Brillen und Kleider enthalten oft Acetat – ein Stoff, der besonders elastisch ist. Doch wie wird Acetat hergestellt? Und ist er unbedenklich? Erfahre hier mehr zu dem Stoff.
Kleidung aus konventionellem Kunststoff wie Polyester und Nylon hat erhebliche Nachteile: Sie basiert auf fossilen Brennstoffen, ist nicht biologisch abbaubar und kann Mikroplastik freisetzen. Diese Materialien sind oft weniger atmungsaktiv und können Hautirritationen verursachen.
Acetat, ein biobasiertes Polymer aus nachwachsender Zellulose, hat dem gegenüber einige Vorteile. Das Material ist halbsynthetisch und wird wegen seiner seidigen Haptik und hohem Tragekomfort oft für Kleidung und Accessoires wie Brillen geschätzt. Da es hypoallergen ist, eignet es sich bei empfindlicher Haut. Jedoch kann es auch Mikroplastik freisetzen.
Acetat: Naturfaser für Brillen und Kleidung
Acetat ist eine chemisch hergestellte Faser mit natürlichem Ursprung: Auch bekannt als Celluloseacetat, ist Acetat ein biobasiertes Polymer, das aus pflanzlicher Cellulose gewonnen wird. Biobasierte Polymere sind Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Pflanzen hergestellt werden und somit eine nachhaltigere Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen darstellen.
Acetat wird aus Cellulose hergestellt, der Gerüstsubstanz von Pflanzenzellen. Besonders reich an Cellulose sind Baumwolle und Holz. Diese Rohstoffe werden zu einem feinen Zellulosepulver gemahlen und mit Essigsäure verestert. Es findet eine chemische Reaktion statt und das Ergebnis sind recht stabile Acetatplatten. Daher ist das Material halbsynthetisch.
Die Platten lassen sich einfärben oder mit einem Muster versehen. Oft mischen Hersteller die Acetatfasern mit Baumwoll- oder Polyesterfasern und stellen daraus Kleidung her. Für Brillen ist das nicht nötig: Aus den Acetatplatten lassen sich die Brillenfassungen heraussägen, schleifen und weiter bearbeiten.
Eigenschaften und Vorteile von Acetat
Bei Brillen:
- Acetat zählt zum beliebtesten Material fürBrillen, da es sehr leicht ist und hochwertig aussieht.
- Optiker:innen können die Brillenbügel einfach an die Kopfform anpassen, da sich Acetat erwärmen und dann verformen lässt. Die Brille passt dann besser und trägt sich angenehmer.
- Auch optisch gibt es Vorteile: Die Hersteller können Acetat in jede beliebige Farbe einfärben, die Brille blank polieren, matt verkaufen oder auch mit detailreichen Mustern versehen.
Bei Kleidung:
- Da Acetat kaum Gewicht hat, sind die Kleidungsstücke mit einem hohen Acetatanteil sehr leicht.
- In der Regel glänzt der Stoff etwas und ist sehr weich – daher zählt Acetat auch zu den Kunstseiden.
- Besonders praktisch: Acetat ist sehr elastisch, pflegeleicht und knittert kaum. Der Stoff wird oft als Fütterung in warmen Jacken eingesetzt, aber auch bei festlichen Kleidern, Blusen und Dessous.
Acetat waschen: Worauf bei Kleidung und Brille achten?
Acetat ist ein besonderer Stoff, weshalb du beim Waschen einige Dinge beachten solltest:
- Da Acetat mit Essigsäure reagiert, solltest du keine aggressiven Reinigungsmittel verwenden. Die Brille also am besten nur mit Wasser säubern.
- Acetat verformt sich bei Hitze – das ist gut, um die Brille zu biegen. Doch Kleidung solltest du nur bei 30 Grad waschen, auf keinem Fall bei höheren Temperaturen.
- Wenn du Kleidung aus Acetat wäschst, verwende natürliche Waschmittel. Einige Fleckenmittel und laugenartige Waschmittel greifen das Acetat an.
- Auch beim Bügel solltest du die niedrigste Hitzestufe wählen. Oft ist Bügeln aber nicht nötig, da Acetat kaum knittert.
- In den Wäschetrockner sollten Kleidungsstücke aus Acetat nicht.
Ist Acetat gesund oder gefährlich?
Welche gesundheitlichen Auswirkungen Acetat in Kleidung und Brillen hat, ist bisher kaum erforscht worden. Das hat zwei Gründe:
- Acetate sind streng genommen nur Salze der Essigsäure und werden in der Wissenschaft vor allem in Kombination mit Metallen untersucht, zum Beispiel als Quecksilberacetat. Für Kleidung und Brillen verwenden Hersteller aber Celluloseacetat.
- Acetate werden oft mit bedenklichen Stoffen gemischt, die nicht deklarierungspflichtig sind. In Brillenfassungen sind zum Beispiel oft Weichmacher enthalten, ähnlich verhält es sich bei Kleidung. Diese Zusatzstoffe kommen in vielen Produkten vor und sind eingehend untersucht worden. Oft haben sich Weichmacher als bedenklich herausgestellt. Deshalb empfehlen wir dir nur Produkte aus Bio-Baumwolle oder anderen Naturfasern in Bio-Qualität.
Und auch in Sachen Nachhaltigkeit ist Acetat auf den zweiten Blick nicht unumstritten: Acetat gilt zwar als biologisch abbaubar, jedoch ist diese Eigenschaft abhängig davon, wie und wo der Stoff entsorgt wird. Ausserdem wurde herausgefunden, dass Celluloseacetat eines von 17 Materialien ist, die als Mikroplastik in der Arktis gefunden wurden.
Wie andere Kunststoffe solltest du also auch Acetat ganz bewusst als Material wählen, wenn sich kein anderes eignet.
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Überarbeitet von Annika Reketat © UTOPIA
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