Lothar Matthäus hat als Fussball-Jugendtrainer das Handtuch geworfen. Der Grund waren nicht die Kinder, sondern die Eltern. Eine Erziehungsexpertin schildert ein verbreitetes Phänomen.

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Einmischende Eltern, die am Spielfeldrand nicht nur mit einem "Vor, Max, vor!" anfeuern, sondern ständig lautstark und aggressiv mehr Einsätze ihrer Kinder oder andere Spielweisen fordern, haben Fussball-Legende Lothar Matthäus zum Rücktritt als Jugendtrainer bewegt. "Endlich spricht mal jemand darüber", pflichten ihm Hunderte Übungsleiter bei, die ähnliche Erfahrungen machen - und mancherorts sogar Sicherheitspersonal engagieren müssen.

Doch das Problem mit Aggro-Eltern kommt nicht nur im Jugendfussball vor. Auch in anderen Freizeit-Vereinen und im Schulbereich stehen Eltern bei jeder Kleinigkeit auf der Matte, um zu protestieren, wenn ihr Nachwuchs dort nicht die Nummer 1 ist, eine Nominierung verfehlt hat, nicht gebührend zum Einsatz kommt oder aus Elternsicht eine bessere Note verdient hätte. Als Rasenmäher- oder Schneepflug-Eltern werden solche Eltern auch bezeichnet, die ihren Kindern alle Hindernisse am liebsten selbst aus dem Weg räumen wollen. "Doch das ist keine Hilfe für die Kinder", sagt Erziehungsexpertin Kira Liebmann. Ganz im Gegenteil.

Kinder erleben nicht das schöne Gefühl, etwas alleine geschafft zu haben

Die Gründerin der Akademie für Familiencoaching im bayerischen Maisach hält es sogar für gefährlich: "So wird Kindern vorgelebt, dass wenn man etwas nicht erreicht, werden Mama oder Papa das schon richten." Aber so funktioniere das Leben nicht, dass immer jemand kommt und einen rettet, so Liebmann. Wenn Eltern immer alle Steine aus dem Weg räumen, würde den Kids das schöne Gefühl genommen, etwas ganz alleine geschafft zu haben. Auch ein Hunger auf Erfolg ginge verloren.

Retter-Eltern nehmen den Kindern die Möglichkeit, Lehren aus Erlebtem zu ziehen. "Es sind ja immer die Pleiten, die einen stärker machen", erinnert Kira Liebmann. Für sie ist es wichtig, dass Kinder lernen müssen, selbst für sich zu kämpfen und für ein Ziel auch mal hart zu arbeiten. "Ein Ronaldo etwa stand immer schon eine Stunde vor dem Training auf dem Platz, um zu üben. Und nicht, weil ihn sein Papa dahin geschubst hat", sagt die Erziehungsberaterin. (dpa/bearbeitet von af)

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