Mit einem 60-Liter-Rucksack durch die Welt reisen, aufregende neue Städte und Kulturen kennenlernen, Freund:innen aus aller Welt finden und den Alltag völlig hinter sich lassen: Philosophin Dr. Ines Maria Eckermann lebt seit fast zwei Jahren als digitale Nomadin. Doch statt den Laptop in einem ostasiatischen Nomaden-Hotspot aufzuklappen, blieb sie in Europa. Sie teilt ihre Erfahrungen und berichtet, was im nachhaltigen Reisegepäck nicht fehlen darf.

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Mit einem Cocktail in der Hand und den Füssen im warmen Südseesand ein eigenes Business aus dem Liegestuhl leiten – das ist ein vorherrschendes Klischee für Dauerreisende. Doch längst nicht alle Menschen, die einige Zeit wie Nomaden ohne festen Wohnsitz durch die Welt ziehen, leben als Aussteiger:innen auf Bali und Co.. Unsere Autorin ging auf kleine Reise – und begab sich dennoch auf ein grosses Abenteuer.

Wie sich eine Reisende von einer Touristin unterscheidet

Als ich mich 2022 dafür entschied, das meiste meiner Habe zu verkaufen und als digitale Nomadin loszuziehen, war mir klar: Ich wollte auf kleine Reise gehen. Denn Reisen muss nicht bedeuten, so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen. Reisen bedeutet nicht, Sehenswürdigkeiten zu fotografieren oder vor ihnen zu posieren, um ein gutes Foto zu machen.

Der Unterschied zwischen Reisen und Tourismus ist für mich die Bereitschaft, sich von der Reise und den Begegnungen berühren und verändern zu lassen. Die Entspannung des Tourismus liegt darin, dass wir die Schönheit der Welt konsumieren können, ohne uns selbst in Frage stellen zu müssen. Wenn wir reisen, sehen wir, dass ein anderes Leben möglich ist. Reisende spüren unwillkürlich, ob das Andere sie fasziniert oder ob sie zum Vertrauten zurückkehren wollen. Reisen heisst, unseren Blick auf die Welt zu weiten – und auch uns selbst neu kennenzulernen.

Digitale Nomadin: Warum ich mich gegen Asien entschied

Mir war es wichtig, in die Kultur der jeweiligen Stadt einzutauchen, andere Schreibende kennenzulernen und vielleicht ein paar neue Freund:innen zu finden. Deshalb entschied ich mich von Anfang an dafür, mindestens zwei Monate in jeder Stadt zu bleiben.

Das erwies sich jedoch schnell als zu kurz. Also blieb ich fünf Monate in Madrid und jeweils drei Monate in Kopenhagen, Berlin und Rom. Zum Abschluss kehre ich nochmal nach Madrid zurück. Ebenso bewusst, wie ich die Orte auswählte, reiste ich: meist langsam, meist mit Bus oder Bahn. Und noch bewusster packte ich meinen Rucksack – denn sein Inhalt war unterwegs mein Zuhause.

Die nachhaltige Packliste für eine mehrjährige Reise

Die folgenden Dinge wurden zu treuen Begleitern auf meiner zweijährigen Reise durch Europa. Sie beweisen: Als digitale Nomadin reichen 20 Kilogramm Gepäck aus. Um meiner schreibenden und zeichnenden Tätigkeit nachzugehen, hatte ich zudem Laptop und iPad samt Ladekabel im Rucksack, ebenso zwei kleine Klemmmikros.

Rucksack für kleine Menschen

Menschen mit einer geringeren Körpergrösse als der Durchschnitt werden mit einem Standard-Rucksack nicht glücklich werden. Deshalb habe ich mir vor Jahren einen Rucksack gekauft, der sich auch auf kleine Menschen anpassen lässt und dessen Beckengurt sich in Höhe und Weite auf meine Masse einstellen lässt. So kann sich das Gewicht gleichmässiger verteilen. Da ich während meiner Reise etwa 20 Kilogramm Gepäck mit mir herumschleppte, war das ein wichtiger Faktor.

