Fast Beauty, das ist trendige Kosmetik zu Niedrigpreisen. Was zunächst harmlos klingt, hat durchaus Konsequenzen für die Umwelt. Hier liest du, was hinter dem Trend steckt.

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Fast Beauty ist in der Kosmetikbranche das, was Fast Fashion für die Modebranche ist.

Es handelt sich um Beauty-Produkte, die schnell auf den Markt kommen und gerade einen Trend bedienen. Die Werbung übernehmen oftmals Influencer:innen. In den Social-Media-Kanälen verraten sie ihre Geheimtipps für schöne Haut oder welche Make-up-Farben gerade "in" sind.

Diese "Fast-Strategie" geht ebenso wie bei der Fashion-Industrie oft auf Kosten der Umwelt.

Fast Beauty: Das Konzept

Die Fast-Beauty-Marken zeichnet genau das aus, was der Name sagt: Sie sind schnell und bringen immer neue Trendprodukte heraus. Laut einer Marktstudie der Beratungsgesellschaft McKinsey soll der Massenmarkt für Kosmetik und Körperpflege bis 2027 jedes Jahr um rund fünf Prozent zunehmen. Auf dieses Segment zielt das Fast-Beauty-Konzept ab.

Für ihr Absatzwachstum setzen die Fast-Beauty-Marken oftmals auf die enge Verbindung mit Social Media und deren Influencer:innen. Über die Reaktionen auf ihre Clips in TikTok oder Instagram erhalten sie sofort direkte Rückmeldung, wie ihre Produkte gerade ankommen. Über eine gezielte Analyse in TikTok schaffte es die Fast-Beauty-Marke "Florence by Mills" zum Beispiel die Zahl der abgespielten Videos um 800 Prozent zu steigern. Ein US-amerikanischer Bericht gibt an, dass etwa 65 Prozent der Verbraucher:innen Beauty-Produkte kaufen, die sie in den sozialen Medien gesehen haben.

Fast Beauty hat seinen Weg auch in die Parfümerien und Drogerien gefunden. Vielleicht hast du dich schon mal gefragt, wieso ständig neue Marken und Produkte im Sortiment sind. Oder du bist an Regalen voll mit Nagellack oder Lippenstiften in allen Schattierungen vorbeigeschlendert. Vielleicht hast du auch das eine oder andere Stück mitgenommen, weil es ja so günstig ist. Das ist Fast Beauty.

Auch damit gibt es weitere Parallelen zu Fast Fashion. Beide heizen den Konsum an – durch kurzlebige Trends zu niedrigen Preisen und Produkten aus der Massenfertigung.

Fast Beauty: Der schnelle Trend

Die Fähigkeit, schnell mit geeigneten Produkten auf die Wünsche der Kund:innen reagieren zu können, ist an sich kein Nachteil. Der direkte Kontakt mit den Social-Media-Nutzer:innen gibt den Fast-Beauty-Marken die Informationen darüber, was die Verbraucher:innen an dem jeweiligen Produkt vermissen oder lieben. Dieses Feedback können die Unternehmen gleich wieder in die Entwicklung der nächsten Trendprodukte einfliessen lassen.

Solche Vorteile sehen auch die etablierten Beautykonzerne und positionieren sich ebenfalls im neuen Fast-Beauty-Markt. Beispielsweise:

  • Kaufte der Shiseido Konzern die Fast-Beauty-Marke "Drunk Elephant". Dadurch profitieren beide Seiten. Drunk Elephant erhält dadurch Zugang zu den Forschungslabors von Shiseido und diese erschliessen sich eine neue, meist jüngere Zielgruppe.
  • Das US-amerikanische Traditionshaus Mac gründete mit Mac Underground seine eigene Fast Beauty Linie.

Im Vergleich zu den herkömmlichen Kosmetikprodukten nimmt die Produktentwicklung bei Fast-Beauty-Marken nur sehr wenig Zeit in Anspruch. Diese Schnelligkeit kann unter Umständen zulasten der Qualität und der Hautverträglichkeit gehen. Üblicherweise brauchen dermatologische Tests neuer Produkte einige Zeit, um eventuelle Hautreizungen ausschliessen zu können. So erklärt zum Beispiel die Naturkosmetikmarke Dr Hauschka, dass es nimmt auch die Prüfung der Qualität der Zutaten und der Sicherheit für die Verbraucher:innen Zeit in Anspruch.

Ob bei dem Tempo, mit dem Fast-Beauty-Marken ihre Produkte auf den Markt bringen, Zeit für solche Qualitätsprüfungen bleibt, lässt sich oftmals nicht beantworten. In den frei verfügbaren Informationen der Marken lassen sich die Antworten nicht finden.

Darauf weist zum Beispiel auch der US-amerikanische "The Good Shopping Guide" hin. Bei seiner Bewertung der Marke "Florence by Mills" bemängelt der Guide, dass die Unternehmensphilosophie zwar auf "Clean Beauty" ausgerichtet ist, aber es gibt dafür keine Beweise. So erteilt die Marke nach eigenen Aussagen bedenklichen Inhaltsstoffen, wie Phthalate, Parabene oder synthetischen Duftstoffen eine Absage. Allerdings sind die Produkte weder zertifiziert noch gibt es einen Nachhaltigkeitsreport des Unternehmens.

