Die Eisheiligen sind Gedenktage im Mai, doch mit ihnen hängt auch eine alte Bauernregel zusammen: Gärtner:innen sollten ihre Pflanzen erst nach den Eisheiligen ins Beet setzen. Ist die Regel in Zeiten des Klimawandels noch relevant?
Bei den Eisheiligen handelt es sich um Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia – Heiliggesprochene aus dem 4. und 5. Jahrhundert, deren Gedenktage auf Mitte Mai fallen. Rund um die Eisheiligen gibt es ausserdem viele Bauernregeln, die vor Frost warnen.
Sie alle haben gemeinsam, dass Bäuer:innen und Gärtner:innen ihr Gemüse erst nach den Eisheiligen ins Beet setzen und neue Pflanzen aussäen sollen. Denn vorher bestehe noch die Gefahr von Bodenfrost.
Die Eisheiligen sind jedes Jahr an den gleichen Tagen:
- Mamertus: 11. Mai
- Pankratius: 12. Mai
- Servatius: 13. Mai
- Bonifatius: 14. Mai
- Sophia: 15. Mai
"Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt Wetter bringt”, lautet zum Beispiel eine der vielen Bauernregeln zur Eisheiligen Sophie.
Wetterphänomen der Eisheiligen
Lange Zeit haben die Eisheiligen das Gartenjahr diktiert. Tatsächlich waren sie bis vor ein paar Jahrzehnten ein guter grober Richtwert, so der Experte für Agrarmeteorologie Andreas Brömservom Deutschen Wetterdienst. Die Gefahr von Bodenfrost war im Mai damals noch immer recht hoch, obwohl oft schon im April viele Tage frostfrei blieben. Der Grund: Im Frühling erwärmt sich der Kontinent viel schneller als das Meer. Daher entstehen Tiefdruckgebiete und kalte Luftmassen aus dem Polarraum ziehen zu uns. Sie sorgten dafür, dass es hin und wieder zu Bodenfrost kommt und man die Gartenarbeit im Mai daran anpassen musste.
Auch die geografische Lage innerhalb Deutschlands beeinflusst, ob und wann noch Fröste zu erwarten sind. Während im milden Tiefland des Westens und Nordwestens Frost in der ersten Maihälfte früher selten war, musste man in höher gelegenen Tälern der Mittelgebirge auch in der zweiten Maihälfte noch mit Frösten rechnen.
Die Eisheiligen Mitte Mai sollten Orientierung geben: Ab Mitte Mai sind Kälteeinbrüche und Bodenfrost sehr unwahrscheinlich. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass es nach den Eisheiligen noch einmal sehr kalt wurde. Möglicherweise liegt das daran, dass es im 16. Jahrhundert eine Kalenderreform gab. Doch das Datum für die Eisheiligen ist geblieben. Eigentlich würden die Eisheiligen nun circa auf den 22. bis 26. Mai fallen.
Spielen die Eisheiligen 2025 noch eine Rolle?
Mittlerweile dürften die Eisheiligen aber grösstenteils hinfällig sein. Grund dafür ist der Klimawandel. Er sorgt laut Andreas Brömser dafür, dass sich die Frostgrenze im Kalenderjahr circa sieben bis zehn Tage nach vorne verschiebt. Somit treten heute die letzten Fröste meist zwischen Ende April und Anfang Mai auf.
Möchtest du kälteempfindliche Kulturen wie Tomaten, Paprika, Aubergine, Kürbis, Zucchini oder Gurke aussäen, kannst du also damit durchaus kurze Zeit vor den Eisheiligen beginnen. Die Wahrscheinlichkeit für Kälteeinbrüche ist in den milden Lagen Deutschlands ab Anfang Mai sehr unwahrscheinlich geworden.

Wie viele Eisheilige gibt es wirklich?
Nord- und Süddeutschland sind in der Frage gespalten, wie viele Eisheilige es wirklich gibt:
- Traditionell beginnen die Eisheiligen im Norden Deutschlands am 11. Mai mit dem Namenstag des Heiligen Mamertus. Die Heilige Sophia am 15. Mai ist die fünfte und letzte der Eisheiligen.
- In Süddeutschland sind weiträumig nur drei Heilige verbreitet: am 12. Mai Pankratius, einen Tag später Servatius und am 14. Mai Bonifatius.
Wer sind die Eisheiligen?
Die fünf Tage der sogenannten "Eisheiligen” sind nach den Namenstagen christlicher Heiliger benannt:
- Mamertus (11. Mai): Er war im 5. Jahrhundert Bischof von Vienne bei Lyon, soll mehrere Wunder vollbracht haben und wird unter anderem bei Fieber um Beistand gerufen.
- Pankratius (12. Mai): Er zählt zu den ersten Märtyrern und wurde zu Beginn des 4. Jahrhunderts in Rom hingerichtet.
- Servatius (13. Mai): Er war Bischof in Belgien und wird bei Frostschäden um Hilfe angerufen.
- Bonifatius (14. Mai): Er hat sich spät dem Christentum angeschlossen, starb aber kurz darauf als Märtyrer.
- Sophia (15. Mai): Die Märtyrerin wird oft um Beistand bei Spätfrost und um eine gute Ernte gebeten.
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Bauernregeln zu den Eisheiligen im Überblick
Es gibt unzählige Bauernregeln zu den Eisheiligen – wir fassen die bekanntesten Sprüche zusammen:
- Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
- Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.
- Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
- Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.
- Servaz muss vorüber sein, will man vor Nachtfrost sicher sein.
- Pflanze nie vor der Kalten Sophie.
- Die kalte Sophie macht alles hie.
- Wenn’s an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.
- Pankraz hält den Nacken steif, sein Harnisch klirrt von Frost und Reif.
- Pankratz und Urbanitag ohne Regen – versprechen reichen Erntesegen.
- Servaz muss vorüber sein, willst du vor Nachtfrost sicher sein.
- Vor Servaz kein Sommer, nach Servaz kein Frost.
- Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt Wetter bringt.
- Kalte Sophie wird sie genannt, denn oft kommt sie mit Kälte dahergerannt.
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Überarbeitet von Annika Reketat © UTOPIA