Wie viel und welche Kleidung als Langzeitreisende?

Wie viel Kleidung man auf eine lange Reise mitnehmen möchte, ist individuell. Gerade bei längeren Aufenthalten an einem Ort zeigt sich aber: Weniger ist mehr. Denn vor Ort kann man seine Wäsche waschen und so auf das eine oder andere zusätzliche Kleidungsstück verzichten.

Da ich eher klein bin, nehmen meine Kleider und Röcke recht wenig Platz im Rucksack weg. Dennoch ist man damit recht schick gekleidet. Als Läuferin habe ich immer Laufschuhe und einen Satz Sportklamotten für Sommer und Winter dabei.

Nähzeug

Da mein Rucksack schon einige Jahre auf dem Buckel hat, hat er einige Risse, die ich immer wieder nähen muss. Aber auch wenn mal ein Knopf abfällt oder ein Pulli ein Loch hat, ist eine Rolle Garn und eine Nähnadel hilfreich. Denn wer nachhaltig reisen möchte, sollte daran denken, dass es ab und zu Dinge zu reparieren gibt.

Die richtige Thermosflasche fürs Reisen

0,7 Liter sind fürs nachhaltige Reisegepäck nicht zu viel und nicht zu wenig: Es ist genug, um auf einer längeren Fahrt nicht durstig zu werden und dennoch ist das Gewicht der Flasche im gefüllten Zustand noch in Ordnung.

Meine isolierte Flasche hat zusätzlich einen Einsatz für losen Tee. Durch die Isolation ist der Tee auch nach Stunden noch warm. Kaltes Wasser dagegen bleibt angenehm kühl.

Faltbare Kaffeemaschine

Folgendes Reiseutensil kann für Kaffeetrinker:innen wichtig sein: In meiner Übergangswohnung in Berlin fehlte neben fliessendem warmen Wasser auch die Kaffeemaschine. Zwar hatte der Vermieter im Vorfeld eine Kaffeemühle angepriesen. Allerdings musste ich erst eine Lösung finden, aus dem Kaffeemehl auch einen vernünftigen Kaffee zu brühen – denn die Maschine fehlte.

Deshalb besorgte ich mir eine faltbare Halterung für Kaffeefilter und einen wiederverwendbaren Filter aus Metall. Zusammen funktionieren beide wie eine Filterkaffeemaschine, in die oben heisses Wasser eingefüllt wird. Eine Cafetiere für die Herdplatte wäre mir geschmacklich zwar lieber gewesen, aber da sie recht viel Platz einnimmt, darf die faltbare Variante nun mit mir durch die Welt reisen.

Faltbare Brotdose für digitale Nomad:innen

Ob für das Brot bei der Wandertour oder für übriggebliebene Tomatensosse vom Abendessen: Eine faltbare Brotdose nimmt nicht viel Platz weg und ist sehr praktisch. Meine hat zudem einen Löffel im Deckel, der super ist, um Couscous-Salat oder Nudeln mitzunehmen und unterwegs zu essen.

Verschlussklemmen

Damit Cornflakes, Mehl oder Chips nicht pappig werden, hilft eine Verschlussklemme. Anfangs habe ich meist Haargummis dafür zweckentfremdet. Doch als ich das Haargummi seiner eigentlichen Bestimmung zuführen wollte, musste eine Alternative her.

Leinenbeutel fürs nachhaltige Reisegepäck

Meist nehme ich einen Leinenbeutel mit in die Bäckerei. Doch dieser Beutel war auch praktisch, wenn ich selbst gebacken habe. Nur wenige Länder sind so besessen von Brot wie Deutschland. Einen Brotkasten sucht man deshalb meist vergeblich. Daher kommt der Brotbeutel zum Aufbewahren von Brötchen und Co. gerade recht.

