Kinder zocken gerne. Egal, ob am Handy, PC oder einer Konsole. Doch wie viel Gaming ist in Ordnung? An welchen Anzeichen können Eltern erkennen, dass es zu viel wird? Ein Spieleratgeber hat ein paar Tipps für Gamer-Eltern.
Ob auf dem Computer, der Konsole oder dem Smartphone – Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit mit Videospielen. Für Eltern mag das manchmal schwer nachvollziehbar und greifbar sein. Gerade, wenn Videospiele in der eigenen Kindheit vielleicht noch keine Rolle gespielt haben. Daniel Heinz, Leiter des Spieleratgeber-NRW, gibt Antworten auf wichtige Fragen.
"Das hängt immer davon ab, wie man es begleitet und worum es sich handelt", sagt Heinz. Hektische Spiele mit schnellen Bildern seien nichts für Kinder unter fünf oder sechs Jahren. Und natürlich gibt es auch einige Genres, die für Kinder und junge Jugendliche grundsätzlich tabu bleiben sollten, darunter sogenannte Ego-Shooter.
Es gebe allerdings Spiele auf dem Markt, die man schon mit Drei- oder Vierjährigen in kurzen Intervallen spielen könne. Die Spiele müssen jedoch kindgerecht aufbereitet, also auch pausierbar sein. Ausserdem sollte man kleine Kinder nie alleine vor ein Game setzen. "Im Vorschulalter darf nichts unbegleitet stattfinden", sagt der Sozial- und Medienspielpädagoge.
Wie viel Zeit vor der Konsole ist noch okay?
Endgültig beantworten lässt sich diese Frage nicht. Es gibt vielmehr verschiedene Richtwerte, an denen sich Eltern orientieren können. Bis zu einem Alter von fünf Jahren orientiert man sich laut Heinz in der Regel an bis zu einer halben Stunde Bildschirmzeit am Tag, bei sechs bis neun Jahren dann bis zu einer Stunde. "Wenn sie älter werden, empfiehlt sich meistens, ein wöchentliches Zeitkontingent mit den Kindern oder Jugendlichen auszuhandeln", rät der Experte.
Ähnlich wie beim Taschengeld lernen die Kinder und Jugendlichen dadurch, sich die Zeit einzuteilen. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes von 2022 wendeten 10- bis 17-Jährige im Durchschnitt eine Stunde und sieben Minuten pro Tag für Video- und Computerspiele auf, wie die Behörde in dieser Woche mitteilte.
Kinder haben ein Recht auf digitale Teilnahme
Sozialpädagoge Heinz empfiehlt, neben der Zeit vor allem auf die Motivation, die hinter dem Spielen steckt, zu achten. Eine Motivation könne sein, ob "das Gaming gebraucht wird, um irgendwelche real weltlichen Defizite zu kompensieren". Bleibt dieses Nutzungsverhalten über lange Zeit bestehen oder werden andere Dinge wie Hobbys oder Freunde und Familie vernachlässigt, "dann sollte man das Gespräch suchen oder sich Hilfe, zum Beispiel bei Erziehungsberatungsstellen, suchen", so Heinz.
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Im Extremfall kann Gaming nämlich zur Sucht werden. Eine Computerspielstörung liegt allerdings erst vor, wenn verschiedene Anzeichen, darunter Kontrollverlust bezüglich der Spieldauer oder Interessenverlust an früheren Hobbys, über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten auftreten. Grundsätzlich hätten Kinder "ein Recht auf digitale Teilnahme, also auch auf Spielen und Gaming", sagt Heinz. Zugleich stellt er klar: "Aber es muss natürlich alles innerhalb von Grenzen stattfinden und die müssen Eltern stecken."
Kann Gaming wirklich die Entwicklung fördern?
"Das kann es auf jeden Fall fördern", bestätigt Heinz. Bei vielen Spielen können sich Kinder und Jugendliche mit anderen Spielern über Chat- oder Audionachrichten austauschen. In Gilden oder Clans in Videospielen lernt man, sich in einem sozialen Verbund zu verständigen, gemeinsam Strategien zu erarbeiten oder für das Team Verantwortung zu übernehmen.
Einige Games spielen zudem in anderen Epochen und Umgebungen und bieten Anreize, um sich etwa mit Geschichte auseinanderzusetzen. Auch Strategie- oder Lernspiele können Lernanreize in verschiedenen Themengebieten setzen.
Doch Vorsicht: Was Eltern prüfen sollten
In einigen Computerspielen sind sensible Inhalte enthalten, die Kinder psychisch belasten können. Daher sollte man beim Kauf unbedingt auf die Alterskennzeichnungen achten oder sich vorher über die verschiedenen Spiele informieren.
Neben diesen sogenannten Inhaltsrisiken wisse man heute, dass es auch Interaktionsrisiken gebe, sagt Heinz. "Das heisst, es besteht die Möglichkeit, dass Kontakt zu Fremden zustande kommt, und es gibt Risiken für Mobbing", erklärt der Spieleratgeber. Aber auch Kostenfallen, etwa durch zusätzliche Inhalte, die für das Spiel gekauft werden können, sind ein mögliches Problem. Ebenso Bindungsfaktoren, also Mechanismen, die zum viel Spielen anregen.
Heinz hat noch einen Tipp: "Jugendschutzeinstellungen an den Spielgeräten können in vielen Fällen für mehr Sicherheit sorgen." Er rät insgesamt zu "gelassener Skepsis". Also: immer hinschauen. Aber verrückt machen lassen solle man sich nicht. (dpa/bearbeitet von mak)
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