• Aufräum-Königin Marie Kondo hat es aufgegeben: Selbst bei ihr sei es nach Kind drei nun unordentlich zu Hause, gibt sie zu.
  • Und das ist ganz normal. Wie Eltern auch in der chaotischsten Phase Ruhe bewahren - und was am Ende wichtiger ist als Ordnung.

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Ordnung ist das halbe Leben, heisst es ja so schön. "Dann findet mein Leben aber in der anderen Hälfte statt", möchten Eltern gerne antworten. Ein Leben mit Kindern, aber ohne Chaos ist quasi unmöglich, vor allem, wenn die Kinder noch klein sind. Das erfährt jetzt auch das grösste Vorbild in Sachen Ordnung, die Aufräum-Queen Marie Kondo, am eigenen Leib.

Nach der Geburt ihres dritten Kindes 2021 habe sich ihr Leben stark verändert. In puncto Ordentlichkeit sei sie nicht mehr so zielstrebig und pedantisch wie früher, zitiert sie aktuell die "Washington Post". Ihr derzeitiges Leben fasst die japanische Bestseller-Autorin so zusammen: "Mein Haus ist unordentlich". Bis vor Kurzem sei sie eine "professionelle Aufräumerin" gewesen: "Ich habe ich mein Bestes getan, um mein Zuhause jederzeit sauber zu halten. Das habe ich auf eine für mich gute Weise aufgegeben."

Marie Kondos berühmte Frage ist auf vieles anwendbar

Julia Tiefenbacher kann das nur allzu gut nachvollziehen. Sie ist nicht nur Mutter von zwei Söhnen, sondern auch als Coach zu den Themen Zeit- und Ordnungsmanagement tätig. Die berühmte Schlüsselfrage von Marie Kondo, die man sich beim Ausmisten bei jedem einzelnen Buch und Kleidungsstück stellen sollte, laute ja: "Macht es dich glücklich?". Ist die Antwort "nein", gilt nach dem Kondo-Prinzip: weg damit. Tiefenbacher erklärt, dass in der Frage aber noch viel mehr stecke: "Macht es dich glücklich? Darin liegt generell der Schlüssel zu einem Zuhause, in dem die ganze Familie sich wohlfühlt."

Das Erste, was sie ihren Klientinnen und Klienten in Ordnungs-Coachings sage, sei: "Du musst dich in deinem Heim wohlfühlen und du musst jederzeit gerne die Tür aufmachen können, wenn Freunde vor der Tür stehen. Und diese Massstäbe setzt du ganz allein." Viele Eltern würden - genau wie Marie Kondo - beschliessen, dass ihre Ordnung zu Hause nicht mehr so "clean" zu sein habe, wie man es vielleicht aus einem Leben ohne Kinder gewohnt war.

Tipp - auch wenn es seltsam klingt: Im Uhrzeigersinn aufräumen

Wichtig sei, dass es sich gut und richtig anfühle. "Falls man eine innere Unruhe verspürt, sobald die Umgebung nicht mehr so ist, sollte man handeln. Mein Motto ist: Äussere Ordnung schafft innere Ordnung", sagt Tiefenbacher. Sie selbst mache es manchmal nervös, wenn es aussen zu chaotisch werde. Dann rät sie, so vorzugehen:

  • "Räumen Sie ein Zimmer nach dem anderen auf. Bedeutet: Legen Sie alles, was dort nicht hingehört, erst einmal vor die Tür. Verlassen Sie das Zimmer nicht! Sonst kommen Sie vom Hundertsten ins Tausendste. Beginnen Sie in der linken Ecke und arbeiten Sie sich im Uhrzeigersinn vor, enden Sie in der Mitte. Klingt vielleicht erstmal seltsam, wirkt aber Wunder.
  • Schaffen Sie einen 'Treppenkorb' - oder in einer Wohnung einen 'Flurkorb' an. Dort kommt alles rein, was unsere Kinder so im Laufe eines Tages von A nach B und natürlich nicht wieder von B nach A tragen. Am Abend wird dann alles gemeinsam wieder verteilt.
  • Bei älteren Kindern: Legen Sie einen Aufräumtag in der Woche fest. An den anderen Tagen ist Ihnen das Zimmer einfach 'egal' - auch wenn es manchmal schwerfällt. Aber so haben alle ihren Frieden."

Was Marie Kondo nun wichtiger ist als Ordnung

Statt der Ordnung ist bei Kondo übrigens etwas anderes in den Mittelpunkt gerückt, nämlich die "Art und Weise, wie ich meine Zeit verbringe". Darum geht es auch in ihrem im November erschienen Buch "Kurashi: Der japanische Lebensstil für ein erfülltes Leben". Das japanische Konzept des Kurashi bedeutet so viel wie "Lebensweise; die Art, den Tag zu verbringen, bis die Sonne untergeht". Kondo wendet ihre Frage "Macht es dich glücklich?" ("Does it spark joy?") dabei auf das gesamte Denken und Verhalten des Einzelnen an.

"Aufräumen bedeutet, sich mit all den 'Dingen' in deinem Leben auseinanderzusetzen“, schreibt sie. "Also, was willst du wirklich in Ordnung bringen?" Sie ermutigt jeden, seinen eigenen Rhythmus, seine eigenen Routinen zu entwickeln, basierend auf dem, was uns glücklich macht. In ihrer derzeitigen Lebensphase hat sich das eben verändert: "Jetzt merke ich, dass es mir wichtig ist, Zeit mit meinen Kindern zu Hause zu verbringen."

Verwendete Quellen:

  • Washington Post: "Marie Kondo’s life is messier now — and she’s fine with it", 26.1.2023
  • Interview mit Julia Tiefenbacher, die mit ihren zwei Söhnen in München wohnt. Nach ihrer beruflichen Tätigkeit im Managementbereich ist sie heute als Vollzeit-Coach tätig. Sie berät - vor allem Mütter – in den Bereichen Zeit- und Ordnungsmanagement sowie Finanzen.
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