Einige Gemüsesorten sind roh giftig – deswegen musst du sie kochen, bevor du sie isst. Für welche Gemüsesorten das gilt und was du dabei beachten solltest, erklären wir dir hier.
Einige Gemüsepflanzen enthalten von Natur aus Giftstoffe, um sich vor Fressfeinden und Schädlingen zu schützen. Manche dieser Stoffe sind auch für den Menschen giftig. Einige dieser Gifte kannst du jedoch durch Erhitzen unschädlich machen.
Rohe Kartoffeln enthalten Solanin
Rohe Kartoffeln enthalten von Natur aus das für Menschen giftige Solanin. Deswegen solltest du Kartoffeln nicht roh essen, sondern vor dem Verzehr kochen.
Die Kartoffel als Nachtschattengewächs produziert Solanin, um sich vor Schädlingen und Krankheitserregern zu schützen. Normalerweise enthält ein Kilogramm frischer Kartoffeln weniger als 100 Milligramm Solanin. Dies ist bei einem normalen Verzehr unbedenklich, da empfohlen wird, nicht mehr als 0,5 MilligrammSolanin pro Kilogramm Körpergewicht täglich zu sich zu nehmen.
Die Solanin-Konzentration ist in grünen Stellen und in Kartoffelkeimen allerdings besonders hoch. Bei einer leichten Solanin-Vergiftung kann es zu einem Kratzen und Brennen im Hals sowie zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Schwerere Vergiftungen verursachen zusätzlich Bewusstseinsstörungen.
Wenn du Kartoffeln zubereitest, solltest du auf Folgendesachten:
- Lagere die Kartoffeln an einem dunklen, kühlen und trockenen Ort.
- Schneide Sprossknospen und grüne Stellen grosszügig heraus.
- Entferne die Kartoffelschale vor oder nach dem Kochen.
- Koche die Kartoffeln so lange, bis sie gar sind.
- Giesse das Kochwasser nach dem Kochen weg – das Solanin geht beim Kochen ins Wasser über.
- Verarbeite keine grünen oder stark keimenden Kartoffeln.
- Schmeckt eine Kartoffel bitter, iss sie nicht auf.
Rohe Bohnen enthalten Phasin
Rohe Bohnen enthalten das zur Gruppe der Lektine gehörende Phasin. Diese Eiweissverbindung schützt die Pflanze vor Fressfeinden, ist für den Menschen jedoch bereits in kleinsten Mengen giftig: Phasin stört den Sauerstofftransport in unserer Blutbahn und die Aufnahme von Nährstoffen im Darm. Rohe Kidneybohnen und Gartenbohnen enthalten besonders viel Phasin. Darum solltest du Bohnen niemals roh essen.
Bereits wenige rohe Bohnen können starke Vergiftungserscheinungen auslösen: Magen-Darm-Beschwerden, Fieber, Krampfanfälle und Schockzustände. Dabei treten die Beschwerden meist zwei bis drei Stunden nach dem Verzehr auf.
Die gute Nachricht: Du kannst das in den Bohnen enthaltene Phasin durch hohe Temperaturen zerstören. Koche die Bohnen dazu mindestens zehn bis 15 Minuten in Wasser. Verzichte auf Dünsten oder Dampfgaren, denn hier wird die erforderliche Temperatur nicht immer erreicht. Das gilt für rohe und tiefgekühlte Bohnen. Bohnen aus dem Glas oder der Konserve musst du nicht mehr kochen – sie wurden bereits ausreichend erhitzt. Und das Bohnenwasser kannst du auch verwenden.
Vorsicht auch bei anderen Hülsenfrüchten!
Nicht nur Bohnen enthalten Phasin, sondern auch andere Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel Kichererbsen. Problematisch ist auch Blausäure, die in grösseren Mengen in Limabohnen oder in Urdbohnen vorhanden ist. Ebenso wie Phasin zerstörst du die Blausäure durch mindestens 15-minütiges Kochen. Wichtig: Schütte das Kochwasser unbedingt weg, denn die Blausäure geht in das Kochwasser über.
Welches Gemüse du sonst noch kochen solltest
Neben den bisher angesprochenen Gemüsesorten gibt es noch weitere, die du nicht roh essen solltest:
Maniok
- Die Maniokknolle enthält Blausäure, die bereits in kleinen Mengen tödlich sein kann. Erst nach Durchlaufen eines mehrschrittigen Prozesses ist Maniok für den Verzehr geeignet.
Rhabarber, Spinat, Rote Bete, Süsskartoffel, Mangold
- Diese Gemüsesorten enthalten Oxalsäure. Oxalsäure hemmt die Aufnahme von Mineralstoffen wie Magnesium, Eisen und Calcium. Neben einem drohenden Mineralstoffmangel kann Oxalsäure die Bildung von Nierensteinen begünstigen und die Niere schädigen.
- Gesunde Menschen vertragen die bei üblichen Mengen aufgenommene Oxalsäure gut – Menschen mit Nierenschädigungen sollten jedoch auf diese Lebensmittel verzichten. Durch Schälen, Blanchieren und Kochen verringert sich der Oxalsäuregehalt deutlich. Die Oxalsäure geht beim Kochen ins Kochwasser über, deswegen solltest du das Kochwasser nicht weiterverwenden.
Bei Verdacht auf Vergiftung: Rettungsdienst und Giftnotrufzentrale informieren
Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung, zögere nicht lange und rufe den Rettungsdienst (112) und die Giftnotrufzentrale an.
Kinder sind wegen ihres geringeren Körpergewichts besonders gefährdet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat eine App "Vergiftungsunfälle bei Kindern" entwickelt. Mit dieser App kannst du im Notfall direkt das zuständige Giftinformationszentrum kontaktieren. Ausserdem bietet die App viele Informationen rund um das Thema "Vergiftungen bei Kindern".
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