Der Bechdel-Test soll auf einfache und schnelle Weise einschätzen können, wie sexistisch ein Film ist. Wie der Test funktioniert und ob er hält, was er verspricht, erfährst du hier.

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Avatar, Frühstück bei Tiffany, Good Will Hunting oder Forrest Gump sind nur einige von weltweit bekannten Filmklassikern, die als cineastische Kunstwerke gelobt werden. In all diesen Filmen werden weibliche Rollen jedoch auf sexistische stereotype Weise dargestellt oder sind völlig unterrepräsentiert.

Möchtest du auch herausfinden, ob dein Lieblingsfilm insgeheim sexistische Narrative reproduziert? Dann kannst du den Bechdel-Test anwenden. Was nicht wirklich verwundert: Viele sogenannte Filmklassiker bestehen den Sexismustest nicht.

Bechdel-Test: Vier einfache Fragen

Der Bechdel-Test besteht in seiner ursprünglichen Fassung aus drei Fragen:

  • Gibt es mindestens zwei weiblich gelesene Charaktere?
  • Sprechen sie miteinander?
  • Unterhalten sie sich dabei über etwas anderes als über eine männlich gelesene Figur?

In der modifizierten Fassung kommt noch eine vierte Frage hinzu: Falls es mehrere weiblich gelesene Charaktere gibt, haben diese alle einen Namen?

Diese Kriterien scheinen auf den ersten Blick leicht zu erfüllen zu sein. Doch zahlreiche Filme erreichen sie nicht. So etwa auch die gesamte Herr-der-Ringe-Trilogie, in der zum grössten Teil gar keine weiblich gelesene Figur zu sehen ist. Auch die ersten drei Star-Wars-Filme, der Club der toten Dichter oder Lola rennt bestehen den Bechdel-Test nicht.

Beispiele für Filme, die die Kriterien des Bechdel-Tests erfüllen, sind etwa Barbie, Poor Things, Dune, Dirty Dancing oder Mean Girls. Eine grosse Liste an Filmen und eine dazugehörige Einschätzung, ob sie den Test bestehen oder nicht, findest du auch auf BechdelTest.com

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Bechdel-Test: Ursprung und Bedeutung

Seinen Namen verdankt der Bechdel-Test der Comic-Autorin Alison Bechdel. Sie entwarf die Fragen für ihr Werk "Dykes to Watch Out for", in dem eine weiblich gelesene Figur einer anderen erklärt, wie sie über die Qualität eines Films entscheidet.

Feministische Filmkritiker:innen begannen, sich immer häufiger auf den Test zu beziehen, sodass er einer immer grösser werdenden Öffentlichkeit bekannt wurde. Mittlerweile nutzen auch grössere Filminstitutionen den Bechdel-Test als Qualitätsmerkmal. So etwa der Europäische Filmförderungsfonds Eurimages oder das schwedische Filminstitut.

Bechdel wehrt sich dabei dagegen, als die alleinige Urheberin des Sexismustests bezeichnet zu werden. Sie wünscht sich, dass der Test künftig als "Bechdel-Wallace-Test" bezeichnet wird. Denn Bechdels Freundin Liz Wallace hatte die ursprüngliche Idee für die Fragen des Tests.

Kritik: Reichen vier Fragen?

Der Bechdel-Test ist zwar ein guter erster Anhaltspunkt, um einzuschätzen, wie sexistisch ein Film ist. Trotzdem sind nicht alle Filme auch wirklich als nicht-sexistisch oder gar feministisch zu verstehen, wenn sie die drei bis vier Kriterien erfüllen. So würde ein Film etwa schon den Test bestehen, wenn sich zwei weiblich gelesene Charaktere für zwei Minuten über den Haushalt unterhalten.

Zudem lassen die Fragen einen gewissen Interpretationsspielraum zu. So findest du auf verschiedenen Portalen teilweise sehr unterschiedliche Einschätzungen dazu, ob ein Film den Bechdel-Test besteht oder nicht.

Für eine fundierte feministische Kritik eines Filmes bedarf es also noch weiterer Kriterien, die die verschiedenen Charaktere, Dialoge und Dynamiken genauer in den Blick nehmen.

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Übrigens: Nicht nur in der Filmindustrie gibt es (versteckten) Sexismus und eine feministische Gegenbewegung. So gibt es beispielsweise feministische Literatur, feministische Mode und feministische Aussenpolitik.

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