiden Gruppen wurde jeweils einer der Untergruppen erzählt, dass der Maler krank geworden sei, weil er zu viel Ungesundes gegessen habe. Indem die Kinder ihm magisches Gemüse brachten, wurde er schnell gesund und konnte wieder malen.
  • In der jeweils anderen Untergruppe lag dem Verlust der Farbigkeit eine schlechte Qualität der Farbe zugrunde. Die Kinder in diesen Kontrollgruppen brachten ihm qualitativ hochwertige Farben und schon konnte er wieder erfolgreich arbeiten.

Essensvorlieben konnten positiv beeinflusst werden

Danach wurde den Kindern wieder einige Wochen lang die Wahl zwischen den gleichen Snacks gegeben. Das Forscherteam konnte beobachten, dass die Kinder ihre Essensvorlieben unmittelbar nach dem Hören der Geschichte veränderten.

In der Woche vor der Geschichte über die farbenfrohe Stadt wählten alle Kinder überwiegend das ungesündere Angebot. In der Woche danach griffen die Kinder in den Untergruppen, in deren Geschichten der Maler durch das magische Gemüse geheilt worden war, zu den gesunden Obst- oder Gemüsesnacks. Die Kinder in den Kontrollgruppen, in deren Geschichte die Farbqualität die Ursache war, änderten ihre Essgewohnheiten nicht.

"Wir halten das für eine vielversprechende Perspektive, die Essgewohnheiten von Kindern zu verbessern."

Studienleiter Werner Sommer

Diese Veränderung im Essverhalten war ein bis zwei Wochen lang nachweisbar. "Mit einer einzigen Erzählsequenz von nur etwa 20 Minuten erreichten wir eine überraschend starke Veränderung von einer Vorliebe für ungesunde Snacks hin zu einer Vorliebe für gesunde Früchte oder Gemüse. Wir halten das für eine vielversprechende Perspektive, die Essgewohnheiten von Kindern zu verbessern", sagt Studienleiter Werner Sommer von der HU in einer Pressemitteilung.

Die Forschenden gehen davon aus, dass Geschichten einen Einfluss auf das Wertesystem von Kindern und damit auch auf Handlungsentscheidungen haben - wie die Wahl von Nahrungsmitteln. Auch vermuten sie, dass die Vorlieben von Kindern beim Essen dauerhaft beeinflusst werden können, wenn geeignete Massnahmen kombiniert werden. Beispielsweise könnten Eltern Geschichten wie die des magischen Gemüses vorlesen und mit entsprechenden Zubereitungsaktivitäten oder Mahlzeiten kombinieren.

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Was, wenn das alles nichts bringt?

Sollte das alles nichts helfen, müssen Eltern nicht verzweifeln. Das Bundeszentrum für Ernährung (Bzfe) rät, Ruhe zu bewahren, solange sich die Kinder altersgerecht entwickeln, fit und aktiv seien. Das Drängen auf eine gesunde Ernährung sorge in der Regel nur für Stress am Esstisch.

Eltern sollen daher besser Geduld haben, die Phase abwarten und ein gutes Vorbild in Sachen Ernährung sein. Zudem empfiehlt das Bzfe, ein Gemüse nicht direkt vom Speiseplan zu streichen, nur weil das Kind es nicht mag. Besonders bei den Kleinen ändern sich die Geschmacksvorlieben noch, da sie sich an manche Geschmacksrichtungen erst einmal gewöhnen müssen.

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