Faltbarer Einkaufsbeutel

In vielen Ländern finden es die Menschen an der Supermarktkasse immer noch sehr lustig, dass ich mit meinem eigenen Beutel einkaufe, statt mir einen Schwung Plastiktüten aufs Band legen zu lassen. Doch als umweltbewusster Mensch habe ich immer eine faltbare Tüte in der Tasche und deshalb auch in meinem nachhaltigen Reisegepäck.

Messer mit Klingenschutz und Schleifgerät

Mir geht es mit stumpfen Messern so wie anderen mit langsamem Internet: Ich habe einfach keine Geduld dafür. Wenn ich einen Kürbis schneiden möchte, kann mich ein mickriges Schälmesser in den Wahnsinn treiben. Deshalb habe ich ein Messer in meinem Reisegepäck. Damit dieses nicht meine Pullover ersticht, während ich das Land wechsle, hat das Schneidemesser eine Schutzhülle. Praktischerweise ist diese Hülle zugleich ein Schleifgerät. So habe ich immer eine scharfe Klinge parat.

Reibe

Eine Reibe ist kein Muss. Da ich aber gerne koche und ab und zu die Reibeplätzchen meiner Oma vermisse, habe ich mir eine Reibe gekauft. Damit zerkleinere ich Kartoffeln und reibe Muskatnuss in den Teig. Da die Reibe recht klein und leicht ist, darf sie mitkommen.

Schlafbrille und Ohrstöpsel

Im Nachhinein ist man immer schlauer – das gilt auch für Wohnungen, die ich ohne Besichtigung über das Internet anmietete. Eine meiner Wohnungen hatte eine Glastür zum Hausflur. Wann immer jemand nachts nach Hause kam und das Licht anschaltete, wurde ich vom Licht geweckt, das ungehindert in mein Bett fiel.

Deswegen kaufte ich eine Schlafmaske und ein paar Ohrstöpsel, um auch das Getrapse der Nachbar:innen auszublenden. Seither schlafe ich, egal wo ich bin, wie ein Stein. Für alle digitale Nomad:innen mit einem leichten Schlaf kann ich deshalb beide Dinge im Reisegepäck empfehlen.

Sportgeräte im Reisegepäck: Yogamatte und Terraband

Da ich regelmässig Yoga und Übungen mit dem Terraband mache, hatte ich auf meiner Reise eine faltbare Matte und ein elastisches Band in meinem Rucksack. Die Yogamatte ist zwar nicht ganz leicht. Aber wer versucht hat, auf einem Handtuch seine Asanas zu machen, weiss, warum es mir wert ist, etwas mehr Gewicht zu tragen.

Erste-Hilfe-Kasten

Nicht nur, wer ein scharfes Messer im Rucksack hat, sollte immer auch ein paar Pflaster, ein Fieberthermometer und die wichtigsten Medikamente dabeihaben. Weniger kann hier aus meiner Sicht mehr sein. Deine Hausärztin oder dein Hausarzt gibt hier aber die besten Tipps, was für dich persönlich sinnvoll ist.

Nachhaltig unterwegs auf Reisen: Navi-Halter fürs Fahrrad

Da ich ständig in neuen Umgebungen unterwegs war und mein Orientierungssinn mich zuweilen im Stich lässt, habe ich eine Handyhalterung für den Fahrradlenker im Gepäck. Da ich mir meist ein Fahrrad für meine Zeit in einer Stadt leihe, kann ich die Silikonhalterung einfach um den Lenker schlingen und an das entsprechende Fahrrad anpassen. So kann mich mein Handy beim Radeln ans gewünschte Ziel navigieren.

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Lieblingskissenbezug

Wer über Jahre ohne festen Wohnsitz lebt, wird meinen letzten Gepäcktipp verstehen: Ich wollte eine Sache haben, mit der ich mich sofort zuhause fühlen kann, egal wo ich bin. Also habe ich mir einen weichen Kissenbezug gekauft. Sobald dieser über dem Kissen sitzt, sieht es aus wie mein eigenes Bett. Und wo sonst sollten wir uns wohl fühlen, wenn nicht dort, wo wir schlafen?  © UTOPIA

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