Fast Beauty: Problematisch in Herstellung und Entsorgung

Das Konzept Fast Beauty lebt von seiner Schnelllebigkeit. Die immer neuen Produkte benötigen entsprechend kaufwillige Abnehmer:innen. Die Auswahl in den Läden verleitet zu Impulskäufen und die Social-Media-Kanäle wecken vermeintliche Bedürfnisse.

Damit führt Fast Beauty vor allem zu einem Abfallproblem.

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Bei Fast Fashion kannst du Fehlkäufe umtauschen oder es bleibt der Weg zum Secondhandladen oder zu Tauschbörsen. Bei Kosmetikartikeln gibt es diese Möglichkeiten nicht.

  • Beauty-Produkte sind meist vom Umtausch ausgeschlossen. Gegen einen Secondhandmarkt sprechen schon Gründe der Hygiene.
  • Hinzu kommt, dass viele Kosmetikartikel, wenn sie einmal geöffnet sind, nur eine kurze Haltbarkeit besitzen. Der Weg in den Müll scheint für einen Grossteil der Fast-Beauty-Produkte vorgezeichnet. Die Abfallwirtschaftsbetriebe München weisen darauf hin, dass Kosmetikabfälle in den Restmüll gehören. Damit sind sie in der Regel nicht mehr zu recyceln. Die Dosen und Tiegel sind vorwiegend aus Plastik und laden als Restmüll in der Müllverbrennungsanlage.

Der übermässige Konsum von Kosmetikartikeln führt noch zu weiteren Problemen für die Umwelt:

  • Vernichtung von RegenwaldPalmöl ist ein häufig genutzter Rohstoff in der Kosmetikbranche. Das Online Magazin "Our Good Brand" weist darauf hin, dass die natürlichen Rohstoffe Zeit benötigen, um zu wachsen und zu reifen. Sie stehen also nicht in beliebiger Menge zur Verfügung. Um das angestrebte Wachstum in der Kosmetikbranche zu erreichen, müsste noch mehr Palmöl produziert werden. Vor allem die Palmölplantagen stehen hier in der Kritik. Sie entstehen oftmals auf abgeholztem Regenwald. Damit geht bei jeder Rodung ein Stück Artenvielfalt und natürlicher Kohlenstoffspeicher verloren. Durch Brandrodung von Regenwald gelangt der in den Bäumen und Pflanzen gespeicherte Kohlenstoff in die Atmosphäre. Dort verschärfen sie als CO2-Emissionen den Treibhauseffekt, der zu der Erderwärmung führt.
  • Chemische Inhaltsstoffe gelangen in die Umwelt – Ganz frei von chemisch-synthetischen Inhaltsstoffen sind die wenigsten Fast-Beauty-Produkte. Synthetische Emulgatoren oder Tenside können in den Boden und Gewässer gelangen und sich dort anreichern – einige der Stoffe basieren auf Erdöl.

Kann Fast Beauty auch nachhaltig sein?

Im Online Magazin "The Daily Beast" haben sich Fachleute mit der Frage zu Nachhaltigkeit und Fast Beauty beschäftigt. Unter der Voraussetzung, dass sich Fast-Beauty-Marken glaubwürdig die Umweltverträglichkeit ihrer Produkte zum Ziel setzen, könnte es funktionieren. Ihr Fazit: Sie halten es für möglich, auch einen Fast-Beauty-Markt mit umweltfreundlichen und hautverträglichen Produkten zu versorgen.

Trotzdem bleibt das Kernproblem von Fast Beauty bestehen: der übermässige Konsum und damit der Abfall.

Das kannst du für einen nachhaltigen Beautykonsum tun:

  • Einkäufe einschränken: Kaufe nur die Produkte, die du auch wirklich brauchst. Fast alle Hauttypen kommen mit wenigen Basics in der Gesichtspflege aus. Für Hauttypen mit Misch– oder trockener Haut reicht eine milde Gesichtsreinigung und eine entsprechende Pflegecreme aus. Mit einem pflanzlichem Gesichtsöl kannst du die Basispflege bei Bedarf ergänzen. Bei unreiner Haut oder Akne sowie einer reifen Haut können zusätzliche Pflegeprodukte sinnvoll sein. Tipp: In vielen Fällen kannst du auch auf eine zusätzliche Nachtcreme verzichten.
  • Hautpflege selber machen: Du kannst dir deine Naturkosmetik selber machen oder ein pflanzliches Körperöl mit einfachen Mitteln herstellen.
  • Zertifizierte Naturkosmetik: Diese Marken verwenden nur natürliche Inhaltsstoffe, die ohne chemisch-synthetische Zusätze auskommen. Die Produkte sind beispielsweise frei von Parabenen oder Silikonen. Die pflanzlichen Rohstoffe kommen dabei grösstenteils aus dem biologischen Anbau – sind also frei von möglichen Rückständen von Pestiziden. Bei Artikeln, die zusätzlich noch Fairtrade oder Vegan Siegel tragen, sicherst du den Arbeiter:innen auf den Plantagen einen auskömmlichen Lohn und erwirbst Produkte, die ohne Tierversuche getestet sind.

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